Test Volvo XC60: sicherer und sanfter Schwede?
Ein sportlich-nützlicher Schwede aus Belgien – hört sich das nach einem vielversprechenden Crossover-Konzept an? Im Falle des in Gent fabrizierten Volvo XC60 heißt die Antwort vermeintlich ja, wie Verkaufszahlen und Titel wie “Allradauto 2011″ und “Top Safety Pick 2010” nahelegen.
In unserem Test des Kompakt-SUV haben wir uns angesehen, ob diese Vermutung auch tatsächlich zutrifft.
Schwedische Festung mit Komfort
Kraftvoll, unbeugsam, ja geradezu unverwüstlich, so tritt der Volvo XC60 auf – und damit passt er sich haargenau in die Klischees ein, die man mit den Autos der Göteborger verbindet: Volvos sind sicher und solide, ohne wenn und aber.
Aber Sicherheit und Solidität fallen nicht vom Himmel, sie wollen stets neu erarbeitet werden. Im XC60 erreicht Volvo das bspw. mit einer umfangreichen Sicherheitsausstattung. Zu ihr gehören serienmäßig unter anderem die City Safety-Technologie, die seit 2013 bis zur Geschwindigkeit von 50 km/h aktiv Auffahrunfälle verhindern hilft; oder das intelligente Fahrerinformationssystem IDIS, die ROPS Überrollschutztechnologie und diverse Kopf- sowie Schulter-Airbags.
Für das solide Erscheinungsbild sorgt im XC60 neben der strammen Karosserie insbesondere der sorgfältig gestaltete und verarbeitete Innenraum. In ihm sind die wichtigsten Schalter übersichtlich in der chromumrandeten Mittelkonsole konzentriert, die Linien schwungvoll geführt und der Bildschirm des optionalen Navis inzwischen stillvoll in das Armaturenbrett eingebettet.
Platz gibt es im Innenraum ebenfalls reichlich, sowohl für den Fahrer wie für die Passagiere. Der mit 495 bzw. 1.455 Litern groß dimensionierte Kofferraum gewährleistet zudem, dass die Passagiere nicht nur mit kleinem Handgepäck reisen dürfen. Bei der Beladung des Stauraums muss allerdings erst eine recht hohe Ladekante überbrückt werden.
Das solide Grundkonzept des Volvo XC60 hat jedoch auch einen Nachteil: Der Ausblick aus dem SUV ist – trotz der hohen Sitzposition – alles andere als übersichtlich: weder nach vorne, noch nach hinten oder zur Seite, wo die kräftige B-Säule im Weg steht.
Viel Hubraum, viel Kraft – großer Durst?
Nach diesem getrübten Ausblick lässt der Blick auf die Motoren das Fahrerherz gleich wieder höher schlagen. Insgesamt sechs verschiedene Motoren haben die Göteborger Autoschmiede für den Volvo XC60 im Programm, darunter zwei Benziner und vier Diesel.
Die Diesel bauen jeweils auf fünf Zylinder, Turbolader und die Hochdruck-Speichereinspritzung, besser bekannt als Common-Rail-System. Zudem verfügen die Aggregate seit 2012 ab Werk über Spritspartechnologien wie Bremskraftrückgewinnung oder Start-Stopp-System.
Die beiden schwächeren Diesel setzen auf 2 Liter Hubraum und liefern 136 bzw. 163 PS und 350 respektive 400 Newtonmeter maximales Drehmoment. Schon der kleinere der beiden zeigt sich dabei alles andere als schwächlich – was bei einem Kampfgewicht von über 1,8 Tonnen auch fatal wäre. Er setzt den Koloss leichtfüßig in Gang und treibt ihn auch bei höheren Geschwindigkeiten kultiviert und zügig voran. Im Drittelmix benötigt er dafür 5,3 Liter, in unserem Test waren es gut sechseinhalb.
Die beiden großen Diesel bauen hingegen auf 2,4 Liter Hubraum. Das Resultat sind bis zu 215 PS und 440 Nm Drehmoment, mit denen der XC60 in knapp 8 Sekunden von 0 auf 100 sprintet. Beide Aggregat treiben dabei alle 4 Räder an; da mutet der Normverbrauch von 5,3-6,8 Liter geradezu spartanisch an.
Nicht in die Kategorie der spartanischen Kostverächter fallen jedoch die beiden Ottomotoren: Weder der turbogeladene 4 Zylinder T 5, der aus 2 Litern 240 PS und 340 Nm herausholt; noch der Sechszylinder-Twin-Scroll-Turbo T 6, dessen mächtige 304 PS und 440 Nm Drehmoment aus 3 Litern Hubraum stammen und auf vier Räder verteilt werden. Dass es den Fahrer angesichts dieser Rohdaten bei einem satten Druck aufs Gaspedal tief in die Sitzmöblierung drückt, erstaunt nicht; eben so wenig sollte aber auch der Blick auf die Benzinuhr verwundern: 10,7 Liter versprechen die Schweden für den 3 Liter Kraftprotz, davon darf man im Alltag allerdings bestenfalls träumen.
Volvo XC60 – sanft gebettet
Bei diesem Verbrauch mag der eine oder andere unsanft erwachen – der Volvo XC60 versteht es aber den Verbrauchsschock mit einem gut abgestimmten Fahrwerk und einer leichtgängigen Kraftübertragung sanft abzufedern.
So verrichten sowohl 6-Gang-Handschaltung wie 6-Gang-Powershift-Automatik ihre Arbeit präzise und angenehm zurückhaltend; und auch das leicht untersteuernde Fahrwerk übt sich in nobler Zurückhaltung, indem es kaum Fahrbahnunebenheiten an die Insassen durchreicht.
Komfortabel, großräumig und gut, wenn auch nicht immer sparsam motorisiert – der Volvo XC60 braucht sich im Segment der kompakten SUVs wahrlich nicht zu verstecken – und angesichts seines Auftretens könnte er es auch nicht. Was der schöne Schwede kostet? Ab 29.685 Euro bei MeinAuto.de. (nau)