Kia ProCeed 2019 im Test: Wie sportlich ist der Shooting-Brake-Kombi?
Die dritte Ceed-Generation kam Mitte 2018 auf den Markt: zunächst als Schräghecklimousine, kurze Zeit später als Kombi namens Sportswagon. Die Verkaufszahlen zeigen, der Kompakte gefällt. Dem Hyundai i30 ist er dicht auf den Fersen – die Verfolgung des Opel Astra und Ford Focus hat er aufgenommen. Mit dem nagelneuen Coupé-Kombi ProCeed schickt Kia jetzt eine dritte Variante auf die Hatz. Wie scharf der Shooting Brake schießt, hören Sie im Test.
Inhalte des Testberichts zum Kia ProCeed:
ProCeed: extrem flach – dennoch geräumig und bequem
Ein Shooting Brake ist eine Mischung aus einem Coupé und einem Kombi mit schrägem Steilheck; darüber hinaus ist er auch eine Rarität. Eine Preisklasse über dem ProCeed hat Mercedes den CLA im Programm; VW wird seinen Arteon demnächst als Shooting Brake ausliefern. In der Kompaktklasse ist der Kia-Shooting-Brake ein Unikum. Die Karosserieform selbst existiert aber bereits gut ein halbes Jahrhundert. Die ersten motorisierten Shooting-Brake-Modelle erblickten in England das Licht der Welt. Der distinguierte Brite führ mit einem Aston Martin DB5 zur Jagd oder zum Golf. Dieser sportliche Touch haftet der Bauform bis heute an – die Ursprünge waren jedoch reichlich rustikal. Im 19. Jahrhundert bezeichnete der Begriff „brake“ abgetakelte Fuhrwerke, mit denen der Wille widerspenstiger Pferde gebrochen wurde. Mit einem Aufbau für Munition und Wildbret kamen diese Wagen auf der Jagd zum Einsatz: man führ mit Ihnen zum Schießen – so kam der Name Shooting Brake zustande. Auf der Jagd ist auch der Ceed III. Mit dem ProCeed will Kia neue Kundenschichten ansprechen und die Konkurrenten ein- respektive überholen. Die Veränderungen zum dreitürigen Vorgänger pro_cee’d sind dementsprechend radikal. Der neue ProCeed zählt fünf Türen und in der Länge gut dreißig Zentimeter mehr.
Mit 4,61 Metern ist der ProCeed genauso lang wie der neue Kombi: mit ihm teilt er sich auch den Radstand, die Breite und die Länge der Überhänge (265, 180 bzw. 89 und 107 Zentimeter). Nur in einem Maß weicht der Shooting Brake ab: in der Höhe. Sie fällt mit 1,43 Metern nicht nur vier Zentimeter geringer aus als beim Kombi; in der Kompaktklasse ist keiner kleiner als der neue Kia. Ob das dem ProCeed noch auf den Kopf fallen wird? Das finden wir nur heraus, wenn wir es uns im Kombi-Coupé gemütlich machen. Die neuralgische Stelle in puncto Kopffreiheit ist die Rückbank. Dorthin gelangen wir trotz der relativ tiefen Sitzposition ohne abenteuerliche Verrenkungen. Was wirklich erstaunt ist freilich die Tatsache, dass uns hinten die Decke nicht auf den Kopf fällt. Auch mit 1,85 Metern sitzen wir frei und mit Wohlbehagen; von Schultern und Beinen hören wir ebenfalls keine Klagen. Vorne herrscht – wie in der Limousine und im Kombi – nicht der Ansatz einer Enge: die tiefe Sitzposition schafft Luft nach oben.
Das Kombicoupé überrascht mit seinen praktischen Tugenden
Der sehr sportlich geschnittene ProCeed hat eine zweite Überraschung für uns parat: Das Stauraumvolumen leidet nicht unter der Raumfülle. 594 bis 1.545 Liter lässt das elegant flache Steilheck unter der Klappe verschwinden; auch dank der dreifach geteilten Lehnen. Der Ceed Sportswagon packt mit 625 bis 1.694 Litern kaum mehr ein – wichtiger noch: Der ein paar Zentimeter längere CLA Shooting Brake von Mercedes offeriert lediglich ein Ladevolumen von 495 bis 1.354 Litern, der 4,55 Meter lange Seat Leon ST eines von 587 bis 1.470. Damit nicht genug. Der schnittige Kia-Kombi kommt uns beim Beladen mit einer angenehm niedrigen Ladekante entgegen; außerdem liefern die Koreaner zahlreiche Ordnungs-Helfer mit: von den kleinen Fächern im Ladeboden über ein Gepäcknetz samt Ösen bis zur Kofferraumabdeckung und einem Schienen-Trennsystem. Diese praktische Seite ist dem ProCeed von außen nicht anzusehen – oder formulieren wir es vorsichtig. Uns hat die schwungvolle Dachlinie und das knackig geschnittene Heck mit der auffallenden Lichtsignature in die Irre geführt.
Das elegante Design des ProCeed hingegen kann als unmissverständliches Vorzeichen gesehen werden. Wie elegant, ja luxuriös Kia den Innenraum einrichtet, entscheidet der Kunde mit der Wahl der Ausstattungslinie. Angeboten wird für den Shooting Brake die „GT-Line“ – eine der Topausstattungen der Standardmodelle; und die besonders sportliche GT-Variante. Zweierlei haben die Versionen gemeinsam. Das Hartplastik des Vorgängers ist weitgehend verschwunden und Extras sind in Masse und Klasse vorhanden. Wir dürfen den ProCeed GT testen und sitzen deshalb serienmäßig in den beheizten und mit Leder bzw. Velour-Leder bezogenen Sportsitzen. Mittelarmlehnen gewähren unseren Armen im Cockpit und im Fond eine komfortable Ruheposition. Feine Kontrastnähte, Chromeinlagen und Lederbezüge fürs Lenkrad schmeicheln gleichermaßen dem Seh- wie dem Tastsinn.
ProCeed – mit dem GT geht die Post ab
Dem Elektronik-Connaisseur wird der zentrale, rahmenlose Touchscreen mehr Zusagen; ebenso die vollwertige Smartphone-Integration, die Bluetooth-Freisprecheinrichtung und die induktive Ladebox. Wohlgemerkt alles serienmäßig. Wir sind handfester veranlagt – und freuen uns beim lässigen Wischen durch die Menüs schon längst auf die Fahrprobe mit dem Shooting Brake. Die Freude wird durch die Tatsache angestachelt, dass Kia nur die Top-Aggregate auflaufen lässt: die Wahl der Ausstattung bestimmt dabei die Motorenauswahl. Der Basismotor, der Vierzylinder-Turbodiesel 1.6 CRDi mit 136 PS, wird nur in der „GT-Line“ ausgeliefert (Kraftstoffverbrauch kombiniert 6-Gang-Schaltgetriebe/7-Gang-Automatik: 4,3/4,3 Liter auf 100 km, 111/111 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse: A-A+/A). Den langen Kavalierstart, alias 0-100-Sprint, schafft der Diesel in zehneinhalb Sekunden; in der Spitze knackt er mit dem serienmäßigen Sechsgang- und der alternativen 7-Stufen-Automatik mit ach und krach die 200 km/h. Die Sportlichkeit des Selbstzünders dürfte demnach wenig ausgeprägt sein, der Verbrauch ist aber beachtlich; die Stickoxide werden per SCR-Kat und Adblue-Einspritzung Euro-6d-temp-tauglich vernichtet. Ebenfalls exklusiv dem „GT-Line“-Modell vorbehalten bleibt der kleinere 1.4 T-GDI (Kraftstoffverbrauch kombiniert 6-Gang-Schaltgetriebe/7-Gang-Automatik: 5,9/5,7 Liter auf 100 km, 135/129 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse: B). Er ist knapp 2.000 Euro günstiger als der Selbstzünder, mit 140 PS bzw. 242 Nm jedoch kaum athletischer.
Die hohen sportlichen Ambitionen des ProCeed erfüllen kann allein der große Turbobenziner 1.6 T-GDI mit 204 PS und 265 Nm (Kraftstoffverbrauch kombiniert 6-Gang-Schaltgetriebe/7-Gang-Automatik: 6,2/6,2 Liter auf 100 km, 155/142 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse: C). Es ist kein Zufall, dass in der GT-Variante allein dieser Motor zum Einsatz kommt. Denn er beschleunigt die gut 1,7 Tonnen des Shooting Brake in rund siebeneinhalb Sekunden von 0 auf 100; und maximal auf 230 km/h. Die Klappenauspuffanlage sorgt für die passende akustische Untermalung, der „Drive-Mode“-Schalter für das stimmige Motor-Mapping; und die 18-Zöller für den nötigen Grip. Das knackig abgestimmte Fahrwerk setzt die Kraft spielerisch und dynamisch um, ohne ganz auf den Komfort zu vergessen. Nur eines kann man im ProCeed vergessen – den Ausblick direkt nach hinten. Hier erweist sich der Shooting-Brake-Schnitt als Pferdefuß. Zum Glück hilft heutzutage bei derartigen Leiden ein elektronischer Assistent aus der Patsche. Im GT-Modell sind ab Werk neben zahlreichen anderen Helfern auch eine Rückfahrkamera und ein intelligentes Parksystem installiert; mit einem Assistenten zum Quer- und Parallel-Einparken. So können wir uns getrost auf die schönen Momente einschießen, die mit dem Shooting Brake noch vor uns liegen.
Technische Daten des Kia ProCeed |
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PS-Anzahl: | min. 136 PS | max. 204 PS |
kW-Anzahl: | min. 100 kW | max. 150 kW |
Antriebsart: | Frontantrieb | |
Getriebeart: | Manuell oder Automatik | |
Kraftstoffart: | Benzin oder Diesel | |
Verbrauch (kombiniert): | min. 3,9 l/100km | max 6,8 l/100km |
CO2-Emission: | min. 104 g/km | max. 155 g/km |
Effizienzklasse: | min. B | max. C |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 27.690 Euro | |
Stand der Daten: | 22.02.2019 |
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Fazit zum Kia ProCeed Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Fazit: Kia wagt sich mit dem Shooting Brake ProCeed in Gefilde vor, die in der Kompaktklasse so noch nicht betreten wurden. Aber: das Wagnis geht auf. Die Mischung aus Coupé und Kombi besticht mit einem eleganten Auftritt und – insbesondere als GT – mit einem dynamischen Temperament. Überraschenderweise überzeugt der Kia auch mit seinen praktischen Qualitäten. Bei MeinAuto.de legt das Kombicoupé zu einer Rate ab 283 Euro bzw. ab 22.665 Euro los, das liegt 21,0% bzw. gute 5.800 Euro unter der UVP; der Ceed Sportswagon startet zu einer Rate ab 132 Euro bzw. ab 16.516 Euro und 6,9%.
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