BMW Alpina B3 Touring im Test (2018): Der seriös getunte 3er BMW
Alpina – dieser Name ist Tourenwagenanhängern und Fans der Marke BMW gleichermaßen ein Begriff. In Buchloe veredelt die Familie Bovensiepen seit über fünfzig Jahren Modelle der Bayrischen Motoren Werke: indem sie ihnen optisch und insbesondere technisch den letzten Schliff verleiht. Wie dieser Schliff aussieht und wie er sich anfühlt: das zeigen uns der Alpina B3 Touring und sein Dreiliter-Sechszylinder mit Biturbo und 440 PS:
B3 S Bi-Turbo: mit 660 Nm sprengt der 3er die 300 km/h
Der 3er von BMW ist kein Auto für Schleicher und Leisetreter. Von der Stange gekauft bringt er es auf eine Spitzenleistung von 326 PS. Nachdem die Alpina Burkard Bovensiepen GmbH & Co. KG Hand an den Mittelklasse-Kombi gelegt hat, toben unter der unscheinbaren Haube 440 Pferdestärken. Den Leistungssprung beschreibt dieser PS-Gewinn indessen nur leidlich – vom Qualitätssprung der Alpina-Kultivierung ganz abgesehen. Um der Leistungen und Dynamik des Alpina B3 Touring gerecht zu werden, genügt es nicht, die wesentlichen Beschleunigungswerte salopp hinzuwerfen. Es müssen einige grundlegende Fakten auf den Tisch. Fakt eins: Die zugrundeliegende Zugmaschine ist ein herkömmlicher Sechs-Zylinder von BMW, dessen 2.979 cm³ große Brennkammern in Reihe aufgefädelt sind und direkt eingespritzt werden. So weit, so ungewöhnlich. Auf dieser Basis beginnt die Arbeit der Alpina-Antriebszauberer. Das Epizentrum ihres Tuns liegt im Bereich des Turbos, einem Bi-Turbo, um genau zu sein. Das ist der Eckpfeiler Nummer zwei. Aber weshalb ein Bi-Turbo?
Weil er zwei widerstrebende Eigenschaften vereint. Zwei Turbolader können mehr Luft durchsetzen – und mehr Luft heißt mehr Leistung. Der höhere Durchsatz ließe sich auch mit einem größeren Lader erreichen. Allerdings wird der Turbo dann schwerer und träger, der Motor phlegmatischer. Der nach den Anforderung von Alpina entwickelte und mit 1,4 bar aufgeladene Bi-Turbo verhindert das: durch optimierte Ansaugführungen und Luftfiltergehäuse. Damit die gefundene Zusatzleistung nicht als Abwärme nutzlos verpufft, hat man im Ostallgäu dazu ein Kühlsystem maßgeschneidert. Abgerundet wir die Antriebs-Verwandlung durch innermotorische Anpassungen wie ein verstärktes Alu-Kurbelgehäuse und eine geschmiedete Kurbelwelle aus Stahl. Zündkerzen des japanischen Spezialisten NGK hohlen den letzten Funken Leistung und Effizienz aus dem Sechszylinder. Das Ergebnis ist schlichtweg beeindruckend. Neben 440 PS packen im Alpina B3 S Bi-Turbo 660 Nm zwischen 3.000 und 4.500 U/min zu; 600 Nm sind es zwischen 2000 bis 5000 U/min. Anders ausgedrückt. Der Sechsender liefert vollen Schub aus allen Rohren und unwiderstehlichen Druck in allen Lagen.
B3 Touring: Dynamik trifft Komfort
Diese brutale Leistung muss naturgemäß präzise gesteuert, portioniert und in Vortrieb umgesetzt werden. Das Management des Motors übernimmt ein bewährter Bosch-Steuersatz (MEVD 17.2 G), die Übersetzung eine 8-Gang Sport-Automatik von ZF. Die Experten aus Friedrichshafen stimmen den Wandler und die Mechatronik genau auf den Charakter des B3 ab. Der Focus liegt jedoch nicht nur auf der Dynamik – der Komfort und die Effizienz stehen ebenfalls hoch im Kurs. Möglich macht diesen Spagat die „Alpina Switch-Tronic“, i.e. die Schalttasten am Lenkrad und die dahinter steckende Software. Sie erlaubt es im manuellen Modus das Zwangshochschalten abzustellen; im „Automatik“-Modus ist die Automatik auf Komfort gebürstet, im „Sport“-Modus hingegen auf Krawall. Mit dem erregenden Lärm sind wir bei den Fahrleistungen angelangt, die mit einem Wort spektakulär sind: selbst wenn wir sie in schlichte Zahlen fassen. Besohlt mit 20 Zoll großen 245er Patschen vorne und 265ern hinten stürmt der 1.780 Kilo schwere Alpina B3 Touring mit Heckantrieb in 4,3 Sekunden von 0 auf 100; und in der Spitze auf 303 km/h (Kraftstoffverbrauch: 8,1 Liter auf 100 km, 185 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse C).
Mit dem 2.900 Euro teuren, auf dem BMW-xDrive-System aufbauenden Allradantrieb gelingt der Standard-Sprint sogar in 4,1 Sekunden; dafür muss man sich mit einer Spitzengeschwindigkeit von 298 km/h begnügen (Kraftstoffverbrauch: 8,4 Liter auf 100 km, 192 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse D). Mit diesen Werten spielt der Alpina in der Liga des RS4 Avant von Audi und des AMG C-Klasse-Mercedes. Der 560 PS starke Porsche Panamera ist lediglich drei Zehntel schneller – aber kein echter Kombi und doppelt so teuer. Das spektakuläre Fahrerlebnis im B3 erschöpft sich allerdings nicht in der wahnwitzigen Beschleunigung. Für uns noch beeindruckender ist der Zug des Alpina in der Mittellage. Eben noch kreuzbraver Familien-Kombi genügt ein zarter Taps aufs Gaspedal – und der 3er zieht ab wie ein Rennwagen, der in zwei Sekunden locker eine Kolonne schnupft. Nur gut, dass eine fette 18-Zoll-Bremsanlage den Vorwärtsdrang wenn notwendig unbarmherzig zügelt.
Alpina – Maßarbeit vom Auspuff bis zum Ledersitz
Diese gnadenlosen Fahrleistungen sind jedoch nur ein Aspekt des B3 Touring. Von jeher sind die Fahrzeuge von Alpina mehr als eindimensionale Muskelprotze. Das Fahrerlebnis als Ganzes steht im Mittelpunkt, also auch der Klang, das Fahrverhalten und die Ausstattung. Für den passenden Ton sorgt die Edelstahl-Abgasanlage von Akrapovič mit ihrem minimierten Schalldämpfervolumen und ihren doppelten Doppelendrohren. Den bei vollem Schub betont herzhaften Ton drosselt eine schlaue Abgasklappensteuerung im Normalbetrieb auf eine bürgerliche Lautstärke. Auch das adaptive Sportfahrwerk schafft den Ausgleich zwischen sportlicher Fahrdynamik und familiärer Behaglichkeit. Der Fahrerlebnisschalter lässt dem Fahrer die Wahl, wohin die Ausrichtung gehen soll.
Von der feinsten Seite präsentiert sich der Alpina B3 Touring zu guter Letzt auch optisch. Front- und Heckspoiler verbessern sowohl die Aerodynamik wie den Auftritt, der trotz einiger Chrom-Elemente auf „Understatement“ setzt. Innen lässt der Alpina-3er die Zurückhaltung sausen. Edelholz-Interieurleisten, elektrisch verstellbare Sportsitze mit feinstem Leder bezogen, ein handgenähtes Alpina-Sportlederlenkrad, die markentypische Instrumentenkombination mit roten Zeigern auf blauem Grund, exklusive Produktionsschilder mit Baunummer etc., etc. Außerdem gibt es kaum einen Sonderwunsch, den die Alpina Manufaktur nicht erfüllen kann. Nur in einer Hinsicht beschränkt man sich auf die Qualitäten des herkömmlichen 3er Touring: in puncto Platz- und Stauraumangebot. Da das bekanntermaßen sehr großzügig bemessen ist, ist das kein Makel.
Technische Daten des Alpina B3 Touring: | ||
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PS-Anzahl: | min. 440 PS | max. 440 PS |
kW-Anzahl: | min. 324 kW | max. 324 kW |
Antriebsart: | 4×4 Allradantrieb oder Heckantrieb | |
Getriebeart: | Automatik | |
Kraftstoffart: | Benzin | |
Verbrauch (kombiniert): | min8,1 l/100km | max 8,4 l/100km |
CO2-Emission: | min. 185 g/km | max. 192 g/km |
Effizienzklasse: | min. D | max. D |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 74.700 Euro | |
Stand der Daten: | 06.04.2018 |
Konkurrenzmodelle
Der B3 von Alpina ist in unserem Autohaus online nicht der einzige sportliche Familien-Kombi. Drei weitere Beispiele aus den Reihen unserer stark rabattierten Neuwagen: Der Audi RS4 Avant ab 66.300 Euro und 18,8%, das Mercedes C-Klasse T-Modell AMG C 63 T ab 67.916 Euro und 13,0%; und der Porsche Panamera Sport Turismo ab 93.675 Euro und 7,0% Neuwagen Rabatt. Erlesen ist unsere Auswahl auch bei der Finanzierung – ein Beispiel: unser attraktives Autoleasing.
Fazit zum Alpina B3 Touring Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Der Alpina B3 Touring vereint gekonnt und elegant rohe Kraft, wahnwitzige Dynamik und höchsten Komfort. Kurzum: Er ist ein Mittelklasse-Kombi, wie man ihn nur selten findet. Ob der Preis daran seinen Anteil hat? Auf MeinAuto.de brennt der Alpina-Kombi jedenfalls ab teure 68.033 Euro seine Spuren in den Asphalt – knapp 7.700 Euro bzw. 10,3% unter dem UVP.
4 von 5 Punkten