BMW 320d Touring vs. 320d GT: Zwei flotte Dreier im Test
Ob mit der 3er Limousine oder dem Touring, BMW spielt in der Mittelklasse ganz oben mit. Die Doppelspitze ist den Münchner Autoschmieden aber offenbar nicht genug, denn seit dem Frühjahr 2013 treibt mit dem Gran Turismo ein weiterer 3er BMW die Konkurrenz in der Mittelklasse um. Wie sich der 320d GT im Vergleich mit dem 320d Touring schlägt, weiß unser Test.
Voluminöser GT, variabler Touring
Dass die beiden Varianten des Dreiers ein und derselben Modellfamilie entstammen, sieht man auf den ersten Blick. Und trotzdem, zwischen dem Touring und dem GT gibt es große Unterschiede, wobei groß hier durchaus wörtlich gemeint ist. Der 320d GT ist nämlich nicht nur um exakt 20 Millimeter länger (4.824 vs. 4.624 mm), sondern bringt auch einen um 11 Millimeter längeren Radstand mit.
Die erste Folge dieses Größenvorteils: der 3er GT offeriert innen mehr Platz als der 3er Touring, der jedoch seinerseits auch nicht mit Bewegungsfreiheit für Füße, Köpfe und Arme knausert. Im Gran Turismo gibt es von ihr aber – vorn wie hinten – einfach ein wenig mehr, vergleichbar schon mit dem 5er oder dem 7er. Lediglich auf der Rückbank des GT laufen die Köpfe hoch aufgeschossener Passagiere Gefahr, der früh abfallenden Dachlinie des Schräghecks zu nahe zu kommen. Insgesamt fühlt sich der 320d GT – nicht zuletzt wegen der im Vergleich mit dem Touring rund 6 Zentimeter höheren Sitzposition – schlicht offener an.
Das Plus an Länge überträgt sich aber auch auf den verfügbaren Stauraum: der GT nimmt 520 bis 1.600 Liter, der Touring 495 bis 1.500 Liter an Gepäck auf.
Besser nutzbar ist der Laderaum allerdings im 3er Touring, dem in der neuen Generation endlich die lang vermissten Transportqualitäten eines Kombis eignen. So ist zwar auch im Gran Turismo die Lehne der hinteren Sitzbank dreigeteilt umklappbar und hinterlässt – völlig umgelegt – einen ziemlich ebenen Ladeboden; im 3er Kombi gibt es aber deutlich mehr Möglichkeiten zur Gepäcksicherung (vom Gepäcknetz bis hin zur Teleskopstange aus Alu), eine angenehm niedere Ladekante und keine störende Laderaumabdeckung, die nur halb mit der Heckklappe nach oben schwingt.
Sportlicher Touring, souveräner GT
In der Alltagstauglichkeit hat jede der beiden 3er-Varianten also seine ganz spezifischen Stärken. Doch wie wirkt sich das leicht abgewandelte Konzept des Gran Turismo auf Fahrdynamik und Handling aus? Kurz gesagt: Auch hier gibt es kleine, aber feine Unterschiede.
Den ersten Unterschied spürt der Fahrer beim Tritt aufs Gaspedal. Zwar arbeitet in beiden Autos der selbe Motor – ein turbogeladener Zweiliter-Reihenvierzylinder mit variabler Turbinengeometrie, Common-Rail-Einspritzung, 184 PS und 380 Nm Drehmoment -, der stramme und drehfreudige Diesel kommt aber im Touring besser zur Geltung.
So schafft der 320d Touring den Sprint von 0 auf 100 km/h etwa in 7,8 Sekunden – und damit um 0,3 Sekunden schneller als der ca. 75 kg schwerer 320d GT. Auch puncto Verbrauch hat der Kombi knapp die Nase vorn: Während unseres Test haben wir beim Touring einen durchschnittlichen Verbrauch von 6,7 Litern gemessen, beim GT waren es 6,9 Liter.
Noch deutlicher fallen die Unterschiede dann beim Handling aus. Der Touring lenkt energischer ein, verhält sich länger neutral und reagiert auf abrupte Lastwechsel mit einem kurzen, selbst mit deaktiviertem ESP gut kontrollierbaren Schlenker des Hecks. Trotz sportlich steifer Federung – unser Testwagen war mit dem 4.300 Euro teuren M-Sportpaket ausgestattet – fährt sich der 3er Touring dank der Adaptivdämpfer durchaus komfortabel.
Der 3er GT fühlt sich im Vergleich mit dem Touring nicht ganz so agil und dynamisch an. In Kurven neigt er sich einen Deut stärker seitwärts, untersteuert ein wenig rascher und lässt das ESP etwas früher in übermütige Fahrexperimente eingreifen. Unser Eindruck ist, dass sich der 3er GT durch den längeren Radstand schon fast wie ein 5er fährt: gediegen, souverän und vor allem ausgesprochen komfortabel. Gerade hier ist er dem Kombi einen Sprung voraus.
Die letzte Testwertung – jene der Verzögerungsleistung – geht dann aber wieder an den 3er Touring. Der setzt der Fahrt aus 100 km/h beim Tritt auf die Bremse schon nach 34,2 Metern ein Ende, der GT rollt hier noch 1,8 Meter weiter.
Und wer hat bei diesem Kopf-an-Kopf-Rennen preislich die Nase vorn? Es ist der BMW 320d Touring, der bei MeinAuto.de bei 31.887,50 Euro beginnt; den 320d GT gibt’s ab 34.444,38 Euro. (nau)
In den letzten Wochen haben wir zwei weitere Tests zum neuen 3er BMW veröffentlicht. Darunter ein allgemeiner Testberichte zum Kombi sowie dem 328i als Touring.
Premium gibt es nicht immer von klassischen Premiumherstellern, sondern auch aus den Häusern VW, Opel, Ford, Peugeot, Renault und vielen mehr. Oftmals schlummern in den vermeintlich vernachlässigten Autobauern große Talente. Deswegen gibt es hier ein paar Alternativen zum neuen 3er BMW
Bilder-Nachweis: Auto Motor und Sport / Seufert