VW Golf TDI (Test): Ende einer Erfolgserie?
Mit mehr als 250.000 verkauften Exemplaren – allein im Jahr 2015 – ist der VW Golf nach wie vor unumstritten der Volkswagen schlechthin. Die Entscheidung für den Golf fällt vielen also leicht. Doch wie ist es mit der Entscheidung für einen Motor? Soll es ein Golf Benziner sein, ein Hybridmotor wie im GTD, ein Elektroantrieb wie im GTE – oder doch ein gerade schwer gebeutelter Diesel. Was heute noch für einen Selbstzünder spricht? Wir haben es getestet.
Der Golf und die große Diesel-Armada
Der effiziente Umgang mit dem Kraftstoff ist eine der hervorragenden Tugenden des Diesels. Im Zuge der VW-Abgasmisere geriet gerade diese Tugend nun in Verruf (allerdings ist keiner der hier getesteten Selbstzünder davon betroffen). Was liegt da näher, als ebendiese Eigenschaft als erste auf den Prüfstand zu stellen. Gesagt, getan. Wir nehmen uns gleich VWs Obersparvariante zur Brust, den Golf 1.6 TDI „BlueMotion“. Der vier Zylinder Common-Rail-Diesel mit Abgasturbo leistet 110 PS, von 1.500 bis 3.000 U/min 250 Nm Drehmoment und verteilt seine Kraft auf eine 6-Gang-Handschaltung. Den 1.265 Kilo schweren Golf beschleunigt er in zehneinhalb Sekunden von 0 auf 100 und maximal auf 200 km/h. Um den Verbrauch zu senken, montiert VW ab Werk rollwiderstandsarme Reifen und eine aerodynamisch verbesserte Verkleidung; außerdem verfügt der „BlueMotion“-Golf über ein optimiertes Motoren-Management, eine längere Übersetzung und über ein Bremsenergierückgewinnungssystem. Diesen zusätzlichen Aufwand lassen sich die Wolfsburger mit rund 1.000 Euro vergüten, dafür kommt der Golf nach Norm mit 3,4 Litern (84 Gramm CO2) aus. Im Test waren es im Schnitt zwar 4,7, auch das kann sich sehen lassen.
Denselben Motor offeriert VW aber auch in einer weniger enthaltsamen Version, als 1.6 TDI „BlueMotion Technologie“. Der Motor produziert dieselbe Leistung wie der Spardiesel, zum Zweck der Kraftübertragung kommt hier anstatt der 6-Gang- aber eine 5-Gang-Handschaltung; oder ein 7-Gang-DSG zum Einsatz. Der Aufpreis fürs DSG beträgt 1.875 Euro. Ob der Aufschlag dafür steht, ist fraglich. Wir müssen aber zugeben: Das DSG arbeitet – abgesehen von der Zusammenarbeit mit der Start-Stopp-Automatik – beeindruckend schnell und seidenweich. In puncto Spritzigkeit ist der normale 1.6 TDI dem „BlueMotion“-Diesel dabei ebenbürtig, in der Spitze fehlen ihm jedoch 5 km/h, weil er nicht aerodynamisch optimiert ist. Das macht sich auch beim Verbrauch bemerkbar: 3,8 bzw. 3,9 Liter (99 bzw. 101g CO2) nach NEFZ und ziemlich genau 5 Liter im Testmittel sind deutlich mehr als beim 1.6 TDI „BlueMotion“, aber immer noch passabel.
Golf VII: im siebten Fahrdynamikhimmel?
Das ändert sich erst, wenn der 110-PS-Diesel – für 2.750 Euro extra – alle vier Räder antreiben darf. Der dadurch entstehende Haftungsgewinn, der auf nasser oder schneebedeckter Fahrbahn eklatant ist, geht jedoch mit Einbußen bei der Fahrleistung (11s 0-100, 191 km/h) und gewichtigen Verbrauchsnachteilen einher: Der Normverbrauch steigt bspw. auf 4,5 Liter. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim 150 PS und 340 Nm starken 2.0 TDI, der mit 6-Gang-Handschaltung, 6-Gang-Automatik und als Allradversion erhältlich ist. Der erst ab der mittleren „Comfortline„-Ausstattung angebotene Zweiliterdiesel kostet rund 2.500 Euro mehr als der 1.6 TDI, beschleunigt den Volkswagen aber spürbar flotter: in 8,6 Sekunden auf 100 und in der Spitze auf 216 km/h – da geht was weiter. Mit der 6-Gang-Handschaltung verbrennt der 2.0 TDI trotzdem nur 4,1 Liter (106g) nach Norm und 5,2 Liter im Test; mit der 6-Gang-Automatik und mit Allrad ist es ein guter halber Liter mehr. Interessant ist der Vergleich mit dem 150 PS starken Turbobenziner 1.4 TSI ACT. Den verkauft VW um 2.200 Euro günstiger, er schluckt mit 6-Gang-Handschaltung allerdings 0,7 Liter mehr als der Zweiliterdiesel. In puncto Verbrauch ist der Selbstzünder also nach wie vor nicht zu schlagen, zumindest nicht von einem herkömmlichen Antrieb.
Apropos nicht zu schlagen: Das ist und bleibt die Ausgewogenheit des kompakten Wolfsburgers. Der Golf brilliert zwar in keiner Einzeldisziplin, er zeigt aber auch keine Schwächen. Beispiel Fahrverhalten. Obwohl er knapp 100 Kilo verloren hat, ist er nicht das agilste Fahrzeug in der Klasse – ein Ford Focus oder ein BMW 1er sind bedeutend beweglicher. Das was der Golf an Agilität zu bieten hat, reicht aber voll und ganz aus – und zugleich passt der Federungskomfort. Das ist langweilig, aber am Ende unschlagbar.
Kein Glanzlicht, aber weiter eine Attraktion
Das gilt auch für alle anderen Bereiche. Optisch reißt uns der neue Golf ebenso wenig vom Hocker wie der Vorgänger. Doch auch das tut dem Erfolg keinen Abbruch: das Paket stimmt einfach. In der Länge und beim Radstand ist der Golf in Genration VII um fünf Zentimeter gewachsen. Er bietet damit noch eine Spur mehr Platz, im Cockpit ebenso wie im Fond und im Kofferraum (380 bis 1.270 Liter). Auch hier bieten einige andere mehr, etwa der Skoda Rapid (415 bis 14.380 Liter): Doch das kümmert den Volkswagen nicht. Er vertraut auf seine einfache Bedienung, die ausgezeichnete Verarbeitungsqualität und nicht zuletzt auf Konstanz. Wie die Verkaufszahlen zeigen, zu recht.
Neu sind die Allstar Sondermodelle, mit denen umfangreiche Ausstattungen zu einem niedrigen Preis gefahren werden können. Hier der Clip mit Thomas Müller zum Golf Allstar:
Fazit zum Diesel Golf
Der VW Golf und die Dieselmotoren, sie ergänzen sich nach wie vor bestens. Bei Bedarf legt das Gespann das Augenmerk auf Sparsamkeit, wie mit dem 1.6 TDI „BlueMotion“; auf Wunsch gibt der Golf aber auch Gas, so wie mit dem 2.0 TDI. Nur eines ist der Golf nicht mehr: günstig, zumindest nicht beim herkömmlichen Händler. Bei MeinAuto.de indes gibt es den Golf 1.0 TDI schon ab 19.783 Euro, also rund 19,8% oder knapp 4.800 Euro unter dem Händlerpreis. (nau)
Bei uns finden Sie aber auch zahlreiche Alternativen zum Golf, etwa den Seat Leon ab 12.479 Euro, den Opel Astra ab 14.036 Euro bzw. 21,8%; oder den Audi A3 Sportback ab 19.408 Euro und 19%. Beim Neuwagenkauf können Sie zwischen mehreren Möglichkeiten der Autofinanzierung wählen, von der Schlussraten-Finanzierung bis zum Auto Leasing.