Audi RS4 Avant im Test (2018): Familienkombi auf die Spitze getrieben
Seit 1999 gipfelt Audis Mittelklassemodell A4 im RS4, wobei die Rennsport-Kur traditionell dem Kombi Avant zu Teil wird. An dieser Tradition halten die Ingolstädter beim neuen RS4 Avant fest. Zugleich kehren sie mit dem vierten Spross des etwas anderen Familienkombis wieder zu den Ursprüngen zurück: konkret zu einer V6-Maschine mit Bi-Turbo. Eine ideale Gelegenheit, um a) herauszufinden, was sich bei den Motoren in zwanzig Jahren getan hat; und b) jede Menge Spaß zu haben. Ein Testbericht:
Biturbo entlockt dem V6 2.9 TFSI 450 PS
Der Motor des Audi RS4 Avant naturgemäß steht gleich im Mittelpunkt – und die technischen Details respektive die theoretischen Fahrleistungen lassen jedem Motorenfeinschmecker das Wasser im Mund zusammenlaufen. Unter der Haube rumort der 2.9 TFSI, ein 2.894 cm³ großer, direkt eingespritzter Sechszylinder in V-Bauart mit Alu Zylindergehäuse, dem ein Bi-Turbo mit bis zu 1,5 bar den Marsch bläst. (Kraftstoffverbrauch: 8,8 Liter auf 100 km, 200 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse E). Das Ergebnis dieser Orchestrierung: 450 PS und 600 Nm Spitzendrehmoment, die zwischen 1.900 bis 5.000 Touren die Kurbel auswringen: und ein Klang, der uns im ersten Moment etwas enttäuscht. Der Achtzylinder-Sauger des Vorgängers z.B., er brummt roher und voller. Auch der vier Liter große V8-Biturbo, der im C 63 T, dem Konkurrenzprodukt von Mercedes-AMG, faucht, schlägt archaischere Töne an. Dennoch geht der Sound des neuen RS4-Aggregats unter die Haut. Und wird der V6-Biturbo erst einmal mit Gasstößen gereizt, legt er die akustische Zurückhaltung bald ab – und er peitscht davon wie ein aufgescheuchter Tiger. Getreu der Formel „Lärm ist gleich Leistungsverlust“ hängt er beim null-hundert-Sprint – mit einer Zeit von 4,1 Sekunden – nicht nur den gleichstarken Vorgänger ab: sondern auch den 476 PS und 630 Nm starken C 63 T von Mercedes (4,7 respektive 4,2 Sekunden).
Von 0 auf 200 km/h braucht der RS4 Avant 2018 keine 13 Sekunden, in der Spitze regelt er wie anno 1999 bei 250 Stundenkilometer ab. 1999, das war das Jahr, in dem der RS4 Avant erstmals Gas geben durfte. Der 2.7 V6-Biturbo von damals war mit 381 PS und 440 Nm kein Schwächling. Zudem genoss er den Vorteil, ganze 170 Kilo weniger antreiben zu müssen. Trotzdem können seine Beschleunigungswerte mit dem V6-Biturbo von heute nicht mithalten. Für den Antritt von 0 auf 100 km/h benötigte er 4,7 Sekunden; für den von 0 auf 200 genau 17. Den größten Unterschied offenbart jedoch die Benzinuhr: 12 Liter betrug der Normverbrauch des 2,7-l-Sechszylinders – da nehmen sich die 8,8 Liter des aktuellen Aggregats geradezu bescheiden aus. Die dürfen wie gewohnt aber als rein theoretische Kenngröße angesehen werden: zehn bis zwölf Liter sollte man jedenfalls einkalkulieren; auch der doppelte Normverbrauch ist kein Problem. Das ist auch der Grund, weshalb die Beschleunigungswerte des RS4 zwar getrost mit vier As benotet werden können, der Verbrauch allerdings nur die Note E erhält.
RS4 Avant: Kraft findet Grip
Natürlich spielt der Verbrauch bei einem Auto wie dem RS4 Avant nur eine Chargenrolle. Fahrleistungen und Fahrspaß, das ist das, was zählt. In diesem Sinn ist es gut zu wissen, dass bei 250 km/h noch lange nicht die Spitze des V6 erreicht ist. Gönnt man sich für 5.900 Euro bspw. das „RS Dynamic“-Paket, verschiebt sich der elektronische Riegel auf 280 km/h. Außerdem stattet Audi den rassigen Familienkombi mit den taghellen LED-Matrix-Scheinwerfern aus sowie mit einem Sportdifferential und einem adaptivem RS-Sportfahrwerk. Die letzten zwei Extras haben vornehmlich die Aufgabe, die diabolische Kraft möglichst vollständig und unterhaltsam auf die Straße zu bringen. Bevor sie aber ins Geschehen eingreifen, teilt eine Tiptronic-Automatik die Leistung automatisch in acht Stufen ein. Wie lang oder kurz diese acht Stufen sind, kann über den Fahrdynamik-Schalter selbst entschieden werden. Bei freier, in langgezogenen Serpentinen geschwungener Bahn empfehlen wir den „Dynamik“-Modus.
In ihm arbeitet die gesamte Fahrdynamikabteilung – vom Getriebe über den permanenten Allradantrieb und das Mittel- bzw. Sportdifferenzial bis zur Lenkung und zum RS-Fahrwerk – in Höchstform. Jedes einzelne Drehmoment und PS wird in Freude umgemünzt, wobei der Kombi nie ganz die Spur respektive Fassung verliert (außer mit abgeschaltetem ECS, was aber höchstens auf einer sicheren Rennstrecke zu empfehlen ist). Im normalen Modus fährt sich der RS4 Avant spürbar zahmer und recht komfortabel. Die Lenkung ist uns allerdings etwas zu künstlich. Bei den Bremsen gibt es bei einem Heißsporn wie dem Audi indes kein zu viel oder zu sehr. Das nimmt sich die RS-Bremsanlage mit ihren 18-Zoll-Stahlscheiben auch zu Herzen, die die 1.790 wildgewordenen Kilo des RS4 mit Vehemenz wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Das RS4-Modell überzeugt auch optisch
Auf diesem Boden steht der Audi RS4 Avant mit strammen 19-Zöllern im Format 265/35. Optional krallt er sich mit 275/30er Pneus in den Asphalt, die auf 20 Zoll großen Alu-Schmiederädern mit 5-Doppelspeichen aufgezogen sind. Damit sind wir unversehens beim Aussehen angelangt – ein Aspekt, der bei den RS-Modellen ebenfalls von großer Bedeutung ist. Für den RS4 gilt das umso mehr, als die fünfte A4-Generation optisch gar zu brav ausgefallen ist: vor allem in ihren gutbürgerlichen Ausprägungen Limousine und Kombi. Das RS-Modell merzt diese Scharte aus. Es strotzt vor Kraft und Dynamik, unter anderem dank des markanten Wabengitter-Singleframe-Kühlergrills, der austrainierten Radkästen und der gigantischen Endrohre der Auspuffanlage.
Die gelungene Mischung aus Sportlichkeit und Eleganz finden wir auch im Innenraum wieder – ein Bereich, in dem die Ingolstädter immer wieder von Neuem zu erstaunen wissen. Im RS4 Avant gelingt ihnen das mit den exzellenten RS-Sportsitzen in Alcantara-Lederbezügen, dem neuen virtuellen Cockpit mit seinen Digitalinstrumenten; und der edlen Aluminium-Optik. Wer trotz des Einstiegspreises von 80.000 Euro noch ein wenig Kleingeld übrig hat, kann sich – auch das ist man von Audi gewohnt – in der Zubehörliste nach Herzenslust austoben. Diese lässt kaum einen Wunsch offen, wobei der Preis dann schnell die 100.000-Euro-Mauer knackt. Zum Trost spendiert Audi schon ab Werk jede Menge Platz und 505 bis 1.510 Liter Stauraum fürs Gepäck.
Technische Daten des Audi RS4 Avant: | ||
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PS-Anzahl: | min. 450 PS | max. 450 PS |
kW-Anzahl: | min. 331 kW | max. 331 kW |
Antriebsart: | 4×4-Allradantrieb | |
Getriebeart: | Automatik | |
Kraftstoffart: | Benzin | |
Verbrauch (kombiniert): | min. 8,8 l/100km | max 8,8 l/100km |
CO2-Emission: | min. 199 g/km | max. 199 g/km |
Effizienzklasse: | min. E | max. E |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 79.800 Euro | |
Stand der Daten: | 01.02.2018 |
Konkurrenzmodelle
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Fazit zum Audi RS4 Avant Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Der Audi RS4 Avant zeigt, wie schön Autofahren in vermeintlich biederen Familienkombis sein kann. Gleichzeitig ist er aber auch ein Beweis dafür, dass man Glück mit leider viel Geld kaufen kann – zum Teil wenigstens. Auf MeinAuto.de legt der A4 mit Rennsportgenen ab 65.090 Euro los, satte 15.500 Euro bzw. 19,4% günstiger als vom Hersteller vorgesehen.
4 von 5 Punkten