Renault Twingo Test (2016): Inbegriff der Wendigkeit
Einen Minivan und Kleinwagen in einem optisch reizvollen Auto zu vereinen – das war die Idee, mit der Renault den Twingo 1993 an den Start schickte. Gut zwanzig Jahre später, 2014, brachten die Franzosen die dritte Twingo-Generation auf den Markt. Das grundlegende Konzept ist dasselbe geblieben, am Design und an der Technik hat sich aber so manches geändert, auch fürs Modelljahr 2016. Wie sich diese Änderungen fahren, lesen Sie in unserem Testbericht.
Twingo III: deutlich kürzer, trotzdem geräumiger
Der Ur-Twingo 1993 fiel nicht zuletzt durch seine fehlende, also vanartige Nase auf. Beim neuen Twingo musste Renault auf dieses Markenzeichen verzichten – die modernen Crashtests sind ohne ausgeprägte Frontpartie nicht zu schaffen. Niedlich aber sieht auch der neue Twingo aus, darin sind sich die Betrachter einig, wie eine Kurzumfrage in der Stadt zeigt. Der kleine Renault ist jedoch nicht nur süß – er ist auch ein schönes Beispiel cleverer Ingenieurskunst: Denn der Twingo III wurde zwar um 10 Zentimeter gekürzt, der Radstand wuchs aber trotzdem um gut 12 Zentimeter. Möglich macht das die Umsiedlung des Motors ins Heck. Trotz der geringeren Fahrzeuglänge haben die Insassen, vom Fahrer bis zu den Passagieren, so jetzt mehr Platz. Außerdem besitzt der Twingo nun zwei Fondtüren, was das Einsteigen erleichtert. Allzu üppig sind die Platzverhältnisse hinten freilich nicht – ein unvermeidliches Übel in der Kleinstwagenklasse.
Und welchen Platz bietet der Twingo nun?
Wie aber sieht es im Heck, wo nun der Motorsitzt, mit dem Platz aus? Überraschend gut, denn die Franzosen haben sich einiges einfallen lassen. So gibt es große Taschen an den Türen, eine Staubox nahe des Schalthebels und ab Werk eine umklappbare Beifahrersitzlehne. Unter der Fondbank versteckt sich außerdem ein zusätzliches Staufach. Der Kofferraum hätte diese Stauraumunterstützung mit 219 bis 980 Litern aber eigentlich gar nicht nötig. Ein VW up stellt mit 251 bis 959 Liter nämlich nicht mehr Stauraum bereit, ein Opel Adam und ein Fiat 500 mit 170 bis 663 respektive 185 bis 550 Litern sogar beträchtlich weniger. Dafür fehlt es dem Twingo jedoch innen am letzten Feinschliff, vor allem in puncto Material- und Verarbeitungsqualität.
Motoren-Angebot schrumpft auf zwei Benziner
Geschrumpft sind aber nicht nur die Maße des Twingo III, geschrumpft ist auch sein Motorensortiment – und zwar markant. Beim Vorgänger hatte Renault zeitweise bis zu sieben Antriebe im Regal, jetzt sind es nur noch zwei. Das aber muss nicht unbedingt ein Makel sein, solange die Qualität der Motoren stimmt. Die aber überzeugt nur teilweise. Verrichtet im Heck der Basisbenziner, der 1.0 SCe 70, die Energieumwandlungsarbeit, fehlt es dem Twingo an allen Ecken und Enden an Antriebskraft. Weshalb? Weil der 999 cm³ große Dreizylinder auf eine Turboladung verzichtet und lediglich auf 71 PS und 91 Nm Topdrehmoment kommt.
Letzteres liegt zudem erst ab 2.850 U/min an – und deshalb dauert es, bis sich der frontgetriebene Twingo entschließt, endlich Fahrt aufzunehmen: Fast 15 Sekunden z.B., um auf Tempo 100, fast eine Ewigkeit, um auf die Höchstgeschwindigkeit von 151 km/h zu kommen. Wer nur eine Stadtauto sucht, wird mit dem fehlenden Antriebswillen des Saugers leben können; wer manchmal auf die Landstraße oder die Autobahn muss, der wird seine Geduld aber auf eine harte Probe stellen. Beruhigend wirkt indes die Tatsache, dass der 1.0 SCe 70 für 400 Euro mit einem Start-Stopp-System aufgerüstet werden kann. Das senkt den Verbrauch auf 4,2 Liter (95 Gramm CO2) nach Norm bzw. 5,2 Liter im Test. Ohne das System braucht der Dreizylinder rund einen halben Liter mehr, beide Varianten genügen mittlerweile – anders als beim Modellstart 2014 – der Abgasnorm Euro 6.
Der Renault Twingo tanzt den Tango
Für spürbar mehr Schwung sorgt hingegen der zweite Motor, der Energy TCe 90. Der Dreizylinder hat zwar 100 cm³ weniger Hubraum, dank Turboaufladung kommt er aber auf 90 PS und immerhin 135 Nm Spitzendrehmoment. Den Standardsprint erledigt der Twingo mit ihm in weniger als 11 Sekunden – und auf der Autobahn schafft er maximal 165 km/h. Auch bei den Überholvorgängen im vierten und fünften Gang macht der Twingo mit dem Turbobenziner einen viel lebendigeren Eindruck. Und der Verbrauch? Der liegt mit 4,3 Litern nach NEFZ (99 Gramm CO2) und 5,4 Litern im Test kaum über dem des Saugers. Mit dem brandneuen, optionalen und exakt 1.000 Euro teuren 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (EDC) steigt der Normverbrauch allerdings auf 4,8 Liter. Auch wenn es den Fahrkomfort spürbar verbessert, ist die Neuerung des Modelljahres 2016 für uns deshalb nicht uneingeschränkt zu empfehlen.
Reichliche Sicherheitsausstattung
Die tausend Euro lassen sich nämlich sinnvoller investieren, etwa in das Sicherheitspaket für 390 Euro (mit Tempopilot und Spurwarnassistent). Ab Werk hat der Twingo unter anderem bereits ABS und ESP verbaut, außerdem zwei Isofix-Halterungen hinten, einen Geschwindigkeitsbegrenzer und eine Reifendruckkontrolle. Serienmäßig ist mittlerweile – wie beim Schwestermodell, dem Smart Forfour auch – ein Seitenwindassistent, der bei dem hochaufgeschossenen Franzosen wirklich Sinn macht. Ein optionaler City-Notbremshelfer wie bspw. im VW up fehlt allerdings. Dafür kann der süße Franzose ab Werk mit guten Bremsen – knapp 38 Meter Bremsweg aus Tempo 100 – und einem sensationell kleinen Wendekreis punkten. 8,6 Meter braucht er für eine Drehung um die eigene Achse, dazu kommt ein Vorderrad-Einschlagwinkel von 45 Grad. Der Twingo lässt sich so auch vorwärts in enge, parallel liegende Parklücken einparken – und zwar ohne Probleme. Einparkmuffel werden ihn dafür lieben.
Unser Testergebnis zum Franzosen
Der neue Renault Twingo bietet trotz seiner kleineren Abmessungen mehr Platz – und dank des winzigen Wendekreises eine unvergleichliche Wendigkeit. Richtig Spaß macht er allerdings nur mit dem Turbobenziner. Bei MeinAuto.de startet der Twingo mit einem Preis von 8.143 Euro, also über 2.100 Euro bzw. 22,1% unter dem unverbindlichen Verkaufspreis. (nau)
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