Toyota Yaris Hybrid: Sparen total
Sparen weckt Begehrlichkeit – Die Nachfrage übertrifft das Angebot. Mit lebendigen 100 PS und nur 3,5 Liter Verbrauch ist das nicht schwer zu verstehen. Und noch weniger in Fahrt – Fahrbericht Toyota Yaris Hybrid.
Da haben sich zwei gefunden. Die Kombination von Benzin- und Elektromotor macht nirgends mehr Sinn als in der Stadt und in der Stadt kaum einer mehr Sinn als ein Kompakter mit Hybridtechnik – denkt auch die Kundschaft: 205.000 Exemplare des kompaktesten Toyota Hybrid wurden seit Anfang 2012 weltweit produziert und 6.262 Yaris Hybrid seit Mitte Juni schon in Deutschland verkauft.
1.300 Euro billiger als der Yaris Diesel – das ist der erste Besitzanreiz. Der zweite die Kraft, die bei einem Elektromotor schon mit dem ersten U/min, also sofort am Gaspedal ansteht. Das ist gerade in leichten Fahrzeugen eindrucksvoll. Durchaus noch eindrucksvoller als in stärkeren, aber dann eben auch schwereren. So fühlt sich der 1.160 Kilo leichte Yaris im Antritt eine gute Fahrzeugklasse höher an. Der Tacho markiert 220, der Zeiger kratzt an der 180. Der Weg dorthin geschieht mit gleichmäßigem Zug und mit dem 1,5-Liter-Vierzylinder nicht mehr ganz so vorlaut wie in den Hybridmodellen der ersten Jahre – höre: Prius I.
Der „Energiemonitor“ – eine äußerst teutonische Übersetzung – visualisiert mit wechselnden Kraftlinien das rege und intensive Zusammenspiel von Vierzylinder, Elektromotor und Batterie. Im Prinzip ist das Motor-Batterie-Ensemble das eingedampfte des Prius: ein geschrumpfter, um 42 kg leichterer Antriebsstrang, ein kürzer bauender E- und Benzinmotor samt einer kleineren Batterie. Macht im Ergebnis 100 PS, 3,5 Liter Normverbrauch und ein ganz braven CO2-Austoss von lediglich 79 g/km. Und das bei identischen Raumverhältnissen im Innenraum. Hier lautet die Zielrichtung: intuitive Bedienung, hochwertigere Materialien, aufgewertete Oberflächen. Sofort erkennbar ist das u.a. an den satinierten Kunststoffoberflächen der Türverkleidungen. Das klare Cockpit des im französischen Valenciennes produzierten Kompakt-Bestsellers wendet sich leicht zum Fahrer hin. Die Navi ist hier mal keine Frauenstimme, sondern ein freundlicher Mann im Lautsprecher. Am Navigator bemerkt man auch, wie die ehemals nur in höheren Klassen verabreichten Luxusextras zu den Kleinwagen hinunter schwappen: Das Navigationssystem kann im Yaris sogar Internet, die Klimaanlage ist getrennt für die Fahrer- und Beifahrerseite einregelbar und den Raum hinten überwacht eine Rückfahrkamera. Die Fensterkurbeln hinten erinnern dagegen wieder an eine vergangene, aber auch nicht schlechte Zeit. Das, was scheinbar aus der Mode gekommen ist, gelingt dem Japaner zudem: Übersicht. Dank hohen Scheiben, schmalen und relativ steilen A-Säulen und einer gar nicht breiten C-Säule.
Im Fond zu sitzen ist angenehm bis eng – je nach Vordermann. Das Kofferraumvolumen dahinter passt zu einem Kurzen (286 Liter) und das Geheimfach im Gepäckraumboden zur Langfinger-Mentalität europäischer Innenstädte. Hier spürt man rasch den tieferen Sinn der Sache: Im EV-Modus (EV für Electric Vehicle) legt der hybride Yaris bis zu zwei Kilometer Fahrtstrecke mit 45 km/h rein elektrisch zurück. Im gleichen Modus schleicht er sich frühmorgens und spätabends fast lautlos heraus aus dem Wohngebiet. Er rollt betont leichtfüßig. Und so steuert man ihn auch in die engen Parklücken. Man erkennt die Hybridvariante des Yaris nicht allein an Verbrauch und Durchzug, sondern optisch an den blau unterlegten Toyota-Emblemen, der blau schimmernden Einlage des Automatikknaufs, der blauen Kreuznaht am Lederlenkrad und vielleicht am kryptischen Schildchen am Heck: „Energy Synergy Drive“ steht dort – wohl dem berühmt-berüchtigten „Japanese English“ entsprungen, aber überzeugend. In Auftritt und Preis: 16.950 Euro. Nach 4,4 Millionen Hybridfahrzeugen möchte Toyota ab nächstem Jahr jährlich eine Millionen Hybridfahrzeuge unters Volk streuen. Darunter eine ganze Menge Yaris Hybrid. Zu recht. Lieferengpässe lügen schließlich nicht. (Lothar Erfert)