VW Golf R im Test (2017): der rassigste Serien-Volkswagen aller Zeiten?
Opel hat das Performance Center, Mercedes AMG und VW seit 2010 die Volkswagen R GmbH: sprich eine eigene Entwicklungswerkstatt für Top-Performance-Modelle. Das Aushängeschild der VW-Tuning-Tochter ist zweifellos der Golf R, der seit 2003 dafür sorgt, dass dem Golf das Rebellische nicht abhanden kommt. Der auf dem Golf 7 basierenden Ausbaustufe wurde nun eine Modellpflege zu Teil. Wie sie dem Golf R bekommen ist, haben wir getestet.
2.0 TSI: dank 1,4 bar steigt die Leistung auf 310 PS
Bei den Kompaktsportwagen – neudeutsch mittlerweile gern als Hot-hatch-Segment bezeichnet – geht derzeit die Post ab. Ob Audi mit dem S3, Ford mit dem Focus RS, Honda mit dem Civic Type R oder Seat mit dem Leon Cupra – die Hersteller überbieten sich im Semestertakt mit immer leistungsstärkeren Versionen. Jüngst hat die spanische VW Tochter Seat den Leon Cupra erstmals auf 300 PS aufgedreht und einen fulminanten Kompaktsportler auf die Piste gezaubert, wie wir im Test gesehen haben. Der Mutterkonzern kann da selbstredend nicht nachstehen und so lassen die Wolfsburger jetzt den runderneuerten VW Golf R von der Leine. Dessen wichtigstes Prunkstück ist weiterhin der Motor, namentlich der direkt eingespritzte Reihenvierzylinder mit knapp zwei Litern Hubraum (Kraftstoffverbrauch: 7,9 Liter auf 100 km, 180 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse E). Die Zeiten des Sechszylinders kehren also auch mit der jüngsten Modellpflege nicht wieder.
Wobei: Der 2.0 TSI bietet wahrlich keinen Grund für nostalgische Gefühlsduselei. Die Fahrleistungen sind schlicht atemberaubend. Bevor wir uns diesen widmen, wollen wir noch die wichtigsten Leistungsdaten zu Protokoll geben. Auch sie beeindrucken. Die Leistung hat VW mit Hilfe eines höheren Ladedrucks von 300 auf 310 PS gesteigert; und über ein breiteres Drehzahlband verfügbar gemacht: konkret von 5.500 bis 6.500 statt wie bisher von 5.500 bis 6.200 Touren. Auch das Spitzendrehmoment erklimmt lichtere Höhen, allerdings nur in der Kombination mit dem optionalen 7-Gang-DSG, das das bisherige 6-Gang Doppelkupplungsgetriebe ersetzt (Kraftstoffverbrauch: jeweils 7,1 Liter auf 100 km, 163 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse D). Die neue Automatik darf 400 statt 380 Nm filetieren – und sie tut dies spürbar eleganter als der Vorgänger. Einzige Ausnahme: Wenn der Fahrer beim Runterschalten selbst in die Schaltvorgänge eingreift. Dann ist ein gelegentliches Rupfen nicht ausgeschlossen.
Golf R 2017 mit den Fahrleistungen eines Sportwagens
Die Stärke des Golf R und des neuen 7-Gang-DSG liegt aber woanders: beim Beschleunigen. Dank serienmäßigem Haldex-Allradantrieb und Launch-Control-System hetzt der kompakte Volkswagen in 3,3 Sekunden von 0 auf 80; und in 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h – also eine Sekunde schneller als der gleichstarke Civic Type R und ein Zehntel flotter als der 40 PS stärkere Focus RS. Die Zeit liegt auch drei Zehntelsekunden unter der des Vorgängers mit 6-Gang-DSG; und eine halbe Sekunde unter der mit dem Standard-6-Gang-Schaltgetriebe. Der Aufpreis von 2.000 Euro ist unserer Meinung nach auf jeden Fall gut investiert. Auch ob der Tatsache, dass mit dem 7-Gang-DSG der Verbrauch um fast einen Liter sinkt – sowohl auf dem Prüfstand wie in unserem Test (ca. 9 Liter). Fraglicher ist, ob der Aufpreis auch für das mit der Modellpflege hinzugekommene, mehrteilige Performance-Paket lohnt. Das hängt zum Teil davon ab, ob der Golf R von Zeit zu Zeit auch über die Rennstrecke hetzen soll. Sicher ist aber: Das Strahlen des Fahrer wird mit jedem Paket-Bestandteil intensiver, solange die Preisliste außen vor bleibt.
Die mit dem slowenischen Auspuffspezialisten Akrapovič entwickelte Titan-Abgasanlage bspw. produziert einen Sound, dessen Intensität Schnurtracks unter die Haut geht. Dass sie das Golf-R-Gewicht um sieben Kilo verringert, ist eher nebensächlich. Dass sie stolze 3.800 Euro Aufpreis kostet, dürfte für viele Interessenten entscheidender sein. Mit 575 Euro deutlich günstiger und im Alltag nützlicher ist die R-Performance-Bremsanlage. Sie sieht besser aus, reduziert den Bremsweg deutlich und lässt sich viel feinfühliger dosieren (auch die Standardbremsen sind merklich sensibler). Ebenfalls als sehr nützlich erweist sich die Aufhebung des elektronischen Geschwindigkeitsriegels bei Tempo 250. Das Sportwagen-Jagen fällt mit einer Spitzengeschwindigkeit von 267 km/h in jedem Fall leichter. Beim letzten Bestandteil des R-Performance-Pakets klingeln dann wieder die Kassen. Die optionalen 19-Zoll-Leichtmetallräder „Pretoria“ mit Semi-Slick-Sportreifen verbessern zwar den Grip auf der Vorderachse beträchtlich. Ein Preis von 2.800 Euro ist aber kein Pappenstil.
Der R-Golf als Rennsportler mit Sinn für den Alltag
Allerdings legt VW für diesen Preis eine adaptive Fahrwerksabstimmung drauf, die solo rund 1.000 kostet. Sie macht den Golf R spürbar komfortabler und alltagstauglicher. Letzteres ist überhaupt eine Eigenschaft, die den rassigsten Golf-Ableger von Konkurrenten wie dem Civic Type R, dem Focus RS oder dem Audi RS3 unterscheidet. Während sich die einen wie bissige Vollblut-Racer fahren, behält sich der Golf R ein Quäntchen zivilen Restanstand. Das klingt aber langweiliger als es ist. Vor allem in langgezogenen Kurven rutscht einem im Golf R das eine ums andere Mal das Herz in die Hose. Das Tempo ist dort nicht zuletzt dank 20 Kilo mehr Abtrieb auf der Hinterachse enorm. Dabei bleibt der Kompaktwagen stets stabil und neutral. Das Heck ist kaum dazu zu bewegen, auszubrechen, was den Golf um spitze Ecken aber etwas ungelenk wirken lässt.
In puncto Design und Innenraumgestaltung erscheint der neue Golf R aber wie aus einem Guss. Die frischen Spoiler machen den Auftritt aggressiver, die serienmäßigen LED-Schweinwerfer den Ausblick klarer. Auch innen ist der rassige Golf mit allen erdenklichen Rennsport-Ingredienzien geschmückt: Von den Edelstahlpedalen über die Sportsitze bis zum optionalen „Active Info Display“, das alle wesentlichen Performance-Daten ins Cockpit holt. Mit einer topaktuellen Infotainment-Ausstattung kann der Kompaktsportler ebenso dienen, allerdings erst gegen Aufpreis. Ebenfalls erst gegen Zuzahlung an Bord sind neue Assistenzsysteme wie der Emergency- und der Stau-Assistent, der den Golf R bis Tempo 60 selbsttätig fährt. Das Gefühl, es kaum erwarten zu können, das Steuer wieder übernehmen zu dürfen, ist im Aufpreis inbegriffen.
Fazit zum VW Golf R Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Die Modellpflege hat den Golf R noch rassiger und sportlicher gemacht. Insbesondere mit dem neuen R-Performance-Paket zeigt der kompakte VW den anderen „hot hatches“, wo der Hammer hängt. Und: Der der R-Golf überzeugt auch im Alltag. Bei MeinAuto.de legt er ab 33.019 Euro los – 19,7% bzw. umgerechnet gut 8.000 Euro günstiger als im herkömmlichen Autohaus.
5 von 5 Punkten
Technische Daten des Golf 7 R: | ||
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PS-Anzahl: | min. 310 PS | max. 310 PS |
kW-Anzahl: | min. 228 kW | max. 228 kW |
Antriebsart: | 4×4-Antrieb | |
Getriebeart: | Manuell oder DSG | |
Kraftstoffart: | Benzin | |
Verbrauch (kombiniert): | min. 6,9 l/100km | max. 7,8 l/100km |
CO2-Emission: | min. 157 g/km | max. 177 g/km |
Effizienzklasse: | min. D | max. E |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 40.675 Euro | |
Stand der Daten: | 03.11.2017 |
Konkurrenzmodelle
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