Seat Leon TGI im Test (2021): Hat der Erdgas-Leon Zukunft?
Der Seat Leon liegt seit März 2020 neu auf. Die vierte Ausgabe konnte uns im ersten Test mit ihren alten und neuen Vorzügen beeindrucken. An Vielfalt mangelt es ihr ebenso wenig. Der Leon IV ist variantenreicher denn je – und diese Vielfalt zieht sich bis in den Antriebsstrang. Neben konventionellen Verbrennern stehen Mild- wie Plug-in-Hybride zur Wahl – und ein Erdgasmotor. Letzterer ist als Leon TGI in unserem Test zu Gast.
Inhalte des Testberichts zum Seat Leon TGI:
Seat Leon 1.5 TGI: mit Biogas fast so sauber wie ein E-Auto
Technologie-offen soll die Mobilitätswende sein, das wird auf EU- wie auf Bundesebene regelmäßig betont. Zurzeit scheint es jedoch so, als seien die batterieelektrischen Antriebe nahezu alternativlos. Diesen März wurden über 65.000 neue E- und Plug-in-Hybridautos angemeldet – der Gesamtstand der Erdgasautos ist mit 80.000 kaum höher. Doch es gibt sie, die alternativen Alternativen. Eine weitere der klima- und umweltfreundlicheren Antriebstechnologien ist der Erdgasantrieb. Doch Erdgas, wie kann das sauber sein? Tauscht man damit nicht schlicht den einen gegen den anderen fossilen Kraftstoff aus?
Jein. Ja, natürliches Erdgas besteht zu rund 90% aus Methan – ein noch potenteres Treibhausgas als Kohlendioxid. Und ja, Erdgas ist ein endlicher fossiler Brennstoff, bei dessen Verbrennung Kohlendioxid und andere Schadstoffe frei werden. Aber: Erdgas verbrennt sauberer als Benzin und Diesel. Ein Erdgasauto bläst rund ein Viertel weniger CO2 aus dem Auspuff hinaus; zumal über 90% weniger Stickoxide (NOx) und kaum Ruß. Noch entscheidender: Der Gaskraftstoff kann regenerativ hergestellt werden: aus organischen Reststoffen oder mit Hilfe des Überschuss-Stroms unserer Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen (Biogas und E-Methan).
Seat Leon mit turbogeladener Gaseinspritzung
Die regenerative Erzeugung des komprimierten Gases senkt den Schadstoff- und Treibhausgaus-Ausstoß drastisch: beim CO2 je nach Verfahren um zwei Drittel bis gut neun Zehntel – damit ist man fast bei einem E-Auto. Alles Zukunftsmusik? Nein. Sowohl Erdgasautos wie Biogas sind auf dem Massenmarkt längst vertreten. Zum einen kann an gut der Hälfte der 810 Erdgas-Tankstellen hundertprozentiges Biogas getankt werden. Zum anderen hat vor allem der VW-Konzern zahlreiche Erdgasmodell im Angebot. Die spanische Tochter bietet z.B. den Leon TGI an.
TGI, das steht für “Turbocharged Gas Injection” – die turbogeladene Gaseinspritzung. Sie ist gewissermaßen das Gegenstück zum TDI, der turbogeladenen Dieseleinspritzung und zum TSI, der turbogeladenen Schichtladung, konkret der Benzindirekteinspritzung. Auf einem TSI-Motor, namentlich dem 1.5 TSI, baut der neue, 130 PS und 200 Nm starke 1.5 TGI des Leon auch auf (Kraftstoffverbrauch kombiniert NEFZ/WLTP: 3,7/4,2 Kilo auf 100 km, 100/113 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+).
Erdgas-Leon: günstiger aber weniger ausdauernd als das Benziner-Gegenstück
Die enge technische Verwandtschaft des TGI- und TSI-Motors zeigt sich durch die ganze Zylinder-Bank. Beide bringen dieselbe Leistung, sowohl auf dem Prüfstand wie auf der Straße. Die Fahrleistungen liegen ebenfalls dicht an dicht. Beide beschleunigen in rund neuneinhalb Sekunden von 0 auf 100 km/h, beide sind im vollen Lauf knapp mehr als 200 Stundenkilometer schnell. Der Leon TGI kann sogar problemlos zum Benziner werden: etwa dann, wenn der Gastank leer ist. In dem Fall zapft der 1.5 TGI den 9 Liter großen Benzintank an. Er ist allerdings nur als Nottank gedacht. Als Standardkraftstoff ist aus gutem Grund das komprimierte Erdgas (CNG) vorgesehen.
Es wird sicher in drei rund um die Hinterachse angeordneten Tanks gespeichert; sie fassen 17,3 Kilo. Einige der guten Gründe, die für die vorrangige Nutzung des Gases sprechen, haben wir eingangs erwähnt. Ein anderer wesentlicher Vorzug sind die Spritkosten. Erdgas kostet aktuell (April 2021) rund 1,10 Cent pro Kilo – Benzin und Diesel rund 1,50 bzw. 1.30 Cent pro Liter. Da ein Kilo CNG mehr Energie enthält als ein Liter Benzin oder Diesel – gut 1,4 bis 1,3 Mal so viel – klafft die Kostenlücke real noch weiter auf. Das Resultat: Obwohl der Leon TGI knapp 3.000 Euro teurer ist als der Leon mit dem gleichstarken Benziner, kommt er dem Besitzer günstiger: laut ADAC um rund 20 Euro im Monat.
Seat Leon TGI: Komfort & reichlich Assistenzsysteme
Auch beim CO2-Ausstoß hat der Leon TGI die bessere Bilanz: laut WLTP-Messverfahren mit 113 zu 134 Gramm pro Kilometer. Ein weiterer Punkt für den Erdgas-Leon: Er kann auf Wunsch mit dem neuen 7-Gang-DSG zusammengeschlossen werden. Die Automatik kostet 1.800 Euro. Für diesen Preis offeriert sie a) mehr Komfort und – dank der elektronischen “Shift-by-wire”-Technologie – b) mehr Auswahl bei den reichlich vorhandenen Assistenten. Die großen Fahrassistenz-Pakte gibt es etwa nur mit der Automatik: weil teilautonome Helfer wie der “Travel Assist” oder der automatische Parkassistent ausschließlich mit dem DSG funktionieren.
Aber: Der Leon TGI ist dem Leon TSI nicht in allen Belangen überlegen. Das Erdgasmodell fährt mit einer Tankfüllung rund 450 Kilometer; der Benziner kommt rund 300 Kilometer weiter. Darüber hinaus ist die Auswahl an Tankstellen mit dem Ottomotor ungleich höher (14.000 zu rund 800). Die drei Erdgastanks nehmen zumal mehr Platz ein – das muss der TGI-Besitzer mit Stauraum bezahlten. Regulär passen 380 bis 1.301 Liter in den Kofferraum des neuen Leon, beim TGI sind es 300 bis 1.220 Liter – beim Leon e-Hybrid mit 270 bis 1.191 Litern allerdings noch weniger.
Seat Leon TGI: teurer – aber umweltfreundlicher als der Plug-in-Hybrid?
Mit dem Leon e-Hybrid ist ein gutes Stichwort gefallen. Denn die Hauptkonkurrenten des Leon TGI lauern in Zukunft im alternativen Antriebsregal. Es sind, unter Vorbehalt, die zwei neuen Mild-Hybrid-Antriebe 1.0 TSI und 1.5 mHEV mit 110 bzw. 150 PS sowie der neue Plug-in-Hybridmotor, der besagte 1.4 e-Hybrid mit 204 PS. Die Mild-Hybrid-Motoren nennen wir unter Vorbehalt, weil sie in puncto Schadstoffausstoß kaum besser abschneiden als herkömmliche Verbrennungsmotoren.
Der Startergenerator und das 48-Volt-Bordnetz helfen zwar beim Antreiben und beim Energierückgewinnen mit. Weder bei der Variante mit drei oder mit vier Zylindern wirkt sich diese Mithilfe maßgeblich aus. Wären sie ein Gericht, könnte man sagen: weder Fisch noch Fleisch. Selbst wenn wir rein die Kosten betrachten, kommen die mHEVs nicht mit dem Erdgasmotor mit. Der neue Plug-in-Hybridantrieb ist mit seinen 204 PS und seiner Möglichkeit, 60 Kilometer zu stromern, ein ganz anderes Kaliber.
Leon mit Erdgas oder als PHEV: Tankmöglichkeiten und Zuglast
Zum einen geht der Leon mit dem 1.4 e-Hybrid ungleich schneller ab als mit dem 1.5 TGI. Er beschleunigt zwei Sekunden schneller von 0 auf 100 Km/h; außerdem ist er 220 km/h schnell. Blicken wir auf die Autokosten, hat das Leon PHEV dank der kräftigen Förderung – Stichwort Umweltbonus von 6.750 Euro – ebenfalls die Nase vorne: wenn auch hauchdünn. Unter praktischen Gesichtspunkten betrachtet, verhält sich für uns der Leon TGI etwas zuvorkommender. Die Zahl der Tankmöglichkeiten ist im Vergleich zu den Lademöglichkeiten kleiner; dafür geht das Auftanken viel schneller.
Einzige Ausnahme ist das Ziehen von Anhängern. Da verweigert uns der TGI den Dienst, während das PHEV bis zu 1,5 Tonnen schleppt – ein Manko, das aber beim Kombi schwerer am Haken hängt. Bleibt noch die Umweltbilanz. Die Gesamt-Treibhausgasbilanz hängt bspw. entscheidend davon ab, was getankt bzw. geladen wird. Eines bleibt aber konstant, ob konventionelles Erdgas bzw. konventioneller Strommix oder die regenerativen Alternativen: der Leon TGI belastet das Klima weniger stark.
Technische Daten des Seat Leon TGI |
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PS-Anzahl: | min. 90 PS | max. 150 PS |
kW-Anzahl: | min. 66 kW | max. 110 kW |
Antriebsart: | Frontantrieb | |
Getriebeart: | Automatik oder Manuell | |
Kraftstoffart: | Benzin oder Diesel | |
Verbrauch (kombiniert) Benzin: | min. 4,4 l/100km | max. 5,3 l/100km |
Verbrauch (kombiniert) Diesel: | min. 3,9 l/100km | max. 3,9 l/100km |
CO2-Emission: | min. 101 g/km | max. 121 g/km |
Effizienzklasse: | min. A+ | max. B |
Abgasnorm: | Euro 6 D (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 23.650 Euro | |
Stand der Daten: | 15.07.2021 |
Konkurrenzmodelle
Erdgasmodelle sind selten, in unserem Autohaus online finden Sie aber die gesamte aktuelle Palette der verschiedenen Hersteller. Zu unseren günstigen Neuwagen gehören zum Beispiel: der VW Golf 8 TGI ab 26.171 Euro und 20 %, der Skoda Scala g-tec ab 18.528 Euro und 20 % bzw. Monatsraten ab 180 Euro oder der Audi A3 Sportback g-tron ab 27.560 Euro und 16 % Neuwagen Rabatt bzw. ab 292 Euro im Monat. Eine Finanzierung lohnt sich bei uns ebenfalls, wie unser Autoleasing oder unsere Vario-Finanzierung ab 3,99 % Effektivzins und ab 0€ Anzahlung belegen.
Fazit zum Seat Leon TGI Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Auch als Leon TGI kann uns Seats jüngste Kompaktwagen-Generation überzeugen. Das Erdgasmodell schnappt sich die besten Eigenschaften des Leon und garniert sie mit den geringsten Autokosten und der besten Umweltbilanz: einzig der Plug-in-Hybrid hält mit ihm Schritt. Für diese Vorzüge muss man kleine Einbußen in Kauf nehmen: der Kofferraum schrumpft um rund 80 Liter, die Möglichkeit, einen Anhänger zu ziehen, verschwindet und die Zahl der möglichen Tankstellen schrumpft. Bei MeinAuto.de startet der neue Leon ab 22.464 Euro – 24 % bzw. fast 6.900 Euro günstiger als gelistet.
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