VW Golf Alltrack Test: Gelände-Golf die Dritte
Ein Golf, der kann eigentlich alles. Nein sagen Sie – ins Gelände kann er nicht, der Golf. Da haben Sie natürlich recht – bisher jedenfalls, denn nun haben die Wolfsburger den Golf Alltrack vorgestellt. Der soll den kompakten VW nämlich endlich auch abseits geteerter Straßen erfolgreich machen. Die bisherigen Ausflüge ins Gelände – man denke an den Golf Country oder den Cross-Golf – sind ja allesamt gescheitert. Ob es der Alltrack besser macht? Unser Test sucht die Antwort.
Vier Motoren & vier angetriebene Räder
Eines steht jedenfalls außer Zweifel, VW geht das Unternehmen “Geländeausflug mit der Kompaktklasse” diesmal sehr engagiert an. Wir spielen dabei aber nicht auf das Äußere des Golf Alltrack an, das mit seinen demonstrativen Offroad-Elementen – vom Unterbodenschutz bis hin zu den farblich abgehobenen Seitenschwellern – doch stark den Eindruck eines Möchtegern-Bergsteigers vermittelt. Wir sprechen hier insbesondere von den angebotenen Antriebseinheiten. Denn anders als noch beim Cross-Golf startet der Alltrack stets mit Allradantrieb durch, unabhängig davon, für welchen der vier Motoren das Herz schlägt. Und dass ist ja schon einmal ein guter Anfang, denn ohne Allradantrieb sind Geländeambitionen unserer Meinung nach schlicht nicht glaubhaft. Doch genug der Grundsatzdiskussion, hinein ins abwegige Vergnügen. Angetrieben wird der Golf Alltrack entweder von einem Turbobenziner oder von einem der drei verfügbaren Turbodiesel. Der Ottomotor, der 1.8 TSI, verteilt seines Zeichens 180 PS und – ab 1.350 Touren – 280 Nm Spitzendrehmoment auf die vier Räder. Unterstützt wird er dabei von VWs hauseigenem 4Motion-Allradantrieb, der die Antriebskraft über eine Haldex-Kupplung bei Bedarf auch auf die Hinterräder verteilt (wenn es sein muss dann auch zur Gänze).
Spürbar ist diese Unterstützung natürlich vor allem dann, wenn der Untergrund lose oder nass oder rutschig ist. Bei normalen Straßenverhältnissen, etwa auf trockener Asphaltfahrbahn, merkt man vom Allradantrieb wenig. Und das ist ja kein Nachteil, eher das Gegenteil. Bei den Fahrleistungen des 1.8 TSI hat der Vierradantrieb aber seine vier Finger wieder im Spiel: Der Standardsprint ist etwa bereits nach 7,8 Sekunden erledigt, als Höchstgeschwindigkeit gibt VW 217 km/h an. Und auch beim Verbrauch machen sich die vier Räder bemerkbar, wenn auch nicht unbedingt positiv. 6,5 Liter (153 g/CO2) verbraucht der 1.8 TSI Alltrack nach Norm, rund 8 im Testmittel – die Geländetauglichkeit hat eben ihren Preis.
Komfortabel und trotz Allrad recht sparsam
Der Preis der Geländegängigkeit ist allerdings nicht in Stein gemeißelt, zumindest nicht was den Verbrauch angeht. Denn der Alltrack kann auch sparsamer ausgeführt werden, dann nämlich, wenn er mit einem der drei Diesel auf Bärenjagd geht. Das kleinste Kaliber ist dabei der 1.6 TDI mit 110 PS und 250 Nm, der 2.0 TDI mit 150 PS und 340 Nm repräsentiert dann die goldene Mitte, der 2.0 TDI mit 184 PS und 380 Nm hingegen fällt bereits unter die Großkaliber – zumindest was seine Leistung anbelangt, lässt er den Alltrack doch in 7,8 Sekunden von 0 auf 100 und in der Spitze auf 219 km/h schießen. Beim Verbrauch hält er sich aber wie die beiden anderen turbogeladenen Selbstzünder zurück. Wenn es nach dem Neuen Europäischen Fahrzyklus geht, dann liegt er zwischen 4,7 und 5,0 Litern (122 bzw. 132 g CO2). Da der aber von der Realität so weit entfernt ist wie der Alltrack von einem Dakar-Finish, messen wir im Test jeweils gut einen Liter mehr. Der 1,6 TDI begnügt sich etwa mit ziemlich genau 6, der 184 PS starke 2.0 TDI mit 6,5 Litern.
Letzterer arbeitet ab Werk übrigens – wie der Turbobenziner auch – perfekt mit dem 6-Gang-DSG zusammen, die beiden schwächeren Diesel setzen hingegen auf die Unterstützung der knackigen 6-Gang-Handschaltung. So oder so ist der Golf Alltrack auf befestigten Pfaden gleich komfortabel unterwegs wie sein herkömmliches Pendant, der Golf Variant, vielleicht federt er eine Spur straffer als dieser. Im Gelände fehlt uns dann die Vergleichsmöglichkeit, weil der Alltrack, hat man einmal das Offroad-Fahrprogramm im Menü aktiviert, in Gegenden kommt, in die der normale Variant nie kommen wird. Doch eines ist auch klar: Ein echter Geländewagen ist der Alltrack nicht.
Alltrack: der bessere Golf-Variant?
Dafür aber ist er ein Golf wie er im Buche steht – und das ist ja bekanntlich nichts Schlechtes. Innen gibt es damit viel vernünftig aufgeteilten Platz, hochwertige und sauber verarbeitet Materialien – und ein durchdachtes Bedienkonzept. Zusätzlich legt VW beim Alltrack noch eine Menge Zubehör und Extras drauf, von den 17″-Alufelgen über das doppelte Endrohr bis hin zur Ambientbeleutung und zum Parkpiloten. Der große Kofferraum ist hingegen wie beim Variant serienmäßig. 605 bis 1.620 Liter Gepäck passen ins Heck, deutlich mehr etwa als bei einem Seat Leon ST (587 – 1.470) oder einem Opel Astra Sports Tourer (500 – 1.550); mehr bietet hier mit 610 bis 1.740 Liter nur der Skoda Octavia Combi, doch der ist auch zwölf Zentimeter länger.
Fazit: Der neue VW Golf Alltrack vermeidet gezielt die Schnitzer der bisherigen Gelände-Golf-Versuche. Besser als ein herkömmlicher Golf Variant ist er aber nur im Gelände, auf normalen Straßen spürt man keinen Unterschied. Zu spüren bekommt man selbigen aber im Portemonnaie, da der Alltrack teurer ist: Bei MeinAuto.de gibt es ihn ab 23.978 Euro, das sind satte 21,8% bzw. gut 6.600 Euro weniger als im Autohaus ums Eck. Der Golf Variant startet bei vergleichbarer Motorisierung hingegen bei 20.156 Euro.
Bei uns finden Sie übrigens nur deutsche Neuwagen und keine EU-Fahrzeuge. Außerdem haben wir noch viele preisweite Alternativen zum Golf Alltrack im Angebot, etwa den Opel Astra Sports Tourer ab 13.198 und 31,6% Neuwagen Rabatt, den Seat Leon ST ab 14.078 Euro; und den Skoda Octavia Combi ab 14.379 Euro und 22,4% Rabatt. Beim Neuwagenkauf stehen Ihnen auch verschiedene Autofinanzierungen zu Wahl, von der flexiblen Schlussraten-Finanzierung bis zum Auto Leasing.