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Testberichte - CarCoach-Schnellcheck - Pro & Contra - Philipp

Stärken:

  • Optischer und aerodynamischer Feinschliff
  • Starker, leiser und effizienter E-Antrieb
  • Hochwertigerer, nachhaltiger Innenraum
  • Lang erwartetes Software-Update
  • Weiterhin sehr geräumig
  • Stauraum auf Golf-Niveau
  • Gute Reichweite

Schwächen:

  • Knapp 2.000 Euro teurer als zuvor
  • Bedienung weiter mit Schwächen
  • Reale Ladeleistung nur durchschnittlich
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Datumsstempel

VW ID.3 im Test

Modellpflege dringend gesucht und fehlerfrei aufgespielt?

Der ID.3 kam 2020 als erstes Kind der VW ID.-Familie auf den Markt. Er war das erste Modell der Wolfsburger, das als reines Elektroauto entwickelt wurde – zusammen mit einem neuen E-Baukasten, dem MEB. Der erste Wurf sollte gleich ein großer werden. Die Initialzündung für VWs Elektro-Ära ist zwar gelungen, der große Erfolg blieb bisher aus. Ein Facelift soll dem VW ID.3 jetzt auf die Sprünge helfen. Wir haben das Modell im Test.

Volkswagen ID.3 außen vorne laden
© Volkswagen

Eine Modellpflege und weniger Erfolgsdruck

Die Idee, dass der VW ID.3 den VW Golf ablösen, ersetzen wird, hat Volkswagen mittlerweile aufgegeben. Alles deutet darauf hin, dass in den nächsten Jahren ein ID.Golf kommt. Eine batterieelektrische Kompakt-Limousine hat VW jedoch schon im Sortiment: den 4,26 Meter langen ID.3. Damit hätte das BEV eigentlich das perfekte Maß, um das Steuer vom Golf zu übernehmen. Woran fehlt, woran scheitert es? Das vermag wohl niemand mit Sicherheit zu sagen. Eine Ursache dürfte der hohe, vielleicht zu hohe Anspruch sein. Er hat auch die Erwartungshaltung enorm nach oben gesetzt.

2021 und 2022 wurden vom ID.3 jedoch deutlich mehr als 20.000 Stück verkauft – das kann sich durchaus sehen lassen. Der kompakte Stromer hat demnach schon eine ansehnliche Fangemeinde. Der Schluss, dass jeder Kunde ein Fan des ID.3 ist, dürfte allerdings ein Trugschluss sein. Vor allem zu Beginn schlichen sich zu viele Probleme und Unzulänglichkeiten ein: nicht zuletzt bei der Software. Sie will VW mit der leicht vorgezogenen Modellpflege endlich und endgültig ausräumen. Ein anderer Hemmschuh für die Verkaufszahlen bleibt vorerst.

Volkswagen ID.3 außen seite
© Volkswagen

ID.3 weiter teuer – aber letztlich kaum teurer als der VW Golf

Der VW ID.3 ist auch nach der Modellpflege kein Schnäppchen. Der Startpreis liegt mit 39.995 Euro nur kosmetisch unter 40.000 Euro – dafür bekommt man beinahe einen BMW X1; allerdings ohne Strom. Auf der anderen Seite ist auch der VW Golf in den letzten zwei Jahren empfindlich teurer geworden. 2020 bekam man ihn noch für weniger als 21.000 Euro – aktuell bezahlt man fürs Basismodell über 32.000 Euro. So gesehen ist der geliftete ID.3 eigentlich recht günstig: immerhin profitiert man bei Kauf weiter von der Umweltprämie.

Mit ihr wird der ID.3 um maximal 6.750 Euro günstiger – und der Preis nähert sich dem des Golf an. Außerdem hat der ID.3 auch einiges an Qualität zu bieten. Ab sofort sei er “wertig, sympathisch, digital” – so will es jedenfalls die Pressemappe. Sie spricht auch von einer 2. Generation. Das halten wir für heillos übertrieben. Wie sympathisch das überarbeitete Kompakt-BEV ist, wollen wir nicht beurteilen: das ist zu individuell. Die Wertigkeit und die digitale Funktionalität kann man aber, wenigstens teilweise, objektiv bewerten; und objektiv betrachtet hat der ID.3 in diesen Bereichen bisher enttäuscht.

Volkswagen ID.3 innen Cockpit
© Volkswagen

Innenraum wird endlich hochwertiger, nachhaltiger und vollends “tierfrei”

Ein echter Makel war beim ID.3 bis dato die Qualität der Materialien und Verarbeitung im Innenraum; nicht die der Karosserie. Hochwertige geschäumte Oberflächen musste man praktisch mit der Lupe suchen – das Hartplastik war hingegen kaum zu übersehen. Wenn ein Kleinwagen um oder über 40.000 Euro kostet, darf man mehr erwarten: beim Golf war es für den halben Preis auch möglich. Seit der Modellpflege werden diese Erwartungen vom ID.3 endlich erfüllt. Die Oberflächen sind groß- und weitflächig unterschäumt.

Die Türverkleidungen und Sitze bezieht VW im aufgefrischten Modell mit einer feinen Mikrofaser; sie besteht zu mehr als zwei Dritteln aus recycelten Materialien. Apropos Material. Was die Materialien des Innenraums betrifft, ist der ID.3 2023 komplett vegan. Die Ergonomie hat VW ebenso verbessert, bspw. die Flächen der Handablagen in den Türen vergrößert. Enorm, sprich für einen Kompaktwagen ungewöhnlich, geräumig war das BEV von Beginn an. Auf den Rücksitzen ist man auch mit einer Größer von 1,90 Metern gut aufgehoben.

Volkswagen ID.3 innen Infotainment
© Volkswagen

Platz- und Stauraumangebot bleiben Stärken des ID.3

Der Bein- und Knieraum würde auch für deutlich größere Personen reichen; für die Kopfe wird’s über 190 Zentimeter aber eng. Vorne stellt sich ein Gefühl der Enge erst weit jenseits der zwei Meter Körpergröße ein. Der Stauraum ist mit 385 bis 1.267 Litern ebenfalls recht großzügig bemessen – beim Golf sind es 381 bis 1.237 Liter. Als praktische Ergänzung gibt es eine Kupplung für Fahrradträger: mit einer Stützlast bis 75 Kilo – genug für zwei bis drei E-Bikes. Wir kehren wieder ins Cockpit zurück, denn hier gab es eine weitere Baustelle: namentlich die Bedienung.

Die Baustelle betrafen sowohl die Hard- wie die Software. Bei der Hardware hat sich durch ds Facelift kaum etwas verbessert. Dass der “Slider” zur Temperatur- und Lautstärkeregelung bleibt, war zu erwarten: den einen gefällt es, den anderen nicht. Dass er nach wie vor nicht beleuchtet und damit im Dunklen schwer zu finden ist, ist und bleibt ein Mangel. VW ist sich dessen bewusst. Um den Mangel zu beheben, braucht es aber einen neuen zentralen Touchscreen; er soll 2024 kommen.

Volkswagen ID.3 außen seite 2
© Volkswagen

Neue Software: übersichtlichere Menüs, flexiblere Routenplanung

Die neue Software wurde hingegen mit der jetzigen Modellpflege eingespielt – Zeit war’s werden viele sagen. Das Upgrade ist ein wesentlicher Fortschritt für den ID.3. Die Routenplanung hat sich dank Echtzeit-Infos signifikant verbessert, die Menüstruktur wurde sinnvoll überarbeitet. Wichtige Funktionen wie das Lademenü hat VW aus den Untiefen an die oberste Stelle geholt. Noch besser. Die Software kann seit dem Update endlich Over-the-Air regelmäßig aktualisiert werden.

Damit lassen sich verbleibenden Ungereimtheiten und Neuerungen viel schneller und günstiger installieren – ohne einen zusätzlichen Besuch in der Vertragswerkstatt. Ebenfalls integriert ist mit der neuen Software die Möglichkeit, Funktionen nachträglich mit Updates zu ergänzen: vom Navi bis zur Klimaautomatik. Das hat vieles für sich. Leider öffnet das auch der allseits grassierenden Abo-Cashcow Tür und Tor. Einige Hersteller haben bereits damit begonnen, die Leistungsfähigkeit einzuschränken – und erst nach einem Abo frei zu schalten.

Volkswagen ID.3 innen Head Up Display
© Volkswagen

Bessere Aerodynamik, bessere Assistenten – neue Motoren ab 2024

Ob VW dieser Versuchung widerstehen kann, wird sich zeigen. Sicher ist jedenfalls, dass sich mit der ID.Software auch die Assistenz- und Infotainmentsysteme teilweise verbessert haben. Die Sprachbedienung lernt dank Cloudanbindung laufend dazu, der teilautonome “Travel Assist” greift laufend auf Daten des riesigen VW-Schwarm zu: um vor unvorhersehbaren warnen zu können. Vorm Preis des neuen ID.3 haben wir bereits gewarnt. Er sieht auf den ersten Blick aber schlimmer aus als er ist. VW verbaut ab sofort nur noch den 204 PS starken Motor und mindestens die mittlere Batterie (58 kWh netto).

Der Motor hat sich technisch mit der Modellpflege nicht verändert: in Bezug auf die Effizienz und die Fahrleistungen kann er aber nach wie vor locker mit der Konkurrenz mithalten. Eine neue E-Motoren-Generation lässt auf dem Prüfstand aber bereits die Spulen glühen. Die neuen MEB-Antriebs namens APP550 werden aber frühestens im 4. Quartal 2023 in den Serienmodellen auftauchen. Die aerodynamischen Verbesserungen, um das Potential dieser Motor voll nutzen zu können, hat der geliftete ID.3 schon heute an Bord.

Volkswagen ID.3 außen hinten
© Volkswagen
CarCoach Julian

Meine Meinung zu diesem Modell:

Der ID.3 ist bisher auch an seinen hohen Ansprüchen verzweifelt. Allerdings gab es auch reale Probleme: die Software brachte nicht wenige Nutzer ebenfalls zur Verzweiflung. Mit der Modellpflege spielt VW endlich die neue Software – eine wesentliche Verbesserung und Erleichterung. Den billig wirkenden Innenraum hat VW gleichfalls deutlich aufgewertet; die Bedienung hat weiter ihre Schwächen. Bei den Antrieben und beim Platzangebot bleibt alles beim Alten, beim Guten; die Optik und die Aerodynamik wurden dezent modifiziert. Der Preis steigt, der des VW Golf relativiert das allerdings.

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