Toyota Camry Hybrid 2019 im Test: Ein weltberühmter Rückkehrer sucht den Erfolg
Toyota Camry? Lange nicht mehr gehört oder gesehen? Kein Wunder. Bei uns ist Toyotas Mittelklasse-Limousine 2004 aus dem Sortiment verschwunden. Zuvor war sie bestenfalls eine Randerscheinung – in Deutschland und Europa wohlgemerkt. Auf dem globalen Markt ist der Camry ein Kassenschlager und wurde über 19 Millionen Mal verkauft. Ob die achte Generation auch in der Heimat des Passat und Audi A5 endlich durchstartet, zeigt der Test.
Inhalte des Testberichts zum Toyota Camry:
Camry 2019 -um Längen attraktiver und eleganter
2018 ließ Toyota hierzulande seinen letzten Mittelklasse-Vertreter, den Avensis, auslaufen. Zuletzt war er nur noch als Kombi im Rennen, sodass die Japaner in der Mittelklasse schon lange keine Limousine mehr im Angebot haben; abgesehen vom 4,6 Meter langen Lexus IS Hybrid aus dem hauseigenen Luxuslabel. Auf die Verkaufszahlen schlägt sich das Fehlen einer Mittelklasse-Limousine zwar kaum nieder: sie sind bei ihr ohnehin bescheiden. Aber das Prestige kann darunter leiden – ein unnötiges Leid, wenn man einen eleganten D-Segment-Schlitten im Stall stehen hat. Kurzerhand beschlossen die Autobauer von der japanischen Hauptinsel Honshū deshalb, mit der 8. Generation des Camry nach Europa und nach Deutschland zurückzukehren. Allerdings in einer auf den hiesigen Markt zugeschnittenen Form – wenn auch in einer, die aus dem üblichen Rahmen fällt. Beides aber ist eine Grundvoraussetzung, um im Bullenmarkt Mittelklasse überleben zu können. Die Konkurrenz ist illuster und reicht vom Renault Talisman über den Kia Optima und Subaru Legacy bis hinauf zum Volvo V60, der C-Klasse von Mercedes und dem 3er von BMW.
Besonders wichtig ist der erste Eindruck. Das Aussehen des Vorgängers war – formulieren wir es so: Im Vergleich mit dem Design der 7. Toyota-Generation wirkte das wenig prickelnde Design der Passat-Limousine aufregend wie ein Endzeit-Krimi. Der neue Camry jedoch sieht um Ecken reizvoller aus: buchstäblich und im übertragenen Sinn. Die Motorhaube sticht mit ihren ausgeprägten Lichtkanten und ihrem tiefen Ausschnitt ins Auge; auch der kräftige Kühlergrill ist nicht nur ein Fliegen-, sondern auch ein Blickfang. Die schmale Fenster- und die ausgedehnte Dachlinie verleihen dem Auftritt Schwung und Eleganz. Das elegante Auftreten hat der neue Camry nicht zuletzt seinen stattlichen Maßen zu verdanken. Mit 4,89 Metern ist er sogar um ein paar Zentimeter länger als der Skoda Superb; der Radstand ist dem des Tschechen mit 2,83 Metern ebenbürtig. Die zwei rittern so um den Preis der großzügigsten Mittelklasse-Limousine. Wir würden den fiktiven Preis brüderlich an beide vergeben. Als Vater dieses ersten Prestigeerfolgs zeichnet übrigens die neue Architektur verantwortlich: die “Toyota New Global Architecture”, kurz TNGA. Neben der variablen Gestaltung der Größe erlaubt sie eine flexible und effiziente Anordnung der einzelnen Bauteile.
Antriebssortiment: volle Konzentration auf den Hybridantrieb
Wie sich die Vorzüge der TNGA in den anderen neuralgischen Bereichen des Camry-Innenraums auswirken, verschweigt Toyota bis dato. Wir wissen nur, dass die Limousine mit 1,84 Metern nicht zu breit und mit 1,45 Metern windschlüpfrig niedrig baut. Über das Kofferraumvolumen – unser Augenmaß schätzt es etwas kleiner ein als das des VW Passat GTE – schweigt man sich indessen aus; ebenso wie über das Leergewicht des langen Kreuzers. Klar ist: Insgesamt sind nicht mehr als 2,1 Tonnen an Gewicht zugelassen; und fürs Ziehen einer Anhängelast ist der Camry nicht vorgesehen. Das Fehlen jeglicher Zugmaschinen-Ambition darf getrost der Motorisierung zugeschrieben werden. Auf Dieselmotoren verzichtet Toyota beim Camry schon seit jeher. In Europa lassen die Japaner auch die herkömmlichen Ottomotoren im Schrank: die Reihenvierzylinder wie die großen V6-Benziner, die in Nordamerika und Asian vor sich hin brummen. In Europa tritt die Limousine nur mit dem Hybrid-Motor an: dem 2,5-l-VVT-i mit einer Systemleistung von 218 PS (Kraftstoffverbrauch je nach Ausstattung: 4,2-4,4 Liter auf 100 km, 98-101 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+).
Bei ihm haben wir es mit einem Vollhybrid zu tun, der kurze Strecken rein elektrisch fahren kann. Drei Bauteile wirken zusammen. Die Hauptleistung steuert der hoch verdichtete, turbolose 2,5-Liter-Reihenvierzylinder bei: konkret 178 PS sowie 221 Nm Spitzendrehmoment, die ab 3.600 Touren anliegen. Darunter hilft ein Elektromotor mit 88 kW und 202 Nm aus; er bezieht seine Energie aus einer Nickel-Metallhybrid-Batterie. Wie groß die Batterie ist, verraten die Japaner nicht. Die Distanz, die der Camry rein elektrisch zurücklegen kann, versetzt uns allerdings nicht in Erstaunen. Trotzdem. Am überzeugendsten fährt der Hybridantrieb in der Stadt: Im ewigen Stop-and-Go spielt er beim zackigen Antritt und beim rekuperierenden Bremsen seine Stärken aus. Überland fehlt ihm der letzte Biss – und aufgrund der Toyota-typischen stufenlosen Automatik die große Souveränität. Die Fahrleistungen sind mit 180 km/h Spitze und 8,3 Sekunden für den 0-100-Spurt gleichfalls nicht berauschend. Angesichts dessen dürfte der Camry bei uns weiter einen schweren Stand haben: vor allem bei der Kern-Klientel der Dienstwagenfahrer.
Camry: reich ausgestattet reist es sich gelassen
Dass der Euro 6d-temp-Hybrid im Stadtverkehr mit deutlich weniger als fünf Litern auskommen kann, hilft wohl nur bedingt. Dass gelassene und hochkomfortable Fahrwerk dürfte eher Anklang finden. Hier tut sich erneut die neue TNGA-Plattform hervor, die mit ihrem variablen “Packaging” eine ausgewogene Gewichtsverteilung und einen tiefen Schwerpunkt erlaubt (Bodenfreiheit 15 Zentimeter); dazu kommen eine breite Spur und ein elendslanger Radstand. Die Folgen sind so wie vorherzusehen: Der Camry ist kein Wirbelwind, aber ein Galant und Bonvivant der alten Schule. Er genießt das bewegte Leben geruhsam und bedient sich dabei stets gepflegter Umgangsformen: D.h. er federt trotz ultrasteifer Karosserie sanft, ohne ungut aufzuschwingen. Schlägt der Toyota doch einmal über die Strenge, greifen seine Helfer höflich – und bald bestimmt ein. Welche Assistenzsysteme sich serienmäßig einmischen, hängt von der gewählten Ausstattung ab. In Europa bietet Toyota zwei an.
Aus dem Werk rollt der Camry in der “Business Edition” und bringt neben dem schlüssellosen Zugangs- und Startsystem “Smart-Key” mit: den Pre-Collision-Assistenten, der Unfälle mit Fahrzeugen und Fußgängern verhindern hilft; eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage sowie eine Verkehrszeichenerkennung; zudem einen Fahrmodus-Schalter, eine Einparkhilfe und einen Fernlicht- bzw. aktiven Spurhalteassistenten. Das “Executive”-Modell ist für einen Aufpreis von 2.400 Euro praktisch vollausgestattet. Die Limousine steht auf 18 Zöllern mit 20-Speichen statt auf 17 Zöllern mit 9-Speichen. Aus dem 7-Zoll-Multimedia-System “Toyota Touch” wird ein Navi mit 8-Zoll-Touchscreen. Den Innenraum gestaltet Toyota mit einem Tigeraugen-Design aus und baut eine kabellose Mobiltelefon-Ladestation sowie einen automatisch abblendenden Innenspiegel ein. Die ab Werk installierten Voll-LED-Scheinwerfer erhalten eine spezielle LED-Signatur und Hilfe von Nebelscheinwerfern. Bei den Assistenzsystemen kommen ein Toter-Winkel-Warner, ein Rückfahrassistent mit Bremsunterstützung, intelligente Einparksensoren und ein Spurverlassenwarner hinzu. Kurzum: In dieser Form wird der Toyota seinem Namen – japanisch “Krone” – gerecht.
Technische Daten des Toyota Camry |
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PS-Anzahl: | min. 218 PS | max. 218 PS |
kW-Anzahl: | min. 160 kW | max. 160 kW |
Antriebsart: | Frontantrieb | |
Getriebeart: | Automatik | |
Kraftstoffart: | Elektro und Benzin | |
Verbrauch (kombiniert): | min. 4,3 l/100km | max 4,4 l/100km |
CO2-Emission: | min. 98 g/km | max. 101 g/km |
Effizienzklasse: | min. A+ | max. A+ |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 39.990 Euro | |
Stand der Daten: | 14.05.2019 |
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Fazit zum Toyota Camry Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Fazit: Mit der achten Generation des Camry wagt Toyota einen Neustart in Europa. Die Limousine kehrt mit einem frischeren und eleganteren Design, einem vorzüglichen Platzangebot und einem royalen Ausstattungsreichtum zurück. Unter der Haube verlassen sich die Japaner ganz auf ihre Hybrid-Kompetenz. Ob die angesichts der fehlenden Dynamik sowie der fehlenden Sport- bzw. Kombivarianten ausreichen wird, um Hierzulande durchzustarten: das darf zumindest bezweifelt werden. Bei MeinAuto.de startet die Mittelklasse-Limousine von Toyota in Kürze – wie gewohnt mit Spitzenrabatten auf den Herstellerpreis von 39.990 Euro.
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