Opel Insignia 2.0 CDTi Test: doppelter Turbo, doppelte Freude?
Der Biturbo-Diesel für den Insignia hat den Rüsselsheimer Ingenieuren so manch schlaflose Nacht bereitet: Zu rau, zu unharmonisch und obendrein zu verschwenderisch war ihnen der Selbstzünder lange Zeit, sodass sogar der ursprüngliche Marktstart verschoben wurde. Nach intensiver Tüftelei genügt der Selbstzünder jetzt aber den Ansprüchen von Opel. Wir haben uns den Insignia mit dem neuen 2.0 CDTi gleich zu einem Test geschnappt.
Biturbo – kräftiges Dieselherz mit vier Kammern
Der neue Zweiliter-Kraftmeier soll der Dieselpalette des Opel Insignia die Krone aufsetzen. Dieser nicht gerade kleinen Herausforderung begegnet der 2.0 CDTi, indem er die vier in Reihe angeordneten, insgesamt 1.956 Kubikzentimeter großen Brennkammern über zwei Turbolader mit massig Verbrennungsluft versorgt.
Der kleine, mit Wasser gekühlte Verdichter sorgt dafür, dass der 195 PS starke Motor schon ab 1.250 Touren mit einem maximalen Drehmoment von 320 Nm arbeitet. Ab 1.750 U/min greift dann der luftgekühlte große Turbo ein und hebt das verfügbare Spitzendrehmoment auf stattliche 400 Newtonmeter an.
Die nackten Zahlen hören sich also äußerst vielversprechend an, doch das tun sie des Öfteren. Wir machen deshalb die Probe aufs Exempel, drehen den Zündschlüssel um, legen den Gang ein – und geben dem direkt eingespritzten Biturbo richtig Gas.
Der beantwortet die Anfrage unseres Gasfußes prompt, vehement und bis in die höchsten Drehzahlregionen mit kräftigem Nachdruck. Die 1,7 Tonnen des Insignia schiebt der Zweiliterdiesel dabei drehfreudig in 8,3 Sekunden auf Tempo Hundert, womit er diese Aufgabe um rund 1 Sekunde schneller erledigt als der bisherige Platzhirsch im Insignia-Dieselsortiment, der 160 PS starke 2.0 CDTi mit einem Turbolader.
Die wahre Stärke des Biturbo offenbart sich aber erst im Vergleich der Durchzugswerte: Mit dem Doppelturbo sprintet der Opel Insignia im 6. Gang nämlich in beeindruckenden 16 Sekunden von Tempo 60 auf 120. Der normale Turbodiesel nimmt sich dafür fast 8 Sekunden mehr Zeit – eine kleine Ewigkeit.
Wir ahnen was Sie jetzt denken: den Kraftzuwachs werde ich an der Tankstelle doppelt bezahlen. Doch weit gefehlt! Auch zu unserem Erstaunen ist der Common-Rail-Diesel mit zwei Turboladern ein recht genügsamer Zeitgenosse. Ab Werk mit Start-Stopp-System ausgerüstet begnügte er sich in unserem Test im Mittel mit 7,1 Litern auf 100 Kilometer; das sind um 0,2 Liter weniger als der 160-PS-Monodiesel. Wer seinen Gasfuß besser in Zaum hat als wir, kann sogar mit sechs Litern auskommen.
Fahrwerk – anpassungsfähiges Handling
Mit dem dieselbefeuerten Biturbo hat der Opel Inisgnia jetzt ohne Zweifel mehr als genug Leistung. Das Fahrwerk sollte da selbstredend in Nichts nachstehen. In diesem Sinne ist das adaptive “FlexRide”-Fahrwerk sicherlich eine Überlegung wert, das in unserem Testwagen in der Ausstattungslinie Sport bereits serienmäßig verbaut war (andernfalls ist ein Aufpreis von 930 Euro fällig).
Denn mit ihm konnten wird den Insignia entweder als gut motorisierte und komfortabel gefederte Reiselimousine nutzen; oder – im Modus “Sport” – auch als straffen, präzise einlenkenden und temperamentvollen Sportler. Die ausgezeichneten Bremsen sind dabei jeder Fahrweise gewachsen: Immerhin bringen sie den Rüsselsheimer aus 100 km/h in weniger als 35 Metern zum Stillstand.
Das einzige, was in puncto Fahrkomfort das stimmige Gesamtbild stört, sind die im Innenraum deutlich wahrnehmbaren Fahrwerks- und Motorgeräusche. Da dürften in Rüsselsheim die Dämmmatten und Dämmvliese ausgegangen sein.
Innenraum – eleganter Komfort
Was seine sonstigen äußeren und inneren Qualitäten angeht, die teilt der Opel Insignia 2.0 CDTi Biturbo wenig überraschend mit den anderen Insignia-Modellen. Außen überzeugt uns der Vectra-Nachfolger mit seiner schwungvoll und elegant gezeichneten Form; und auch im Innenraum geht es dynamisch weiter, wobei uns hier allerdings die unübersichtliche Mittelkonsole stört.
In allen anderen Belangen ist das Cockpit jedoch ausgezeichnet gelungen. Das Platzangebot ist freizügig, die Verarbeitung so hochwertig wie die verbauten Materialien und die Instrumente sind deutlich ablesbar. Ein besonderes, wenn auch mittlerweile weithin bekanntes Highlight sind nach wie vor die neuen Opel-Sitze, die sich das Gütesiegel des „Aktion Gesunder Rücken e.V.“ redlich verdient haben.
Wenden wir uns zum Schluss noch nach hinten, bemerken wir, dass im Fond der Platz vor allem für die Köpfe nicht ganz so freizügig ist wie vorne; und das auch die Sicht nach hinten nicht gerade optimal ist.
Resümee: Mit dem durchzugsstarken Biturbo-Diesel ist der Opel Insignia den Kontrahenten in der Mittelklasse – etwa dem VW Passat – nun einen Schritt voraus. Und auch preislich braucht der Rüsselsheimer die Konkurrenz nicht zu fürchten: Auf MeinAuto.de gibt es den Insignia mit dem neuen Turbodiesel z.B. bereits ab 29.981 Euro. (nau)
Bereits im Frühjahr 2013 haben wir einen Test zum Opel Insignia veröffentlicht. Auch dort kamen wir zu einem guten Ergebnis für das Mittelklasse-Modell.