VW Golf 7, Seat Leon und Citroen C4 im Test: Klassenkampf auf die kompakte Art
Das C-Segment, sprich die Kompaktklasse, ist die Fahrzeugsparte der überschaubaren Maße, der erschwinglichen Preise und der großen Kundenschar. International dominieren den Absatzmarkt der Toyota Corolla und der Ford Focus – in Deutschland herrscht weiter uneingeschränkt der VW Golf. Herausforderer aber gibt es zuhauf, zum Beispiel den Seat Leon oder den Citroen C4. Kann der Wolfsburger die Herausforderer aus Spanien und Frankreich in die Schranken weisen? Die Antwort lesen Sie in unserem Test.
Stauraum- und Platzangebot: der Golf baut aus
Die Bedeutung der Kompaktklasse zeigt sich bereits an der Zahl der angebotenen Modellvarianten. Jeder der Probanden entstammt einer echten Großfamilie. Den Citroen C4 gibt es zum Beispiel als Limousine, als Kompakt-SUV C4 Cactus – und als Kompaktvan C4 Picasso bzw. Grand C4 Picasso. Seat liefert den Leon ebenfalls als Limousine aus; außerdem als Kombi Leon ST, als Dreitürer SC und als Cross-Variante X-Perience. Natürlich steht der Wolfsburger Klassenbeste da nicht nach. Zur Limousine gesellen sich unter anderem ein Kombi namens Golf Variant, ein Van mit dem Titel Sportsvan, die Cross-Version Golf Variant Alltrack; und der legendäre Golf GTI. In unserem Test wollen wir uns aber auf die Basis konzentrieren, d.h. auf die jeweilige Limousine. Mit 4,33 Metern ragt das Modell aus Frankreich längenmäßig heraus; der Leon misst 4,27, der VW Golf 4,26 Meter. In Bezug auf den Radstand sind die beiden Vertreter aus dem Hause VW dem Konkurrenten ein paar Zentimeter überlegen. 2,64 zu 2,61 Meter lauten die Vergleichswerte. Die große Frage ist nun: Können diese wenigen Zentimeter einen Unterschied machen?
Die erste Antwort lautet: Beim Stauraum sehr wohl. Der C4 offeriert mit 408 Litern den größten Basisstauraum; im Golf und Leon ist er mit 380 Litern ein Reisetäschchen kleiner. Bei umgelegter Rückbank sind die Unterschiede größer. Hier trumpft der Volkswagen mit 1.280 Litern erstmals auf; es folgt der Leon mit 1.210 und der C4 mit 1.183. Zumindest gefühlt noch größer sind die Differenzen, wenn es ans Beladen dieser Stauräume geht. Beim Golf tun wir uns dank der 67 Zentimeter hohen Ladekante am leichtesten. Beim C4 heißt es bei 71 Zentimetern schon kräftig anreißen; und beim spanischen Löwen sind Bärenkräfte gefragt, um den 77 Zentimeter hohen Ladekantenwall überwinden zu können. Die Variabilität ist indessen in allen drei Modellen ähnlich: Die Lehnen der Rücksitzbank sind jeweils ab Werk asymmetrisch umklappbar. Und das Platzangebot für die Insassen? Auch diesbezüglich wetteifert das Trio in der selben Konfektionsgröße. Am ehesten wird es im Fond des Franzosen für Köpfe und Knie eng – dann nämlich, wenn vorne ein Lenker mit knapp 1,85 Meter Körpergröße sitzt.
Der Innenraum: VW weiter als Maß aller Interieur-Dinge?
Die Quantität des Innenraums ist freilich nur eines. Ein zweites ist dessen Qualität. Was letztere anbelangt, setzt VW in der Kompaktklasse seit Jahren den Standard – sofern man von den deutlich teureren Modellen der Premiumhersteller BMW, Mercedes und Audi absieht. Mit dem Facelift Anfang des Jahres haben die Wolfsburger die Messlatte eine weitere Stufe nach oben geschraubt: vor allem, weil sie im Bereich der Unterhaltungselektronik nachgerüstet haben. Die Anzeigen der Infotainment-Systeme wurden schärfer und größer; außerdem reagieren sie schneller. Die Einbindung des Smartphones wurde ebenso verbessert wie die Bedienung. Einzug halten diese großen multimedialen Neuerungen jedoch erst gegen Aufpreis. Das ist aber im Leon und im C4 nicht anders. Der kleine Bruder des VW kann dann mit einem praktisch ebenso modernen und umfangreichen Multimedia-Programm aufwarten. Der Citroen C4 hinkt hier lediglich in Bezug auf die Auswahlmöglichkeiten und die Aktualität etwas hinterher; die letzte Modellpflege liegt schon knapp zwei Jahre zurück.
Dennoch: Ab der mittleren Ausstattungslinie „Selection“ ist im Franzosen alles an Bord, was das immer-online-Herz begehrt. Auch die Verarbeitungsqualität und Bedienbarkeit sind seit der Modellpflege stimmig. An die Vorgaben der VW-Konzernbrüder reichen sie jedoch nicht ganz heran. Auch im Bereich der Sicherheits- und Assistenztechnik haben der Golf und der Leon leicht die Nase vorn – wobei der Golf den kleinen Bruder dezent aussticht. Eine digitale Kombi-Instrument-Anzeige können weder der Seat noch der Citroen anbieten. Und auch in Bezug auf den Umfang und die Leistungsfähigkeit der Assistenzsysteme müssen sie sich dem Klassen-Primus geschlagen geben. Der Leon kommt dem Golf natürlich recht nahe, da er sich aus dem Konzernangebot bedienen kann. Einen Anhängerassistent hat bspw. aber nur der VW zu bieten.
Motoren & Fahrverhalten – Klassenkampf auf Augenhöhe
Zum Schluss verlegen wir den Klassenkampf auf die Straße. Dort fällt uns auf, dass die beiden Herausforderer, der C4 und der Leon, agiler unterwegs sind als der Volkswagen. Interessanterweise ist der Federungskomfort hier wie dort aber kaum schlechter als beim Golf – der am Ende indessen mit dem ausgewogensten Fahrwerk überzeugt. Aber: Die Geräuschdämmung ist überraschenderweise sowohl in der französischen Kompaktlimousine wie im spanischen Löwe besser. Der C4 patzt im Fahrdynamik-Kapitel nur bei der Bremsleistung. Ein Bremsweg von 38 Metern aus Tempo 100 ist nur durchschnittlich. Der Leon steht nach knapp 34, der Golf sogar schon nach gut 32 Metern. Und wie sieht es unter den Hauben aus? Hier zeigt sich ein vielschichtiges Bild. So legt der C4 im Bereich der Benziner mit 110 PS los, konkret mit dem ebenso temperamentvollen wie sparsamen Puretech 110 (Kraftstoffverbrauch: 5,0 Liter auf 100 km, 115 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A). Bei den beiden Kompaktklasse-Vertretern des VW-Konzerns beginnt das Benziner-Sortiment schon bei 85 PS. Dafür reicht es in der gewöhnlichen Modellpalette bis 150 PS, während beim Citroen bei 130 PS Schluss ist.
Bei den Dieselaggregaten kehrt sich die Situation um. Sowohl der Leon wie der Golf starten mit 115 PS (Kraftstoffverbrauch Seat: 4,0 Liter auf 100 km, 106 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A; VW: 4,2 Liter auf 100 km, 109 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A). Der 1.6 BlueHDI des Citroen kann schon mit 100 PS geordert werden (Kraftstoffverbrauch Seat: 3,3 Liter auf 100 km, 86 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+); mit einem Testverbrauch von rund viereinhalb Litern ist er zudem der sparsamste Antrieb im Vergleich. Der innovativste Motor zündet aber zweifelsohne unter der Haube des Golf, namentlich der 1.5 TSI mit 130 und 150 PS (Kraftstoffverbrauch: 4,9/5,0 Liter auf 100 km, 116 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse B). Er ist dank Technologien wie der Zylinderabschaltung bzw. der Common-Rail-Benzin-Direkteinspritzung nicht nur besonders sparsam; sondern zeichnet sich auch durch sehr geringe Abgas- und Feinstaubwerte aus. In wenigen Wochen wird er außerdem mit einem Partikelfilter ausgestattet. Ein positives Signal in diesem Bereich war von VW aber auch dringend nötig.
Fazit zum VW Golf 7, Seat Leon, Citroen C4 Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Der VW Golf setzt sich in unserem Klassenkampf sicher durch. Kleine Vorteile hier und dort summieren sich am Ende zu einem netten Vorsprung. Dahinter folgt der Seat Leon, der sich wieder einmal als der temperamentvollere kleinere Bruder erweist. Der Citroen C4 hält sich aber wacker uns lässt sich in keiner Disziplin wirklich abhängen. Bei MeinAuto.de gibt es den aufgefrischten Golf ab 10.577 Euro, 42,8% oder umgerechnet gut 6.700 Euro weniger als im Autohaus um die Ecke. Der Seat Leon 5-Türer startet schließlich ab 11.222 Euro durch, also 42% bzw. gut 7.700 Euro unter dem Listenpreis. Und der C4 kostet ab 13.103 Euro, i.e. 28% respektive gut 4.800 weniger als gelistet.
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