Mazda 3, Peugeot 308, VW Golf Test: Gegner gesucht – und gefunden?
Es sind ja oft die Gegner, die einen zu besseren Leistungen antreiben. Der VW Golf allerdings, er fährt in der Kompaktklasse seit Ewigkeiten ohne echten Gegner in einer eigenen Liga. Immer wieder aber gibt es wagemutige Herausforderer. In unserem Test geben der Mazda 3 und der Peugeot 308 die frechen Umstürzler, die jeweils mit einem rund 120 PS starken Benziner bewaffnet sind.
Ganz neu dabei – der Mazda 3
Welcher Charakter in ihm steckt, das offenbart der neue Mazda 3 gleich auf den ersten Blick. Denn so athletisch und dynamisch wie er aussieht, so lebendig und sportlich fährt er sich auch. Doch gemach, gemach – und der Reihe nach.
Der seit Herbst ausgelieferte “3er” setzt in Form und Ausdruck auf das neue Design des Hauses, “KODO”. Mit ihm kam der kompakte Japaner zu seinen fließenden Konturen, den austrainierten Radkästen und zu seiner prägnanten Seitenansicht. Die 18-Zoll-Räder, auf der die von uns getestete Top-Ausstattung Sports-Line steht, runden den sportlichen Gesamteindruck perfekt ab.
Im Innenraum hingegen nähern sich die Japaner nur rund um den Lenker und in Ansätzen der Perfektion. Die Bedientasten und der neue Dreh-Drück-Steller rasten fein ein und die Chromkränze der Klimaanlagen-Regler sehen edel aus. Das Head-Up-Display ist in der Kompaktklasse bisher einzigartig, leider stellt es die Zahlen nicht ganz scharf dar (oder der Tester braucht neue Brillen).
Da und dort vermissen wir jedoch die Liebe zum Detail, etwa bei unsauber entgrateten Plastikteilen, der recht billig wirkenden Türverkleidung, dem mit der rückversetzten A-Säule geschrumpften Raumangebot oder den mäßig bequemen Fondsitzen. Dafür aber liest der Mazda 3 dem Fahrer jetzt die neuesten Facebook-Posts vor – Prioritäten verschieben sich eben.
Aber auch der neue Mazda 3 ist in erster Linie ein Fahrzeug – und zum Fahren bringt er ein knackig aber nicht zu steif abgestimmtes Fahrwerk mit, das ihm im Bund mit der exakten Lenkung und dem präzisen 6-Gang-Getriebe ein flottes Temperament verleiht. Angesichts dessen dürften die Bremsen allerdings ruhig ein wenig kräftiger zupacken.
Beim Skyactiv-G-120-Antrieb mit 2 Liter Hubraum, 120 PS und 210 Nm hat Mazda bewusst auf den Turbo verzichtet. Aber auch der Sauger schiebt kräftig an und zieht passabel durch. Dank des reduzierten Gewichts (minus 70 Kilogramm), der windschlüpfrigen Form und diverser Sparassistenten liegt mit 5,4 Litern sogar der Verbrauch auf dem Niveau des Klassenkaisers Golf 7.
Peugeot 308 – der Sinnliche
Frisch vom Fertigungsband kommt auch der neue Peugeot 308. Ganz Franzose schmeichelt er optisch allen Sinnen, insbesondere im Innenraum glänzt er etwa mit einem gelungenen Kompromiss aus schlichter Schönheit und hochwertigem Ambiente.
Die Bedienung hat Peugeot im 308 nun ganz auf den zentralen Touchscreen konzentriert, wobei das bspw. für die Steuerung der Klimaanlage unserer Meinung nach übertrieben und unpraktisch ist. Die wichtigsten Betriebswerte teilt der 308 über die sehr hoch angebrachten Rundinstrumente mit. Durch das kleinere Lenkrad soll der Blick auf diese so leichter fallen, was bei großen Fahrern auch recht gut funktioniert; kleinere müssen sich jedoch so tief niederlassen, dass der Blick nach vorne darunter leidet.
Leidensfähigkeit fordert der neue 308 auch beim Beschleunigen. Denn dass im 125 PS starken 1,6-Liter-Benziner ein Turbo werkt, spürt man nicht. Beim Sprint aus dem Stand kann das der “Turbobenziner” dank seines bereits bei 1.400 Touren anliegenden Spitzendrehmoments von 200 Nm noch halbwegs kompensieren: mit 10,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h verliert er hier lediglich eine halbe Sekunde auf den Golf. Beim Durchzug in den höheren Gängen entschwindet der Golf gemeinsam mit dem Mazda 3 aber rasch außer Sichtweite.
Der mit 5,7 Litern höchste Verbrauch im Test ist unter diesen Voraussetzungen natürlich auch kein überzeugendes Kaufargument. Überzeugen kann aber das Fahrwerk, das Fehler im Fahrbahnbelag ähnlich wie der Golf souverän schluckt und erst bei voller Zuladung ein wenig steif wird.
VW Golf – ohne viel Fehl und Tadel
So langweilig es klingt: aber der VW Golf bleibt in der Kompaktklasse weiterhin das Maß der Dinge, gerade im Vergleich mit den beiden Neulingen. Er ist praktischer, weil er den verfügbaren Platz besser und sinnvoller nutzt; er ist spritziger, weil sein Vierzylinder-Turbo in allen Drehzahlregionen kräftig anschiebt; und er ist bequemer, weil er Unebenheiten eleganter und leiser ausbügelt.
Resümee: Weder der Mazda 3 noch der Peugeot 308 können also die Herrschaft des VW Golf ernsthaft gefährden. Trotzdem ist jeder der beiden auf seine Weise ein attraktives Angebot: Der Mazda 3 ist das agilste und am reichsten ausgestattete Auto des Trios. In der von uns gefahrenen Sports-Line kostet er bei MeinAuto.de mit dem Skyactiv G 120 ab 20.213 Euro. Der Peugeot 308 steht für Komfort und Sinnlichkeit. Diese wechseln in der Top-Ausstattung Allure, angetrieben vom müden 125 THP, ab 20.396 Euro den Besitzer. Dass der VW Golf Highline mit dem 1.4 TSI auch noch beinahe den kleinsten Preis bietet, wollen wir hier galant verschweigen. (nau)