Audi S4 Avant im Test (2018): die hohe Schule der sportlich-automobilen Kombination
Der A4 ist das erfolgreichste Modell im Audi-Sortiment. Verantwortlich dafür ist die gelungene Kombination aus Sportlichkeit, Komfort sowie Eleganz – und der Variantenreichtum. Ein Exempel. Seit 1991 liefern die Ingolstädter ihr Mittelklasse-Flaggschiff auch in einer Sportvariante aus: als Kombi und Limousine. Der S4 Avant versucht Funktionalität und Sportlichkeit zu vereinen. Wie dem Kombi das in der 2016 eingeführten Generation VI gelingt, darf er uns im Test vorführen.
3.0 TFSI – Sechszylinder mit Schubgarantie
Als erstes legt es der neue Audi S4 Avant darauf an, uns von seiner Sportlichkeit zu überzeugen. Sie ist die Kerntugend des dynamischen A4-Ablegers, der – geht es nach den Ingolstädtern – die Sportlichkeit auf den Punkt bringt. Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, ist eines unabdingbar: Kraft, Kraft und nochmals Kraft. Produziert wird sie vom V6-Turbobenziner 3.0 TFSI, der von Grund auf neu entwickelt wurde (Kraftstoffverbrauch: 7,9 Liter auf 100 km, 179 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse D). Herausgekommen ist ein Motor mit 354 PS und 500 Nm Spitzendrehmoment, das zwischen 1.370 bis 4.500 U/min – also vom Drehzahlkeller bis zum Tourenhimmel – anliegt: kurzum ein Antrieb, der für Schub ohne Ende sorgt. In Zahlen gegossen heißt das: Nachdem der 1,75 Tonnen und fast 4,8 Meter lange Kombi in handgestoppten 4,8 Sekunden den 100er stehen lässt, schiebt er weiter unverschämt druckvoll an: im Grunde bis zur künstlich eingeschränkten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Besonders beeindruckend ist diese Qualität auf der Autobahn, wenn man bei Tempo 130 auf die linke Spur wechselt und das Gaspedal durchdrückt. Man hat den Eindruck, als würden alle Autos rechts in die Eisen steigen – so schnell verschwinden sie aus dem Rückspiegel.
Überzeugen kann der S4 Avant jedoch auch im Vergleich mit der direkten Konkurrenz. Er beschleunigt ein paar Zehntel schneller als der 3er Touring 340i von BMW, so flott wie der AMG C 43 T von Mercedes – und nur ein paar Zehntel zaghafter als der doppelt aufgeblasene D3 Touring von Alpina. Aber: All das ist bloßes Zahlenwerk. Was bei einem Auto wie dem S4 Avant zählt, sind Emotionen. Um sie zu wecken, bedarf es neben der rohen Beschleunigungskraft auch eines Klangs, der unter die Haut geht. In dieser Hinsicht kann uns der 3.0 TFSI nur voll ausgedreht entzücken – im Leerlauf dürfte er tiefer, kerniger wummern. Dazu bräuchte es aber mindestens zwei zusätzliche Brennkammern – und außerdem: Der S4 Avant ist nicht fürs Herumstehen konzipiert. Er will bewegt werden, wie er uns mit seiner akustischen Zurückhaltung zu verstehen gibt. Denn nur in Bewegung kann er eine weitere Dimension seiner Sportlichkeit vorführen: seine Dynamik.
S4 Avant: Allrad & Sportfahrwerk verwandeln Kraft in Dynamik
Die Dynamik des S4 Avant hat mehrere Väter. Als direkter Partner des Motors ist die serienmäßige Achtstufen-Automatik „tiptronic“ zu nennen. Sie verstärkt in den niedrigen Gängen die dynamische Komponente durch eine kurze Übersetzung. In den höheren Gängen betont sie durch eine längere Übersetzung den Komfort und die Effizienz – bei flotter Fahrweise sollte man sich dennoch nicht über einen Durchschnittsverbrauch jenseits der zehn Liter wundern. Die von der Automatik filetierte Leistung versucht der permanente Allradantrieb „quattro“ gezielt auf die Straße zu bringen – dank der selektiven Momentensteuerung für jedes Rad oder mit einem Wort gesagt: überzeugend. Die genaue Umsetzung der Kraft lässt sich mit dem ab Werk installierten „drive select“-Fahrdynamiksystem beeinflussen. Der Allrad ist in der Grundeinstellung dezent hecklastig ausgelegt. Im „auto“-Modus passt er sich gemeinsam mit Getriebe und Motor kontinuierlich der aktuellen Fahrsituation an. Im „dynamic“-Modus gehen die drei hingegen spürbar engagierter zu Werk.
Das zur Serienausstattung gehörende Sportfahrwerk bleibt – von diesen Einstellungen unbeeindruckt – zugleich knackig-komfortabel und agil. Einzige Ausnahme: Man installiert für knapp 1.000 Euro die adaptive Dämpferregelung. Mit ihr federt der S4 Avant auf Wunsch um eine Sänftenklasse feiner. Und wie wird die Dynamik des Motors und des Fahrwerks in Zaum gehalten? Audi setzt von Werk aus vorrangig auf traditionelle Lösungen: Eine kräftige Bremsanlage (mit schwarz lackierten Bremssätteln im Falle des S4) zum Beispiel oder ein Sperrdifferential an der Hinterachse. Die Liste der vorinstallierten elektronischen Helfer ist recht kurz: Neben LED-Schweinwerfern umfasst sie einen einstellbaren Geschwindigkeitsbegrenzer und den Notbremsassistent „pre sense city“, der bis Tempo 85 Kollisionen mit Fahrzeugen und Fußgängern verhindern hilft. Alle anderen Fahrerassistenzsysteme schlagen gesondert zu Buche – vom digitalen Kombiinstrument „Audi virtual cockpit“ über das Head-up Display bis zum Einpark- bzw. Spurwechselhelfer.
Der S4 Avant als Praktiker
Großzügiger war Audi bei der Komfort- und Funktionalitäts-Ausstattung. Wir beschränken uns auf eine Auswahl der Extras, die uns besonders gefallen haben. Als erstes seien die ergonomischen Sportsitze für Fahrer und Beifahrer erwähnt, die mit einem feinen Leder-Alcantara-Bezug, einer Sitzheizung und einer Sitzlüftung aufwarten. Ein weiterer Komfort-Dienstleister ist die Klimaautomatik, die die Temperatur abhängig vom Sonnenstand elektronisch oder manuell regelt. Auch das „MMI Radio plus“ gehört für uns zu den erwähnenswerten Komfort-Details – nicht wegen des technischen Rüstzeugs (8 Passivlautsprecher, 7-Zoll-Farbdisplay, Bluetooth-Schnittstelle, CD-, MP3-, WMA-Player, geschwindigkeitsabhängige Lautstärkeanpassung, etc.); sondern aufgrund des abgesetzten MMI-Bedienteilkonzepts. Nicht neu, aber unverändert gut. Volle Konnektivität, ein Navi mit Touch-Bedienung und ein Luxus-Soundsystem kosten allerdings Aufpreis. Wer wie wir geglaubt hat, bei dem Basispreis sollte zumindest eines dieser Extras zur Basisausstattung gehören, der irrt offenbar.
Mit seinen praktischen Eigenschaft fällt der Audi S4 Avant im Test dagegen positiv auf. Der gut 2,8 Meter große Radstand sorgt für ein erhabenes Platzangebot; die Fahrzeuglänge von 4,75 Metern lässt zugleich genug Spielraum fürs Gepäck, konkrete sind es 505 bis 1.510 Liter. Das C-Klasse T-Modell offeriert 490 bis 1.510, der 3er Touring 495 bis 1.500 Liter – ein kleiner, aber genussreicher Vorteil für den Ingolstädter. Weil gerade vom Genuss die Rede ist. Einen solchen verschaffen die mit 61 Zentimeter herrlich tief angelegte Ladekante – und die elektrisch öffnende sowie schließende Heckklappe (über den Fahrzeugschlüssel oder eine Taste in der Fahrertür bzw. der Gepäckraumklappe). Wer macht sich dabei schon gerne die Finger schmutzig. Von wahllos herumfliegenden Gepäckstücken sind ebenfalls nur wenige begeistert. Die im Verhältnis 40:20:40 umklappbaren Rücksitzlehnen und die vier Verzurrösen im Gepäckraum, in denen das Gepäckraumnetz befestigt werden kann, garantieren, dass: Dass das Gepäck zum einen passgenau geschlichtet und zum anderen fest fixiert werden kann. Funktionalität auf vier Punkte gebracht, sozusagen.
Fazit zum Audi S4 Avant Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
In Generation sechs beweist der Audi S4 Avant erneut: Der Kombi gehört längst nicht zum alten Eisen. Werden Sportlichkeit, Qualität, Dynamik und Funktionalität so gekonnt kombiniert, sehen die anderen Karosserieform alt aus. Bei der Optik hat der S4 aber noch Verbesserungspotential. Auf MeinAuto.de startet der S4 ab 50.869 Euro durch, fast 19% respektive gut 11.600 Euro günstiger der UVP.
4 von 5 Punkten
Technische Daten des Audi S4 Avant: | ||
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PS-Anzahl: | min. 354 PS | max. 354 PS |
kW-Anzahl: | min. 260 kW | max. 260 kW |
Antriebsart: | 4×4-Antrieb | |
Getriebeart: | Automatik | |
Kraftstoffart: | Benzin | |
Verbrauch (kombiniert): | min. 7,7 l/100km | max. 7,7 l/100km |
CO2-Emission: | min. 175 g/km | max. 175 g/km |
Effizienzklasse: | min. D | max. D |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 61.900 Euro | |
Stand der Daten: | 26.02.2018 |
Konkurrenzmodelle
In unserem Autohaus online gesellen sich zum sportlichen Audi viele andere preiswerte Neuwagen. Drei Beispiele aus der Mittelklasse sind der Alpina D3 Touring ab 55.199 Euro und 10,3%; das Mercedes C-Klasse T-Modell AMG C 43 T ab 53.810 Euro und 13,0%, und der BMW 3er Touring 340i ab 58.250 Euro und 22,5% Neuwagen Rabatt. Auch im Bereich der Finanzierung sind wir variantenreich aufgestellt – von der Barzahlung über den günstigen Autokredit bis zu unserem attraktiven Autoleasing.