Audi A3 Cabrio Test: Adé VW Golf Cabrio
Als VW 2006 zu Gunsten des Eos auf eine Cabrio-Version des Golfs verzichtete, sprang Audi mit der offenen Variante des A3 ein. Sieben Jahre später ist die Abnabelung gelungen – und das ist auch gut so. Denn mit der Einführung der neuen Limousinen-Form in der Baureihe vor gut einem halben Jahr konnte auch das Cabrio profitieren. Der Plattformwechsel weg vom Golf hin zur eigenen Basis – das Cabrio wird wie die Limousine im ungarischen Audi-Werk in Györ produziert – hat sich besonders optisch ausgezahlt.
Audi A3 Cabrio wächst um 18 Zentimeter
So ist das Stummelheck verschwunden und hat einer um 18 Zentimeter längeren Klappe Platz gemacht. Dadurch wirkt das A3 Cabrio viel gesetzter. Auch die hinter den Rücksitzen angebrachten Überrollbügel sind verschwunden und geben nun keinen Anlass mehr, Zusammenhänge mit dem nicht gerade positiv besetzten Spitznamen „Erdbeerkörbchen“ zu ziehen. Die Sicherheit im schlimmsten Fall des Überschlags ist trotzdem gegeben. Denn das aktive Überrollschutzsystem schießt in Sekundenbruchteilen heraus und schützt die Insassen beim Überschlag.
Durch das Mehr an Zentimetern haben sich auch die anderen Parameter des nunmehr 4,42 Meter langen offenen Vertreters verändert. Die Kompaktklasse ist aufgrund der Limousinenform kaum noch erkennbar, das A3 Cabrio hat seine Eigenständigkeit gefunden und kann nun als Mitglied der Premiumliga auch anerkannt werden.
Neu konzipiertes Stoffverdeck
Geblieben ist lediglich das Stoffverdeck, das allerdings aufgrund der veränderten Maße ebenfalls neu konzipiert wurde. So soll sich die um 50 Kilogramm im Vergleich zum Vorgängermodell leichtere Stoffmütze bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h in 18 Sekunden öffnen oder schließen. Handgestoppt dauerte der Vorgang etwas mehr als 21 Sekunden.
Das Soundsystem passt sich dabei der jeweiligen Situation an. Nicht nur die Lautstärke verändert sich, sondern auch die Klangqualität dringt verändert in den Innenraum, je nachdem, ob man offen oder geschlossen unterwegs ist. Hörgenuss ist also zu jeder Zeit gegeben.
50 Prozent fahren Diesel
Genuss ist auch für Fahrer und Insassen gegeben. Dank des Längenwachstums ist auch der Radstand um zwei Zentimeter auf 2,60 Meter angewachsen und tut besonders den hinten sitzenden Personen gut. Allerdings bleiben die Verwirbelungen im Fond bei offener Fahrt. Besser haben es da Fahrer und Beifahrer. Wie bei Mercedes oder Peugeot gibt es nun auch bei Audi einen Nackenfön, der die obere Körperhälfte bei kälteren Temperaturen wärmt. Allerdings arbeiten die Luftdüsen recht laut vor sich hin.
Die Lautstärke der Lüftungen fällt akustisch auch deshalb auf, weil die von Audi angebotenen Aggregate sehr leise zu Werke gehen – selbst bei der Dieselvariante, zu der mittlerweile rund die Hälfte der A3 Cabrio-Kunden zurückgreifen. Mit 110 kW/150 PS sowie einem Drehmoment von 340 Newtonmetern ist der TDI kraftvoll genug ausgestattet, um auch in engen Serpentinen gut die Kurve zu kriegen. Auch wenn ein kleines Turboloch bei der Beschleunigung überwunden werden muss, vermittelt der zwei Liter große Selbstzünder so viel Fahrfreude, dass die angegebenen 4,2 Liter Verbrauch nicht zu halten sind.
Cabrio-Gemeinde giert nach PS-Zahlen
Auch die beiden Benziner erfüllen die gestellten Aufgaben, wobei der für 30.500 Euro angebotene 1,4 Liter große Einstiegsbenziner mit 92 kW/125 PS ein wenig zu untermotorisiert scheint. Vor allem, weil gerade die Cabrio-Gemeinde nach höheren PS-Zahlen giert. So wird der 1.8 TFSI mit 132 kW/180 PS und einem Drehmoment von 250 Newtonmetern favorisiert, mit dem der Sprint innerhalb von 7,8 Sekunden gelingt. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 242 km/h erreicht, sodass der 1.8 sowohl zum Cruisen als auch zum Jagen geeignet ist.
Denn nicht nur die 180 PS bereiten Freude, sondern auch die Komponenten Fahrwerk oder Progressivlenkung vermehren den Spaß hinter dem Volant. Und – bei Audi schon traditionell – hat das neue Cabrio dank Leichtbauweise noch einmal 60 Kilogramm verloren. Somit können Kurve für Kurve ganz agil angesteuert werden. Das dann der angegebene Verbrauch von 5,8 Litern nicht mehr zu halten ist, sollte jedem klar sein.
Einziger Allradler im Cabrio-Segment
Doch die Cabrio-Jünger werden nur mit der Schulter zucken. Denn 33.900 müssen für den 1.8er hingelegt werden. Der Diesel kostet noch einmal 400 Euro und kann zudem – als einziges Cabrio im Segment – auch mit Allrad ausgestattet werden. Doch der Vierradantrieb ist nur eine Option unter der – ebenfalls traditionellen – Aufpreisliste. Unter 40.000 Euro wird wohl kaum ein A3 Cabrio den Showroom verlassen. Auch das ist der Audi in der Premiumliga angekommen.
von Thomas Flehmer / in Kooperation mit Automagazin Autogazette