Mini Clubman John Cooper Works im Test (2019): das Facelift mit dem Dampfhammer
Ein Mini muss nicht eng wie ein Seifenwagen sein – das beweist der Mini Clubman seit 2007. Die zweite Reihe hat 2015 weitere 30 Zentimeter zugelegt. Jetzt, im Sommer 2019, präsentiert BMW den modellgepflegten Mini-Kombi. Der Paukenschlag ist die fette Leistungsexplosion des schneidigen Topmodells “John Cooper Works”. Woher sie kommt und wie sie dem JCW bekommt, erfahren wir im Test!
Inhalte des Testberichts zum MINI Clubman John Cooper Works:
JCW 2.0 Benziner: mehr Luft, mehr Druck – und ein Drittel mehr Leistung
Der 4,25 Meter lange Mini Clubman ist zweifelsohne ein Unikat in der Kompaktklasse: mit seinem coupéartigen Steilheck, seiner hohen Fensterreihe und seinen zwei Hecktüren. Dennoch steht er nicht allein auf geteerter Flur. Der Rennsportableger Mini Clubman John Cooper Works muss sich an und mit den anderen Kompaktsportlern messen – dem VW Golf R und dem Honda Civic R-Typ, dem Opel Astra OPC sowie dem Seat Leon Cupra. In diesem Wettbewerb liegt Testosteron in der Luft: es zählen Statur und Kraft. Die stärksten Konkurrenten treten mit 300 PS und mehr in die Kurbel – ein herausragender Club, dem nunmehr auch der Mini Clubman JCW angehört. Für Beobachter kommt dieser Aufstieg mit dem 2019er-Facelift überraschend. Im Mai 2018 ließ MINI den alten JCW auslaufen. Der Zweiliter-Turbobenziner sollte sich erholen und mit den neuen Rahmenbedingungen – dem Wechsel auf das neue EU-Normverbrauchs-Testverfahren WLTP – vertraut machen. Dass er die Zwangspause nutzen würde, um auch 75 PS und 100 Nm drauf zu packen – das war nicht zu erwarten! Damit sind die Pferde aus dem Stall: Der John Cooper Works Clubman, wie der Topmotor blumig genannt wird, leistet ab sofort 306 PS und 450 Nm (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,4 Liter auf 100 km, 169 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse D).
Wäre der Mini Clubman John Cooper Works ein Leichtathlet oder ein Radrennfahrer, jeder Beobachter würde skeptisch die Nase rümpfen. Ein derart drastischer Leistungssprung binnen einer Saison – da ist was faul. Mit einer veränderten Technik sind solche Zuwächse aber möglich, wie die BMW-Tochter zeigt. Das frische Top-Aggregat baut auf dem zwei Liter großen, 192 PS starken Vierzylinder des Mini Cooper S auf – doch erst im JCW reizt BMW das Potential mit Technologien aus dem Rennsport aus. Die Hauptquelle des Leistungszuwachses ist ein größerer Turbolader mit mehrflutiger Abgasführung (TwinScroll); er generiert mehr Druck und reagiert schneller. Bei beidem helfen ihm eine sorgfältig entdrosselte Ansaugluftführung und ein Schubumluftventil. Hinzu gesellt sich ein modifiziertes Einspritzsystem, das mit höherem Druck arbeitet (bis 350 bar). Das Kraftstoff-Luftgemisch wird feiner zerstäubt, damit es präziser dosiert und das Verdichtungsverhältnis gesenkt werden kann. Kurzum: Im Zusammenspiel mit den gehärteten Kolben verbrennt das Super-Plus-Benzin effizienter und sauberer – es setzt mehr seiner chemischen Energie frei. Die logische Konsequenz: mehr Dampf in den vier kleinen Kesseln.
Clubman JCW knackt im 0-100-Sprint mit Allrad-Grip die fünf-Sekunden
Zeit, das Biest von der Leine zu lassen. Erste Erkenntnis: Die Mehrleistung beim Mini Clubman John Cooper Works ist sofort und auf jedem Meter spürbar – der Antrieb ist eine Macht! In Zahlen ausgedrückt: Beim Antritt von 0 auf 100 km/h schenkt die neue der alten Maschine knapp eineinhalb Sekunden ein, obwohl erstere 70 Kilo mehr wiegt. In fünf Versuchen unterbieten wir jedes Mal zuverlässig die fünf Sekunden-Schranke. Die Höchstgeschwindigkeit muss MINI beim JCW erstmals abriegeln – bei 250 km/h; beim Vorgänger stand die Nadel bei 238 km/h. Das Leistungsplus ist so eklatant, das wir nach einem Vergleichstest mit dem Vorgänger zweifeln, tatsächlich in einem Modell der gleichen Reihe gesessen zu haben. Gleichzeitig ist das Plus so drastisch, dass MINI mehrere Antriebsteile überarbeiten und verstärken musste. Zu ihnen zählen die Kurbelwelle, das Hauptlager, der Torsionsschwingungsdämpfer und das Kühlsystem. Neu ist auch der intimste Partner des Zwei-Liter-Benziners: das Getriebe. Statt des 6-Gang-Schaltgetriebes mixt ein Achtgang-Steptronic-Sportgetriebe die Leistung. Der Wandlerautomat hat dank seiner erweiterten Spreizung mehr Spielraum bei der Gangwahl – ein Spielraum, der wegen der Schaltwippen auch dem Fahrer zur Wahl steht.
In den automatischen Übersetzer integriert haben die Briten eine mechanische Differentialsperre. Ihre Aufgabe ist es, den Drehzahlausgleich zwischen den beiden Vorderrädern zu verringern. Ihre Kooperation mit der Bordelektronik, insbesondere der Dynamischen Stabilitätskontrolle (DSC), gewährleistet einen besseren Grip auf nasser Fahrbahn, aber auch auf Schotterpisten. Ist der Asphalt trocken, steigert die Sperre die Lenkpräzision und die Agilität. Und wie sieht es an der Hinterachse aus? Dort arbeitet ein Hinterachsgetriebe mit einer elektro-hydraulischen Kupplung, das über eine Gelenkwelle mit dem Vorderachsgetriebe verbunden ist. Anders gesagt: Der neue Mini Clubman John Cooper Works zieht ab Werk mit einem überarbeiteten Allradantrieb (All4) seine Bahnen. Bindeglied zwischen den Achsen ist erneut das DSC. Im Standardbetrieb leitet es die Antriebskraft an die Vorderachse weiter – ist mehr Traktion oder Stabilität gefordert, bekommt die Hinterachse ihr Leistungs-Fett ab. Wie schon beim Motor hat MINI Einzelteile verstärkt, um dem höheren Kräften gerecht zu werden – trotzdem ist das Gewicht des Allradsystems insgesamt gesunken.
Sicheres Go-Kart-Feeling: dank Sportfahrwerk & großer Ausstattungsvielfalt
So weit, so beeindruckend. Nun gilt es, die Zusatzkraft und die Zusatztraktion in Dynamik umzusetzen. Das Ziel: das vielbesagte Go-Kart-Feeling des Ur-Mini. Das von der BMW-Tochter auserkorene Werkzeug: das optimierte Seriensportfahrwerk. Vorne fungiert eine Eingelenk-Federbeinachse als Knotenpunkt zwischen Popometer und Straße; hinten eine Mehrlenkerachse. Die Streben und Lager hat MINI verstärkt, die Federn und Dämpfer noch rigoroser auf Dynamik getrimmt, das gesamte Fahrwerk um zehn Millimeter tiefer gelegt. Dem Fahrspaß sind diese Änderungen samt und sonders zuträglich – der Federungskomfort leidet auf Alltagsfahrten unter ihnen; die werksseitig montierten 18-Zöller im Niederquerschnitt sind diesbezüglich keine Hilfe – Abhilfe schafft das 500 Euro teure Adaptiv-Fahrwerk. Mit ihm federt der rassige Clubman spürbar komfortabler; nicht zuletzt in den Einstellungen “Mid” und “Green” des serienmäßigen Fahrmodus-System “Mini Driving Modes“. Der neue Mini Clubman John Cooper Works hat indes mehr zu bieten als rohe Motorsportpower und Rennsportdynamik. Die Doppelendrohre der Sportauspuffanlage sind mit 95 Millimetern Durchmesser 10 Millimeter stärker als bisher – folglich sehen sie mächtiger aus und klingen martialischer.
Schnittig sehen auch die Vierkolben-Scheibenbremsen in “Chilli Red” aus: ganz nebenbei bremsen sie auch wie die Weltmeister! Leistung braucht Luft, heißt es. Der Front-Stoßfänger sorgt mit größeren Lufteinlässen dafür, dass die Maschine und Bremsen ausreichend Luft bekommen; geformt sind die Einlässe so, dass sie möglichst wenig Luftwiderstand kreieren. Der 2020er Mini Clubman John Cooper Works selbst ist so modelliert, dass er optisch und in puncto Komfort sowie Sicherheit seine Schwestermodelle überragt. Außen kennzeichnen ihn ein kräftiger Heckspoiler – innen u.a. ein Dachhimmel in Anthrazit, “Piano Black”-Dekoreinlagen, Sportsitze in feiner Dinamica-Mikrofaser und Edelstahl-Pedale. Außerdem verbauen die Briten eine 2-Zonen-Klimaautomatik, eine bequeme Armauflage, das JCW-Sportlenkrad und elektrisch einstell- bzw. anklappbare Außenspiegel. An Assistenten sind fix an Bord: die Geschwindigkeitsregelanlage mit Bremsfunktion, die Parkabstands-Kontrolle im Heck und Voll-LED-Scheinwerfer. Das aufgebohrte “Connected Media”-System übernimmt mit seinem Touchscreen und den “Mini Online Services” die Infotainment-Agenden. Wer einmal aufs Gas gestiegen ist, nimmt diese Zugaben nur noch als nette Kulisse wahr.
Technische Daten des MINI Clubman John Cooper Works |
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PS-Anzahl: | min. 306 PS | max. 306 PS |
kW-Anzahl: | min. 225 kW | max. 225 kW |
Antriebsart: | 4×4-Antrieb | |
Getriebeart: | Automatik | |
Kraftstoffart: | Benzin | |
Verbrauch (kombiniert): | min. 7,1 l/100km | max. 7,1 l/100km |
CO2-Emission: | min. 161 g/km | max. 161 g/km |
Effizienzklasse: | min. C | max. C |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 45.000,00 Euro | |
Stand der Daten: | 04.09.2019 |
Konkurrenzmodelle
Der Clubman von MINI ist naturgemäß nicht der einzige Topsportler aus der Kompaktklasse, den Sie in unserem Autohaus online finden! Drei weitere sind der Seat Leon Cupra ab 313 Euro monatlich beziehungsweise ab 28.240 Euro und 27,3%, der Audi S3 Sportback ab einer monatlichen Rate von 460 Euro beziehungsweise ab 39.545 Euro und 14,6% oder der VW Golf R, monatlich ab 427 Euro beziehungsweise ab 33.572 Euro und 27,0% Neuwagen Rabatt. Bei der Finanzierung dieser Neuwagen erwarten Sie gleichfalls Top-Angebote – z.B. unser Autoleasing oder unsere Vario-Finanzierung ab 4,99% Effektivzins und 0 Euro Anzahlung.
Fazit zum MINI Clubman John Cooper Works Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Fazit: Der neue Mini Clubman John Cooper Works haut kräftig auf den Putz. Mit 75 PS und 100 Nm mehr im Kessel bügelt er den Vorgänger nach allen Regeln der Kunst. Optimierte Antriebskomponenten – u.a. eine Acht-Gang-Automatik und ein verbesserter Allrad – sowie eine feinere Abstimmung bringen die Leistung dynamisch auf die Straße. Eine edle Sport- und Sicherheitsausstattung runden die gelungene Modellpflege ab. Nur der Preis bleibt ein schwer verdaulicher Happen – Bei MeinAuto.de startet der Rennsport-Kombi aber schon ab 38.641 Euro – 15,0% bzw. gut 6.700 Euro günstiger als die UVP.
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