Ford Mondeo Test: Was kostet die Welt?
Der Ford Mondeo ist – einstmals als Weltauto konzipiert – nach dem lateinischen Begriff für Welt, mundus, benannt. Ohne Übertreibung sei uns deshalb die Frage gestattet: was kostet die Welt? So unverblümt nach dem Preis zu fragen erlauben wir uns, weil die Mittelklassekonkurrenz von VW, Opel und Skoda mit nagelneuen Modellen glänzt, während Ford-Kunden noch bis zum Herbst mit dem alten, 2007 eingeführten und 2010 aufgefrischten Modell vorlieb nehmen müssen. Die saure Zeit des Wartens wird ihnen mit kräftigen Rabatten versüßt. Doch kann ein Preisnachlass dem Mondeo die Jugend zurückkaufen?
Viel Auto für wenige Geld
Die erste Frage, der wir nachgehen wollen, ist die, wie viel Auto es fürs Geld gibt. Beim Mondeo hängt das davon ab, welche Karosserie-Variante gewählt wird. Von den ursprünglich drei Varianten sind mittlerweile nur noch zwei übrig, und zwar die Limousine und der Kombi (Turnier). Die fünftürige Limousine misst dabei knapp 4,8 Meter in der Länge, der Kombi rund 6 Zentimeter mehr, beide sind fast 3,99 Meter breit und 1,5 Meter hoch.
Sowohl die Abmessungen der Limousine wie die des Turnier sprengen damit die üblichen Dimensionen der Mittelklasse und können das Parken zu einer echten Herausforderung machen. Die Größe hat aber auch ihre Vorteile, gerade im Innenraum. So findet hinter dem Lenkrad und auf der Rückbank des Mondeo selbst ein 2-Meter-Rieße bequem Platz, ohne um seine Haartracht oder seine Kniescheiben fürchten zu müssen.
Und da der “alte” Mondeo noch nicht vom grassierenden Sportlichkeitswahn befallen ist, mangelt es auch im Gepäckabteil nicht an Raum. In den Mondeo Turnier passen beispielsweise 549 bis 1.740 Liter an Gepäck und Ladegut. Damit packt er Konkurrenten wie den Opel Insignia Sports Tourer oder den A4 Avant locker weg und liegt auf einem Niveau mit Lademeistern wie dem VW Passat Variant oder dem Skoda Superb Combi. Eine erlaubte Zuladung von bis zu 715 Kilogramm rundet die erstklassigen Ladequalitäten des Turnier ab – und auch das Ladevolumen der Limousine kann sich mit 540 bis 1.460 Litern sehen lassen. Einzig die fehlenden Ablagen für Kleinzeug trüben das Bild.
Betagter Innen-, moderner Antriebsraum
Nicht verbergen kann der Ford Mondeo sein Alter dann mit seiner Innenraumeinrichtung. Sie besteht aus viel Hartplastik, dem Metalloptik-Kunststoffblenden weitgehend vergeblich Eleganz verleihen wollen, einem knopfreichen Bediensystem, das die Bedienung nicht wirklich erleichtert; und teils unsauber verarbeiteten Materialen, etwa an der Türverkleidung.
Der Mondeo ist hier ganz ein Praktiker der alten Schule, der mehr Wert auf Funktionalität als auf Äußerlichkeiten legt. Und für erstere sorgt bspw. das einfach und vielseitig verstellbare Lenkrad – und der gute Halt in den festen Sitzen.
Im Antriebsraum des Mondeo ist dank der im Zuge der Modellpflege 2010 neu eingeführten Topmotoren hingegen jugendliche Frische zu spüren. Anhängern von Ottomotoren bietet Ford nun einen der vielgerühmten EcoBoost-Antriebe in einer Variante mit 240 PS an. Er schiebt mit seinen 340 Nm den 1,6 Tonnen schweren Turnier in 7,5 Sekunden von 0 auf 100 und auf eine Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h. Der Verbrauch pendelt sich dabei allerdings auch bei gut 9 Litern ein. Wer es lieber geruhsamer und ein wenig sparsamer angeht, der wird auch mit dem 120 PS starken 1.6 Ti-VCT das Auslangen finden, der in gut 12 Sekunden auf Tempo 100 tuckert.
Unter den Dieselaggregaten des Mondeo ist unzweifelhaft der 2.0 TDCI mit 140 PS und 320 Nm Spitzendrehmoment der große Verkaufsschlager. Er konnte uns im Test aufgrund seiner Anfahrschwäche und der mittelmäßigen Beschleunigungswerte aber nicht wirklich überzeugen. Mehr Freude hat uns der 200 PS starke 2.2 TDCi bereitet, der mit dem Vortrieb des Topbenziners mithalten kann, mit einem Durchschnittsverbrauch von rund 7,5 Litern aber viel sparsamer zu Werke geht.
Beweglich wie ein Jungspund
Mit seinen Antrieben sieht der Ford Mondeo also alles andere als alt aus – ein Eindruck, den das Handling dann voll und ganz bestätig. Souverän rollt der kolossale Kölner mit amerikanischen Wurzeln über lange Wellen und kurze Schläge, obwohl seine Federung durchaus auf der straffen Seite liegt. Doch das macht ihn zusammen mit Fords Markenzeichen, dem besonders direkt ausgelegten Ruder, zu einem agilen Mittelklasse-Kreuzer.
Fazit: Von einem alten Eisen kann beim Ford Mondeo keine Rede sein. Und angesichts der gebotenen Rabatte, ist das Mittelklasse-Schiff der Autoschmiede aus Dearborn ein ausgezeichneter Fang. Die Limousine gibt es etwa bereits ab 15.766 Euro, den Turnier 16.625 Euro. (nau)