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VW Passat Variant
Gesamtrate im Monat
Angaben sind später anpassbar.
Gesamtrate im Monat
Stärken:
- stattlicher und geräumiger als der B8
- riesiger & praktischer Kofferraum
- hochwertiges, gut vernetztes Interieur
- Fahrdynamik, Fahrkomfort & Bedienung
- starke Aerodynamik, geringer Verbrauch
Schwächen:
- nur 1-Zonen-Klimaautomatik Serie
- ab Werke ohne Navi
Auf den Punkt gebracht
VW Passat Variant im Test
Bleibt der Passat in der 9. und letzten Generation eine Klasse für sich?
Bei der Neuvorstellung des jüngsten VW Passat in der Frühlingssonne Nizzas schimmert auch der Herbst durch. Der Passat B9, er setzt den Punkt hinter eine lange Erfolgsgeschichte, die 1973 begann. Ob der elektrische ID.7 ähnlich gut ankommt, wird sich zeigen. Noch jedoch hat der Passat einen Modellzyklus vor sich – ausschließlich als Kombi. Mit welchen Talenten der aktuelle Passat Variant gesegnet ist, zeigt er uns im Test.
VW Passat Variant B9: ein Standortwechsel, mehr Skoda-Input und ein Längenzuwachs
Die Konkurrenz hatte mit dem VW Passat nie viel zu lachen. Das ist insofern erstaunlich, da das Mittelklassemodell seit 1977 in Emden vom Band rollt: der Heimat von Otto Waalkes und Karl Dall. Mit der Produktion in der ostfriesischen Metropole ist in der 9. Generation jedoch ebenso Schluss wie mit der Limousine. Die Fertigung übersiedelt nach Bratislava, ins Stammwerk der Tochter Skoda. Das hat praktische Gründe.
Skoda war an der Entwicklung des neuen Passats wesentlich beteiligt, insbesondere an jener der technischen Ausgestaltung. Die technische Basis liefert VW nach wie vor selbst: in Form des Modularen Querbaukastens (MQB evo). Ihn nutzt auch der Skoda Superb und so teilen sich die zwei edlen D-Segment-Vertreter zahlreiche Eigenschaften, z.B. den 2,84 Meter langen Radstand. Für den Passat Variant B9 bedeutet das: der Radstand ist im Vergleich mit dem Vorgänger um fünf Zentimeter gewachsen.
Design mit mehr Schwung und erheblich weniger Luftwiderstand
Noch ausführlicher fällt der Zuwachs bei der Länge aus. Der VW Passat Variant legt in der letzten Generation jegliche Zurückhaltung ab und streckt sich auf eine Länge von 4,92 Meter – das sind gut 14 Zentimeter mehr als der B8; und auch knapp zwei Zentimeter mehr als der Superb Combi. Bei der Höhe und Breite ähneln sich Passat und Superb wiederum bis auf wenige Millimeter: der VW ist 1,85 Meter breit und 1,50 hoch.
Die veränderten Proportionen bleiben wie zu erwarten nicht ohne Folgen. Äußerlich ist der Passat Variant gediegener, stattlicher und auch kraftvoller geworden. Unterstrichen wird das durch ein dynamisches Design, vor allem an der Front. Die neue Frontpartie ist auch hauptverantwortlich für die erheblich verbesserte Aerodynamik; VW konnte den cw-Wert von 0,31 auf 0,25 senken.
VW Passat Variant Nr. 9: Platzangebot und Stauraum Marke Oberklasse
Innen sind die Veränderungen beim Passat Variant nicht minder signifikant. Im Fond dürfen sich die Passat-Passagiere noch genüsslicher ausbreiten als bisher: seitlich gibt es zwei Zentimeter mehr Platz, für die Beine sogar fünf. Das Platzangebot ist somit eher mit einem BMW 5er als einem 3er vergleichbar. Der elektrische ID.7 Tourer, der Nachfolger in spe, offeriert indes noch größere Freiheiten. Beim Stauraumvolumen aber bleibt der konventionelle Kombi das Maß der Dinge.
Der Passat Variant verstaut im Heck 690 bis 1.920 Liter: um 40 bzw. 140 Liter mehr als die achte Baureihe; und um knapp 90 bzw. 200 Liter mehr als der ID.7 Tourer. Mithalten kann mit dem Passat-Kombi nur der Superb Combi, und zwar auf den Liter genau. Ob sich an diesem Paarlauf im Cockpit etwas ändert? Beim neuen Passat hat sich der Innenraum jedenfalls komplett gewandelt: und zwar zum Positiven.
Aufgewerteter Innenraum und Ausstattungsumfang – letzterer leider oft erst gegen Aufpreis
Die positive Entwicklung umfasst die Material- und Verarbeitungsqualität, die Ergonomie sowie den Ausstattungsumfang. Der Umfang nimmt allerdings erst nach zusätzlichen Investitionen Mittelklasseformen an: eine negative Entwicklung. Die Serienausstattung “Passat” umfasst ein gut 10 Zoll großes, schön entspiegeltes Digitalinstrument; zumal eine kabellose Integration des Smartphones. Die Klimaautomatik hat ab Werk jedoch nur eine 1-Zonen-Regelung – und das Infotainment keine Navigations-Funktion. Eine standesgemäße 3-Zonen-Klimaautomatik zieht erst im nächsten Ausstattungsniveau ʺBusiness" ein.
Diese Ausstattung richtet sich laut VW an Vielfahrer. Umso überraschender ist, dass das Navi hier ebenfalls kein Fixbestandteil ist. Schade, denn die Systeme der jüngsten ʺMIB4"-Generation wissen zu überzeugen. Der zentrale, freistehende Touchscreen des Basis-Infotainments misst 13 Zoll; der des optionalen Navigationssystems “Discovery Max Pro” gar 15. Beide Displays stellen die Inhalte gestochen scharf dar, reagieren blitzschnell – und überraschen mit einer erheblich vereinfachten Menüführung.
Aktueller Passat Variant: intuitiver zu bedienen & noch komfortabler sowie leiser
Vereinfacht wird die Bedienung des Passat Variant zudem durch die beiden, ins Zentraldisplay integrierten Touch-Bedienleisten; sie dienen als Direktwahltasten. Der Top-Bar lässt sich weitgehend frei konfigurieren, der Bottom-Bar ist statisch: mit den Bedienelementen für die Sitzheizung, die Klimaanlage etc. Die Lautstärke regeln wir – wie mittlerweile bei VW üblich – über Touch-Slider. Im Passat B9 sie sind endlich beleuchtet und deshalb auch in der Nacht leicht zu finden.
Trotzdem. Die Drehregler des Superb sind eingängiger: aber das ist und bleibt am Ende Geschmackssache. Die ʺergoActive"-Sitze dürften – u.a. dank ihrer Form und ihrer pneumatischen Massagefunktion – den Geschmack aller treffen; sie verbaut VW serienmäßig ab der ʺBusiness"-Ausstattung. Serie bei allen Ausstattungs- und Antriebsvarianten ist im aktuellen Passat außerdem die Getriebeautomatik. VW verlegt den Schaltheben des DSG von der Mittelkonsole an die Lenksäule; gleich wie Skoda beim Superb.
Erstaunlich sparsamer Basisbenziner mit 48-Volt-Mild-Hybrid-System
In der Cockpit-Mitte des Passats öffnen sich damit neue Freiräume. VW nutzt sie für zahlreiche praktische Ablagen und – gegen Aufpreis – für eine induktive Ladestation. Ohne Aufpreis angetrieben wird der Mittelklasse-Kombi vom 150 PS und 250 Nm starken Basismotor 1.5 eTSI. Der Mild-Hybrid-Benziner ist technisch, neben den ʺeHybrid"-Plug-in-Hybriden, sicherlich der interessanteste Antrieb des neuen Passats (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 5,7 Liter auf 100 km, 129 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse D).
Sein 48-Volt-Riemen-Startegenerator erfüllt mehrere Aufgaben – vom Anlasser und Lichtmaschine bis zur Antriebshilfe. Den Vierzylinder-Turbobenziner unterstützt er mit 14 kW und 56 Nm; das verbessert den Antritt und senkt den Verbrauch um rund 0,5 Liter. Der Testverbrauch von etwas mehr als sechs Litern kann sich wirklich sehen lassen. Die drei Vierzylinder-Turbodiesel mit 122, 150 oder 193 PS sind kaum sparsamer (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 5,4 Liter auf 100 km, 143 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse D-E).
Passat Variant: Topbenziner- und -Diesel mit verbessertem Allradantrieb - starkes Adaptiv-Fahrwerk und Assistenzangebot
Um einiges durstiger sind die beiden Zweiliter-Turbobenziner mit 204 und 265 PS. Der stärkere hat dafür aber eine gute Ausrede: Er arbeitet wie der 193-PS-Diesel immer mit dem ʺ4Motion"-Allradantrieb zusammen. Der Allradantrieb steigert wie gewohnt spürbar die Traktion und die Dynamik. Mit einem neuen Fliehkraft-Pendel ist es VW indes auch gelungen die Vibrationen deutlich zu dezimieren. Die Wolfsburger haben beim B9 generell viel Wert auf den Fahrkomfort gelegt. Eine Akustikwindschutzscheibe und eine Doppelverglasung im Fond sorgen ab Werk für Ruhe in der Limousine.
Das Fahrwerk konnte VW ebenso verbessern. Besonders haben es uns das adaptive Fahrwerk ʺDCC Pro" und sein Fahrdynamikmanager angetan. Komfort und Fahrdynamik sind dank ihnen keine Gegenspieler mehr. Nützlich ist außerdem der Energiemanager der ʺ4Motion"-Kupplung. Er erkennt, wenn der Passat Variant einen Hänger zieht (max. 2,2 Tonnen) und verteilt das Antriebsmoment dementsprechend. Bei den automatischen Helfern knausert der B9 ebenfalls nicht: ab Werk und erst recht gegen Aufpreis. Ein Highlight ist der Parkassistent mit Memory-Funktion; sie speichert regelmäßige Parkmanöver ab und wiederholt sie präzise.
Meine Meinung zu diesem Modell:
Ist das Ende des VW Passat ein Ende mit Schrecken oder ein Schrecken ohne Ende? Weder noch. Zum einen hat der neue, letzte VW Passat Variant, noch ein ganzes Leben vor sich. Zum anderen lässt es sich dank der rundum gesteigerten Qualität in vollen Zügen auskosten.
Ich konnte im Test kaum Schwächen finden, die den Genuss trüben. Die einzige Ausnahme mag der Umfang der Serienausstattung sein. Eine 1-Zonen-Klimaautomatik und der Verzicht auf ein Navi spießen sich mit dem gehobenen Qualitätsanspruch. Dass das Navigationssystem selbst in der Dienstwagenfahrer-Ausstattung ʺBusiness" fehlt, ist eine weitere Unstimmigkeit.
Der Rest des Passat Variant B9 präsentiert sich im Test indes ohne Fehl und Tadel. Bereits der erste Eindruck hinterlässt Eindruck. Nie war ein Passat stattlicher und eleganter. Die stattlichen, erheblich gewachsenen Maße wirken sich auch innen positiv aus. Im Fond haben Beine, Hüften und Schultern spürbar mehr Platz. Den restlichen Zuwachs nutzt VW für ein nochmals gesteigertes Kofferraumvolumen – und eine formidable Geräuschdämmung: das freut Familien und Vielfahrer.
Das Fahrwerk und das neu gestaltete Cockpit bauen diese Vorzüge geschickt: mit viel Komfort und Dynamik sowie einer einfachen Bedienung. Die Digitalisierung neigt im Passat nicht dazu, den Blutdruck unnötig zu erhöhen – das war bei VW zuletzt oft anders. Überzeugen konnten mich zu guter Letzt auch die Antriebe, insbesondere der mild-Hybride Basisbenziner; er ist schwungvoll und sparsam zugleich. Souveräne Diesel und zwei Plug-in-Hybrid mit großer elektrischer Ausdauer runden das Sortiment ab. Mit ihnen gelingt VW der Brückenschlag zum vollelektrischen ID.7 Tourer. Der Passat wird in dieser Qualität dennoch eine große Lücke hinterlassen: in der Mittel- wie in der Oberklasse.
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