Hyundai H-1 Travel im Test (2017): eine Alternative zum Klassenprimus VW Caravelle?
Ob man ihn T6 oder Bulli nennt, der VW-Bus beherrscht seit Jahrzehnten die Klasse der Kleinbusse. Ein Grund unter vielen ist sein Variantenreichtum. Während der T6 als Multivan bspw. das vielseitige Multitalent gibt, ist er als Caravelle ideal auf den Personentransport zugeschnitten. Einen ausgewiesenen Personenbeförderer hat aber auch der südkoreanische Autobauer Hyundai im Stall. Doch kommt der H-1 Travel gegen den VW Caravelle an? Wir haben es getestet.
Das Ringen um den Raum-Vorteil: ein enges Rennen
Der Hyundai H-1 Travel geht in diesen Vergleichskampf als krasser Außenseiter. Sein größter Trumpf ist der um rund zehntausend Euro günstigere Preis. Der Kleinbus aus Korea kann aber noch andere Vorzüge für sich verbuchen. Ein unverkennbares Plus: das Raumangebot. Mit einer Länge von 5,15 und einem Radstand von 3,2 Metern überragt er den VW Caravelle mit kurzem Radstand um rund zwanzig Zentimeter. Dementsprechend fühlen wir uns in den 8 Sitzen des H-1-Travel noch großzügiger untergebraucht als im ohnehin schon riesigen VW Bus. Die Sitze im Hyundai sind außerdem bequem gepolstert. Und das Einsteigen erweist sich dank der leichtgängigen seitlichen Schiebetüren ebenfalls als sehr komfortabel. Alles perfekt also? Leider nein, denn Hyundai hat die Variabilität im Innenraum stark vernachlässigt.
Allerdings hat sich die Situation mittlerweile gebessert. Die zweite Sitzreihe lässt sich jetzt nicht nur verschieben, sondern auch im Verhältnis 60:40 umklappen – zumindest zu einem guten Teil. Auch die dritte Sitzreihe neigt sich asymmetrisch. Außerdem kann sie – gegen einen Aufpreis von 1.680 Euro – nun per Schnellverschluss ausgebaut werden. Damit ist es möglich, den 851 Liter großen Standardkofferraum zu erweitern – und so den Stauraum-Vorsprung gegenüber dem Caravelle mit seinen 657 Litern auszubauen. In Bezug auf die Flexibilität spielt der VW hingegen in einer anderen Liga: konkret mit seinem modularen Sitzbefestigungssystem und der umklapp- sowie wickelbaren 3. Sitzreihe. Auch hinsichtlich der Qualität und der Ausstattung kann sich der H-1 kaum mit dem VW messen. Das ab der mittleren Ausstattungslinie „Trend“ verbaute Multimedia-System ist mit seinem integrierten CD-Radio, dem MP3-Player sowie der Lenkradfernbedienung und dem Bluetooth-Anschluss dem modernen VW-Infotainment nicht gewachsen. Eine Klimaautomatik fehlt im H-1 selbst in der Topausstattung. Dafür punktet er mit einem sorgfältig und besonders übersichtlich eingerichteten Cockpit.
Das Motoren-Match: eine einseitige Angelegenheit
Motorisch beschreiten die Koreaner mit dem H-1 ebenfalls einen pragmatischen Kurs: Sie setzen alles auf einen einzigen Diesel, den in drei Leistungsstufen verfügbaren 2.5 CRDi. Bei ihm handelt es sich um einen 2.497 cm³ großen Vierzylinder-Diesel mit Turboladung, Common-Rail-Einspritzung und zwei Ausgleichswellen. Die sorgen für einen ruhigen Lauf, sodass sich der Hyundai-Diesel im Test als kultivierter Leisetreter präsentiert. Als halbwegs belebender Antreiber tritt er indes nur in Gestalt der Topversion mit 170 PS und 441 Nm Spitzendrehmoment auf (2.000 bis 2.250 Touren). Sie bringt den 2,3 Tonnen schweren Kleinbus – in fixer Zusammenarbeit mit der 5-Stufen-Automatik – bis auf ein Tempo von 180 km/h; und in etwas weniger als 15 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Für diese brauchbaren, wenn auch nicht gerade berauschenden Fahrleistungen, verbrennt der Selbstzünder laut NEFZ-Norm 8,4 Liter bzw. 225g CO2/km; und im Testmittel an die zehn.
Das sind ebenfalls nur mittelmäßige Werte, was vor allem der Vergleich mit den Caravelle-Motoren verdeutlicht. Der 2.0 TDI mit 150 PS und 7-Gang-DSG beschleunigt den VW-Bus z.B. in rund 12 Sekunden auf 100, in der Spitze auf 181 km/h. Er gönnt sich dafür allerdings nur 5,7 Liter (149g). Selbst der Topdiesel mit 204 PS verbrennt mit 5,8 Litern im NEFZ-Verbrauch massiv weniger Kraftstoff – trotz des eklatanten Leistungsunterschieds (9,1 Sekunden 0-100, Spitze 203 km/h). Leider kann man dem großen Durst des 2.5 CRDi auch nicht mit einer der schwächeren Varianten entkommen. Ob mit 116 oder 136 PS, weniger als 7,5 Liter sind mit dem H-1 Travel selbst nach Norm illusorisch. Kurzum: Der H-1 wartet mit einem passablen Motorenangebot auf – gegen das des Caravelle kommt er jedoch nicht an. Dessen Motoren sind kraftvoller und effizienter; außerdem ist das Sortiment breiter gefächert und enthält u.a. auch zwei Turbobenziner mit 150 respektive 204 PS.
Ein komfortables & sicheres Duo?
Einmal in Fahrt, ist der H-1 Travel aber in der Lage, die Lücke zum VW Caravelle wieder zu verkürzen. Er fährt sich zwar nicht so agil wie dieser, aber ebenso komfortabel. Er schaukelt über Wellen nicht Übergebühr auf und er neigt bei flottem Kurventempo auch kaum zur Seite. Raffinierte Handling-Extras wie eine adaptive Fahrwerksregelung fehlen im Hyundai – diese sind aber auch nicht nötig. In Bezug auf die aktive Fahrsicherheit dürfte er jedoch gerne üppiger bestückt sein. Gerade wenn man bedenkt, was im VW Kleinbus diesbezüglich geboten wird (Multikollisionsbremse, Spurwechselassistenten, automatischer Abstandsregler, usw.).
Das auffälligste Extra des H-1 ist die Rückfahrkamera. Sie gibt es allerdings nur in Verbindung mit dem Radio-Navigationssystem – und das kostet 1.100 Euro zusätzlich. Ab Werk sind lediglich ein Reifendruckkontrollsystem, eine Einparkhilfe hinten und ein Tempomat verbaut (abgesehen vom üblichen ESP und ABS). Unsicher macht das den Kleinbus aber keineswegs. Die Bremse ist kräftig (Bremsweg aus 100 km/h 38 Meter), die Karosserie besonders verstärkt – und die Kindersicherheit passt.
Technische Daten des Hyundai H-1 Travel: | ||
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PS-Anzahl: | min. 116 PS | max. 170 PS |
kW-Anzahl: | min. 85 kW | max. 125 kW |
Antriebsart: | Heckantrieb | |
Getriebeart: | Manuell oder Automatik | |
Kraftstoffart: | Diesel | |
Verbrauch (kombiniert): | min. 7,5 l/100km | max 8,4 l/100km |
CO2-Emission: | min. 197 g/km | max. 225 g/km |
Effizienzklasse: | min. B | max. D |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 31.951 Euro | |
Link zum Konfigurator: | Hier den Hyundai H-1 Travel konfigurieren |
Fazit zum Hyundai H-1 Travel Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Der Hyundai H-1 Travel ist dem VW Caravelle zwar in fast allen Belangen unterlegen. Trotzdem präsentiert er sich als komfortable, sichere, große – und vor allem günstige Familienkutsche. Letzteres kann man vom VW Bus ja nicht mehr behaupten. Bei MeinAuto.de startet der H-1 Travel mit einem Preis von 26.032 Euro, 20,7% bzw. rund 6.600 Euro unter dem Listenpreis. Den VW Caravelle gibt es ab 31.649 Euro und 16,5% Preisvorteil (ca. 6.000 Euro).
4 von 5 Punkten
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