BMW 1er M-Performance (2018): 1-zigartiger Kompaktsportler
Die Messlatte für Kompaktsportwagen steigt und steigt. Ein Seat Leon Cupra, ein VW Golf 7 R und ein Honda Civic Typ R operieren mittlerweile mit 300 PS und mehr. Damit fahren sie Klassikern wie dem VW Golf 7 GTI oder dem Opel Astra OPC um die Ohren. Der BMW 1er M-Performance freilich, er bügelt jedes dieser heißen Kompakt-Eisen nach Strich und Faden; fürchten muss er bestenfalls die Konkurrenz aus Ingolstadt und Stuttgart. Wie, warum und weshalb? Alles Lesenswerte zum BMW-Kraftmeier steht in unserem Testbericht:
M140i-Sechszylinder – der letzte seiner Art
Beginnen wir mit dem Wie, das sich auf zwei Arten beantworten lässt. Kurz, bündig und fade, indem wir feststellen: Der 1er BMW hat in der M-Performance-Variante dank 340 Pferdestärken schlicht mehr Dampf unter der Haube – und ist eben deshalb auch schneller. Nur der Audi RS3 mit 400 und die A-Klasse AMG A45 mit 384 PS dampfen in der Liga des Münchners. Wir bevorzugen jedoch die längere Antwort. Denn nach einer Testrunde mit dem 1er M-Performance muss man sich mitteilen, so vollgepumpt ist man mit Glückshormonen. Außerdem gibt es zur Performance des Bayern viel zu sagen. Kehren wir zurück zum Anfang, zur Leistung. Wo und wie kommt sie zustande? Die Brutstätte dieser – für einen Kompakten geradezu teuflischen – Leistung ist der längs eingebaute M140i (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,8 Liter auf 100 km, 179 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse E). Die technischen Einzelheiten zum TwinScroll-Turbolader, der hochpräzisen Einspritzung und der Ventilsteuerung können wir an dieser Stelle übergehen. Der Trumpf des Turbobenziners ist der 2.998 cm³ große Hubraum, in dem das letzte Quäntchen Energie aus dem Kraftstoff heraus gekitzelt wird. Neben den 340 PS sind es fulminante 500 Nm, die zwischen 1.520 und 4.500 Touren die Kurbel bearbeiten. Der Clou dabei: Im Vergleich zu den hochgezüchteten Zweiliter-Vierzylindern der Konkurrenz benötigt der volumenstarke Sechszylinder vom Turbolader weniger Druck, um in Schwung zu kommen.
Deshalb reagiert er eifrig wie ein Sauger und wirkt lebendiger als seine aufgeblasenen Kollegen. Wie lebendig spürt man am ganzen Körper, sobald man das Gaspedal einige Millimeter durchdrückt. Dann werden die 225er- und die 245er-Niederquerschnitt-Patschen richtig herangenommen – und der kleine BMW schießt davon, dass der Adrenalin-Kick kaum nachkommt. In weniger als zwei Sekunden betreten wir die teure Geschwindigkeits-Übertretungszone des Ortsgebiets, in viereinhalb die für Überlandstraßen: und in weniger als sieben Sekunden haben wir die Autobahnrichtgeschwindigkeit erreicht. Spätestens jetzt kräht kein Hahn mehr danach, dass der 1er M-Performance kein echtes M-Modell ist. Echter wie der M140i wird ein kompakter Sportler nicht. Aber es kommt noch besser – und zugleich auch schlechter. Der mächtige Sechszylinder mit dem Klangvolumen eines Baritons ist eine Rarität im Hot-hatch-Gefilde, die aussterben wird. Beim kommenden Modellwechsel wechselt BMW mit dem 1er auf eine Frontantriebs-Plattform, in der eine längs hingestreckte Dreiliter-Maschine keinen Platz findet.
Allrad- oder Heckantrieb: rare fahrdynamische Wahlfreiheiten
Jammerschade, denn zukünftigen 1er-M-Performance-Besitzern wird damit – um im Dialekt des Bayern zu bleiben – eine Mordsgaudi verwehrt bleiben: in mehrerlei Hinsicht. Wir werden uns bspw. nicht länger zwischen dem serienmäßigen Heck- und dem optionalen Allradantrieb entscheiden dürfen: Eine Wahlfreiheit, die im Kompaktsportler-Segment einzigartig ist. Die xDrive-Variant darf angesichts der animalischen Kräfte des Sechstzylinders als die vernünftigere Wahl gelten. Das schlaue BMW-Allradsystem verteilt die 500 Nm punktgenau und stufenlos so, dass der 1er möglichst viel Grip findet. Die Agilität verfeinert das System, indem es in der Kurve gezielt einem Über- oder Untersteuern entgegenwirkt. Sprintstärker wird der M140i ebenfalls, was jedoch nur zum Teil auf das Konto des xDrive-Systems geht. Den anderen Teil steuert das beim Allradmodell fix verbaute „8-Gang Steptronic“-Sport-Getriebe bei. Dessen Stärke ist die Vielseitigkeit. Ob lässiges Dahingleiten im „Automatik“-Modus oder supersportliches Schaltwippen-Zupfen im „Sport“-Modus, das 8-Gang-DSG spielt alle Stückchen. Ein Beleg dafür: Die 0-100-Sprintzeit sinkt um fast eine halbe Sekunde.
Außerdem senkt die Automatik beim Hecktriebler den Verbrauch nahezu um einen ganzen Liter (Kraftstoffverbrauch kombiniert 6-Gang-Schaltgetriebe/8-Gang Steptronic: 7,1/7,8 Liter auf 100 km, 164/179 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse D/E). Der Heckantrieb selbst ist eine mutige, manche mögen sagen unvernünftige Wahl – eine Wahl zumal, die keiner der direkten Wettbewerber anzubieten hat. Mit dem Hinterradantrieb wird die Fahrt im M140i zum sprichwörtlichen Tanz auf der Rasierklinge. Das verlangt einen gefühlvollen Gasfuß und ein erfahrenes Popo-Meter. Die kleinsten Rollsplitt-Überreste des Winters oder winzige feuchte Überbleibsel des letzten April-Regengusses können einen aufs Glatteis führen. Genau das aber ist das Faszinierende am Heckantrieb. Und das serienmäßige Sportfahrwerk bringt alle Anlagen mit, um das rege Heck in Zaum halten sowie in vollen Zügen genießen zu können – bevorzugt auf einer abgesperrten Rennstrecke. Dort hat das 10 Millimeter tiefer gelegte M-Performance-Sportfahrwerk zweifelsohne seinen letzten Schliff bekommen. Kein anderer Hot-hatch nimmt die Bandscheiben so hart ran wie der BMW.
1er M-Performance: bedingt auch alltagstauglich
Wir empfehlen deshalb eindringlich, das adaptive Fahrwerk montieren zu lassen. Für lediglich 760 Euro zieht mit ihm wenigstens der Ansatz eines Federungskomforts ein. Ein Bonus ist das vor allem für die, die den 1er M-Performance als Alltags-Gefährt nutzen wollen: und nicht nur als Spielzeug, alias Zweitwagen. Möglich ist das ohne Weiteres. Die Anforderungen einer Jungfamilie stellen den kompakten Kraftprotz vor keine unlösbaren Probleme, vor allem nicht den Fünftürer. Er bietet mit 360 bis 1.200 Liter zwar genauso viel Stauraum wie der Dreitürer – und so viel wie ein Golf R (343-1.233) bzw. mehr als ein Civic Type R (457 bis 786 Liter). Der Zutritt zum nicht allzu geräumigen Fond ist beim Fünftürer allerdings um Welten einfacher als beim 1er 3-Türer. Ein größeres Problem dürfte es für die meisten Jungfamilien sein, das nötige Kleingeld aufzubringen. Mit Allrad kostet der 1er M-Performance über 50.000 Euro – so viel wie ein 5er Touring oder ein Mercedes E-Klasse T-Modell.
Deren Vorzüge in puncto Familientauglichkeit kontert der 1er lässig mit einem besonderen Genuss-Moment. Dessen Hintergrund: BMW „brezelt“ seinen 1er M-Performance zwar optisch auf – unter anderem mit 18-Zoll-Felgen, blau lackierten Bremssättel für die starke Bremsanlage; und einem Aerodynamik-Paket mit Diffusor. Diese Details fallen jedoch nur Kennern auf. Lässt man den M-Schriftzug weg, deutet nichts auf die Rakete hin, die im M140i steckt. Umso größer ist der Spaß, auf der Autobahn lästige Sportwagen-Auffahrer mit einem beherzten Tritt aufs Gaspedal aus dem Rückspiegel verschwinden zu lassen. Der Kompaktsportler kann indes noch mit anderen Formen des Genuss aufwarten. Die Inneneinrichtung wertet BMW ab Werk mit einer 2-Zonen-Klimaautomatik, dem Navigationssystem „Business“, Alcantara-Sportsitzen, einer gepolsterte Fußstütze, LED-Scheinwerfer, usw. auf. Die Verarbeitung dürfte, für den Preis, an einigen Stellen jedoch sorgfältiger sein. Auch bei den Sicherheitssystemen hat ein Audi S3 mehr zu bieten. Gegen die sechs Zylinder und den optionalen Heckantrieb kommt aber weder er noch ein anderer an.
Technische Daten des BMW 1er M-Performance: | ||
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PS-Anzahl: | min. 340 PS | max. 340 PS |
kW-Anzahl: | min. 250 kW | max. 250 kW |
Antriebsart: | Heckantrieb oder 4×4-Allradantrieb | |
Getriebeart: | Manuell oder Automatik | |
Kraftstoffart: | Benzin | |
Verbrauch (kombiniert): | min. 7,4 l/100km | max 7,8 l/100km |
CO2-Emission: | min. 169 g/km | max. 179 g/km |
Effizienzklasse: | min. D | max. E |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 45.200 Euro | |
Stand der Daten: | 26.04.2018 |
Konkurrenzmodelle
In unserem Autohaus führen wir ausschließlich Neuwagen – darunter zahlreiche exklusive Sportlern aus der Kompaktklasse. Da wäre bspw. der Seat Leon Cupra ab 25.898 Euro und 27,5%, der Golf R ab 34.371 Euro und 21,3%; und der Audi RS3 Sportback ab 46.526 Euro und 17,7% Neuwagen Rabatt Bei der Finanzierung haben Sie ebenfalls eine reiche Auswahl. Besonders beliebt ist z.B. unser attraktives Autoleasing.
Der BMW 1er M-Performance stimmt uns froh und wehmütig zugleich. Freude bereitet er mit seinem sagenhaften Antrieb, der Wahlmöglichkeit zwischen Heck- und Allradantrieb sowie seinem kompromisslosen Fahrwerk. Wehmütig wird einem zu Mute beim Gedanken an das nahe Ende des Sechszylinders – und an den Preis. Bei MeinAuto.de qualmen beim Dreitürer ab 36.107 Euro die Reifen – 21,2% bzw. fast 9.600 Euro früher als in der Liste; der Fünftürer hebt bei 36.730 Euro ab, 21,1% bzw. 9.700 Euro unter dem Listenpreis.