Audi e-tron Sportback im Test (2020): elektrisches Oberklasse-Crossover als edles SUV-Coupé
Der erste Serien-e-tron war ein kompakter Plug-in-Hybrid, der A3 Sportback e-tron. 2019 kam das erste batterieelektrische Modell auf den Markt: der drei Nummern größere Audi e-tron – ein knapp fünf Meter langes Oberklasse-SUV. Mit dem e-tron Sportback verknüpfen die Ingolstädter diese Familienzweige: zu einem schnittigen SUV-Coupé. Ob die Familienzusammenführung geglückt ist? Die Antwort gibt unser Testbericht.
Inhalte des Testberichts zum Audi e-tron Sportback
E-tron Sportback – schnittig im Profil, schnittig im Wind
Während Audi bereits zwei Luxus-E-SUVs in seinen Reihen hat, lassen diese bei den heimischen Erzkonkurrenten auf sich warten. Der BMW X6, der Urvater der SUV-Coupes, harrt bis dato einer Elektrifizierung – der Mercedes EQC wartet noch auf seine Markteinführung. Für die Premium-VW-Tochter aus Ingolstadt ist das ein Prestige-Erfolg, der sich auch in den Verkaufszahlen niederschlägt. Knapp 3.600 Exemplare hat man vom nagelneuen e-tron 2019 verkauft. Zum Vergleich: Das Elektro-SUV von Jaguar, der I-Pace, ist ein Jahr länger auf dem Markt; von ihm sind aber erst knapp 1.000 Modelle im Umlauf. Vom Erfolg angespornt baut Audi jetzt mit dem e-tron Sportback – einer Kombination aus viertürigem Coupé und großräumigem SUV – eine Doppelspitze im Segment der Elektro-Oberklasse-SUVs auf. Zudem präsentierte man für das Schwestermodell e-tron, parallel zur Vorstellung des Schräghecks im November 2019, ein Technik-Update. Auch das herkömmliche Oberklasse-SUV profitiert damit von den technischen Verbesserungen, die im neuen SUV-Coupé stecken. Was sie bringen? Zuvorderst mehr Reichweite.
Beim gewöhnlichen e-tron-SUV spricht Audi von einem Reichweitenplus um die 25 Kilometer- beim SUV-Coupé kommen weitere 10 hinzu. Die Frage ist, wie kommt es zu diesem Plus. Wir beginnen unsere Spurensuche im Testmodell, dem e-tron Sportback 55 quattro mit 300 kW bzw. 408 PS und 664 Nm (Kraftstoffverbrauch kombiniert NEFZ/WLTP: 22,76/26,0 kWh auf 100 km, 0 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+). Der Grund, weshalb er dem e-tron mit 446 km nach WLTP im Schnitt um 10 Kilometer davonfährt, ist sein Karosserie-Schnitt. Der e-tron Sportback liegt aerodynamischer im Wind: im Idealfall – mit den virtuellen Außenspiegeln und dem „S line Exterieur“-Paket – mit einem cw-Wert von 0,25. Der e-tron erreicht bestenfalls einen cw-Wert von 0,27. Außerdem ist er mit 1,63 Metern um rund eineinhalb Zentimeter höher als das SUV-Coupé; die Stirnfläche misst so um einige Quadratdezimeter mehr. Weniger Luftwiderstand heißt naturgemäß weniger Energieverbrauch: im Falle des e-tron Sportback sind es rund 0,5 kWh pro 100 Kilometer.
Video: Audi e-Tron Sportback – So luxuriös kann E-Mobilität sein
Mehr nutzbare Batteriekapazität, mehr Reichweite & schnellerer Lader
Dass die Reichweite beider Audi e-tron-Modell im 2020-Jahrgang um ca. 5% steigt, hat indessen andere Ursachen. Zum einen haben die Ingolstädter Ingenieure das elektrisch gesteuerte brake-by-wire-Bremsystem optimiert; ihr Restbremsmoment konnte verringert werden. Runder, sprich effizienter, arbeitet zum anderen auch der elektrische Quattro-Allradantrieb. Der asynchrone Drehstrommotor an der Vorderachse koppelt im Standard-Fahrbetrieb zuverlässiger aus. Er läuft nahezu stromlos mit und schaltet sich erst zu, wenn sein asynchroner Schwesterantrieb an der Hinterachse Hilfe braucht. Zu guter Letzt hat Audi auch die Effizienz der nahezu 700 Kilo schweren 95-kWh-Batterie verbessert: vor allem mit Modifikationen bei der Kühlung, die weniger Strom benötigt. Der Effekt dieser Verbesserung: Der Fahrer kann effektiv einen größeren Teil der Kapazität nutzen: statt 83,6 exakt 86,5 kWh. Optional liegt die Bruttokapazität auch bei 64 kWh – wie das, mag man sich fragen? Die Antwort gibt die zweite Leistungsstufe, die Audi mit dem Debüt des e-tron Sportback für beide Modelle einführt.
Der Audi e-tron Sportback 50 quattro geht mit 230 kW bzw. 313 PS und 540 Nm etwas gesitteter zu Werke (Kraftstoffverbrauch kombiniert NEFZ/WLTP: 22,76/26,0 kWh auf 100 km, 0 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+). Aber nur etwas. Denn selbst mit dem schwächeren E-Motoren-Duo zieht das 2,5-Tonnen-SUV viele konventionelle Sportwagen ab: insbesondere beim Ampelstart und beim 0-100-Antritt: mit einer Zeit von 6,8 Sekunden. Der 55 quattro ist beim Sprint indes noch eine Sekunde schneller – und hat auch bei der Spitzengeschwindigkeit die Nase um 10 Stundenkilometer vorn (200 km/h). Beim Reichweitenvergleich schlägt der stärkere den schwächeren e-tron um knapp 100 Kilometer – beim Preis hat er jedoch das Nachsehen. Rund 12.000 Euro kostet der 55 quattro mehr als der 50 quattro. Er lässt sich an der öffentlichen Ladesäule oder am Haushaltsanschluss auch schneller Laden – logisch: die Batterie ist kleiner. Mit 64 kWh aber ist sie immer noch groß genug, dass sich schnelles Laden lohnt: ein Bereich, in dem der e-tron Nachholbedarf hatte.
Glanzlichter virtuelle Außenspiegel und digitale Matrix LED-Scheinwerfer
Audi wird deshalb ab Sommer 2020 einen zweiten Wechselstrom-Onbord-Charger als Option in die Preisliste aufnehmen. Mit ihm steigt die maximale Wechselstrom-Ladeleistung auf 22 kW – gleichzeitig sinkt die Ladezeit. Ebenfalls ab Mitte 2020 will Audi sein neues „connect“-Ladesystem einführen. Es soll nicht nur ein kostenoptimiertes Laden, sondern auch die Nutzung des eigenen Solarstroms erlauben; außerdem wird es einen Blackoutschutz bieten. Beim Gleichstrom-Schnellladen kündigen sich ebenfalls Neuerungen an. Audi arbeitet fleißig am Ausbau des Langstreckennetzes „Ionity“, das 2020 auf rund 400 Stationen ausgedehnt werden soll: mit einer maximalen DC-Ladeleistung von 350 kW. Mit den aktuell möglichen 150 kW steigt der Akkustand in ca. einer halben Stunde von 5 auf 80%; anders gesagt steht man für 100 Kilometer knapp 10 Minuten an der Ladesäule. Uns war es im Test freilich lieber, wenn wir fahren durften. Wie der herkömmliche e-tron ist auch das SUV-Coupé ein ausgewachsener Dynamiker – trotz seines immensen Leergewichts. Da die hintere Spur im e-tron Sportback drei Zentimeter weiter ist, liegt er sogar noch einen Deut satter in der Kurve.
Besonders sportlich ist der e-tron Sportback in der eingangs erwähnten „S line“-Ausstattung: u.a. dank der 20-Zöller, die mit Sport-Luftfedern für Komfort und sportliche Straffheit sorgen. Besonders aerodynamisch wird er mit den virtuellen Außenspiegeln, die wie zwei kleine Flügel abstehen. In ihnen sind kleine Kameras verbaut, die ihre Bilder auf das OLED-Touchdisplay im Innenraum übertragen. Dort können wir den Bildausschnitt und den Kamerawinkel vielseitig anpassen – ein extravagantes Extra mit Mehrwert zum extravaganten Preis von gut 1.500 Euro. Zu einem vergleichbaren Preis offeriert Audi – erstmals in einem Großserienmodell – auch digitale Matrix LED-Scheinwerfer. Rund eine Million Spiegel, die nur einige Mikrometer groß sind, zerlegen das Licht in winzigste, separat steuerbare Pixel. Möglich werden damit Spielereien wie eine animierte Leaving- und Coming-Home-Beleuchtung – aber auch eine noch gezieltere Ausleuchtung und Ausblendung. Zudem erlauben die Matrix-Scheinwerfer ein Orientierungs- und Spurlicht. Letzteres zeigt uns in Engstellen die Fahrbahnmitte an: bei einem so großen Luxusauto eine Dienstleistung, die wir nicht hoch genug schätzen können.
Technische Daten des Audi e-tron Sportback |
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PS-Anzahl: | min. 313 PS | max. 408 PS |
kW-Anzahl: | min. 230 kWh | max. 300 kWh |
Antriebsart: | 4×4-Antrieb | |
Getriebeart: | Automatik | |
Kraftstoffart: | Elektro | |
Verbrauch (kombiniert): | min. 20,6 kWh/100km | max. 22,6 kWh/100km |
CO2-Emission: | keine Angaben | |
Effizienzklasse: | min. A+ | max. + |
Abgasnorm: | keine Angaben | |
Listenpreis: | ab 71.350 Euro | |
Stand der Daten: | 24.01.2020 |
Konkurrenzmodelle
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Fazit zum Audi e-tron Sportback Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Mit dem e-tron Sportback legt Audi ein Jahr nach dem Debüt seines ersten batterieelektrischen Oberklasse-SUVs ein schnittiges E-SUV-Coupé nach. Die schlankere Figur bringt knapp 10 Kilometer mehr Reichweite – aber kleine Einbußen beim Stauraum. Das technische Glanzlicht sind die digitalen Matrix LED-Scheinwerfer. Ein schnellerer AC-Lader kommt im Sommer. Bei MeinAuto.de legt das Oberklasse-SUV-Coupé schon jetzt ab 59.816 Euro ab – 17,3% respektive fast 12.400 Euro unter dem Listenpreis; Gewerbekunden kaufen ihn schon ab rund 50.300 Euro.
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