Lexus IS 300h Test: Letzte Lücke gefüllt
Lexus bietet für jede Baureihe ein Modell mit Hybridantrieb an. Bei der neuen Generation des IS stehen somit zwei ganz unterschiedliche Varianten zur Auswahl.
Lexus hat die Lücke geschlossen. Als letzte Baureihe der Toyota-Edeltochter erhielt die ab dem 29. Juni erhältliche dritte Generation des IS einen Hybridantrieb. In dem IS 300h arbeitet ein 2,5 Liter großer Vierzylinder mit 133 kW/181 PS, der von einem 105 kW/143 PS starken Elektromotor unterstützt wird. In Kombination kommen beide Aggregate auf eine Systemleistung über 164 kW/223 PS.
Lexus IS 300h mit 223 PS Systemleistung
223 PS stehen der um acht Zentimeter auf 4,67 Meter gewachsenen Limousine, die der im vergangenen Jahr in Paris vorgestellten Studie LF-CC sehr ähnelt, gut zu Gesicht. Denn die Designer haben die Karosserie viel dynamischer als den Vorgänger gestaltet. So fällt der markanter gestaltete Lexus-typische Diabolo-Kühlergrill schnell auf, vor allem, wenn bei der Version F-Sport das eigenständige Rauten-Design zum Einsatz kommt.
Ebenso auffallend sind die von den Scheinwerfern getrennten schmalen Tagfahrleuchten. Die schnittige Seitenlinie unterstützt den sportlich anmutenden Auftritt, ein cW-Wert von 0,25 verdeutlicht die gute Arbeit der Aerodynamiker.
Aufgewerteter Innenraum
Auch der Innenraum hat dazugewonnen – besonders in der Version F-Sport. Bei dieser Variante kommt das vom Supersportwagen LFA übernommene Cockpit zum Einsatz. Zudem stehen dann drei verschiedene Fahrmodi zum Einsatz, deren Unterschiede auch wirklich gespürt werden. Die Sitze bieten den guten Kompromiss zwischen Komfort und Sport, Platz steht allen Insassen genug zur Verfügung.
Doch Innen- und Außendesign stehen nicht im Einklang zum eigentlich potenten Hybridantrieb. Hier sollten vor dem ersten Gasstoß Abstriche in Richtung Sportlichkeit getätigt werden. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, der Lexus IS 300h ist ausreichend bestückt unterwegs, doch Karosserie und Innenraum machen Appetit auf mehr.
Zäher Antrieb
Der Spurt gestaltet sich als ziemlich zäh, wenn nicht das Gaspedal bis ganz nach unten gedrückt wird. 8,3 Sekunden sollen lediglich vergehen, bis Tempo 100 erreicht wird – es sind gefühlt acht lange Sekunden. Denn das stufenlose CVT-Getriebe lähmt den Vortrieb doch gewaltig. Zudem klingt es beim Gasgeben fast genauso angestrengt wie beim Toyota Prius oder CT 200h, die allerdings mit weniger Pferdestärken auskommen müssen und auch nicht ganz so gut gedämmt sind wie der IS 300h.
Wer sportliches Motorengeräusch hören möchte, kann den Soundgenerator aktivieren und wird so zumindest akustisch in die Formel 1 katapultiert. Doch nach wenigen Momenten kann auch die nette Spielerei nicht über die wahren Werte des hybriden IS, der zudem bei Tempo 200 elektronisch abgeregelt wird, hinwegtäuschen.
Sechszylinder IS 250 ab 34.200 Euro
Es gehört ein wenig Einfühlungsvermögen dazu, mit dem IS 300h klarzukommen. Denn die sportliche Attitüde überdeckt zunächst das Anliegen des Hybriden – und die liegt auf dem Gebiet Sparsamkeit und ist somit genau am anderen Ende angesiedelt. 4,3 Liter sollen für 100 Kilometer reichen, was einem CO2-Ausstoß von 99 Gramm pro Kilometer entspricht. Wer sportlich aussehen, aber sparsam fahren will, für den ist der Lexus IS 300h die erste Wahl.
Wer allerdings den nötigen Bumms vermisst, sollte beim ebenfalls 2,5 Liter großen Sechszylinder zugriefen. Dieser hat zwar nur 153 kW / 208 PS auf dem Datenblatt zu stehen, fühlt sich aber sehr viel spritziger an, auch wenn die Sprintzeit von 8,1 Sekunden kaum eine Differenz zum Hybriden aufweist. Doch die Sechsstufen-Automatik verleiht der Sportlimousine mehr Kraft, sodass der Lexus 250 bis 225 km/h mithalten kann. Das aufgewertete Fahrwerk zeigt sich bei der Kurvenhatz voll auf der Höhe und steigert so den Fahrspaß, den der Fahrer mit mindestens 8,6 Liter auf 100 Kilometern bezahlen muss also doppelt so viel wie beim Lexus IS 300h. So amortisiert sich der Preisunterschied des mindestens 34.200 Euro teuren IS 250 zum 36.700 Euro teuren IS 300h recht schnell. Und während der eine auf die Tube drückt, freut sich der andere über den sportlich-sparsamen Lückenfüller von Lexus.
von Thomas Flehmer / in Kooperation mit Automagazin Autogazette