Test Peugeot 208 68 VTi – agiler Stadtflitzer mit viel Platz
Lange Jahre waren sie verpönt, die Dreizylindermotoren, doch mit dem Downsizing sind sie groß in Mode gekommen. Nun hat auch Peugeot seinem Kleinwagen 208 einen solchen Antrieb spendiert. Wir haben den kleinen Stadtflitzer mit dem Dreizylinder-Einliterantrieb namens 68 VTi ausprobiert.
Keine lahme Stadtente
Der 68 VTi soll auch gleich im Mittelpunkt unseres Tests stehen: Bei ihm haben wir es mit einem Dreizylinder-Reihenmotor mit Saugrohreinspritzung zu tun, der 68 PS (50 kW) bzw. 95 Newtonmeter Spitzendrehmoment bei 3.000 Touren leistet. Diese Kenndaten sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Peugeot 208 mit dem 68 VTi nicht für Rennen auf über viertausend Meter hohe Berge in den Rocky Mountains oder Beschleunigungsduelle jenseits der 130 km/h ausgestattet ist – sondern für flotte und sparsame Ausflüge im Stadtdschungel und dessen Ausläufern.
Im Stadtverkehr verrichtet der 68 VTi seine Aufgabe auch sehr anständig. Angenehm knatternd und überraschend kultiviert treiben die drei Zylinder den rund 1.100 Kilogramm schweren 208 in weniger als 10 Sekunden von 0 auf 80 und in ca. 15 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Diese Beschleunigung lässt den Fahrer zwar nicht tief in den etwas zu weich gepolsterten Vordersitz versinken, sie reicht aber aus, um im Stadtverkehr zügig voranzukommen. Wer auf der Autobahn mit dem allgemeinen Fluss mithalten will, der muss dem Dreizylinder allerdings kräftig Dampf machen – und einiges an Geduld mitbringen: fast 30 Sekunden ziehen bspw. ins Land, bis Tempo 130 erreicht ist; und der von Peugeot versprochenen Höchstgeschwindigkeit (163 km/h) konnten wir in unserem Test nie nahe kommen.
Verbrauchswunder?
Nie nahe gekommen sind wir auch dem von Peugeot angegebenen Verbrauch, der bei 4,3 Litern auf 100 Kilometer liegen soll. In unserem Test gab sich der 208 im Schnitt mit 6,7 Litern zufrieden, immerhin stolze 55 Prozent mehr als im Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ). Unter einer derart großen Lücke zwischen Sparsamkeitsanspruch und Verbrauchsrealität leiden allerdings auch die Dreizylinderaggregate anderer namhafter Hersteller wie Ford und VW. Der versprochene moderate Sprithunger der Dreizylinder ist also mit einem Körnchen Salz zu verstehen, für den niedrigen CO2-Ausstoß des 68 VTi von 99 g/km gilt nämliches.
Agil durch den Stadtverkehr
Der deutlich über den Werksangaben liegende Spritzverbrauch hat aber auch damit zu tun, dass sich der Peugeot 208 sehr agil fährt. Das liegt zum einen an der direkten Servolenkung, die über ein kleines Lenkrad kontrolliert wird, und zum anderen an der recht straffen Federung. Die vergleichsweise harte Abstimmung führt jedoch dazu, dass sehr schroffe Unebenheiten recht unmittelbar an die Insassen weitergereicht werden. Meist aber fährt sich der kleine Franzose komfortabel, außerdem rollt er passabel ab und greift dem Lenker mit einer gut abgestimmten elektronischen Fahrdynamikregelung (ESP) unter die Arme. Weitere Assistenzsysteme sind für den 208 aber nicht erhältlich, dafür sind handfest zupackende Scheibenbremsen und Kopfairbags an Board.
Angenehmes Ambiente mit viel Platz
Mit den Kopfairbags sind wir endgültig im Innenraum des neuen Peugeot 208 angelangt. Hier werden wir von einem erstaunlich freizügigen Platzangebot empfangen, das sich im Fond auch beim Dreitürterer einfach erreichen lässt. Im Cockpit selbst fühlt sich der Fahrer auf Anhieb wohl: die Sitzposition ist – abgesehen von den zu weichen Sitzen – angenehm und auch die Bedienung fällt nicht durch störende Rätsel auf. Gestört haben uns allerdings die eingeschränkte Übersicht beim Rückwärtsfahren und die Stufe im Boden des Kofferraums. Sie entsteht, wenn man die Rückenlehne umklappt und das Ladevolumen von 285 auf 1.076 Liter vergrößert.
Resümee: Der neue Peugeot 208 bildet mit dem Dreizylindermotor ein gelungenes Paket für die Fahrt durch die Stadt, auch wenn der Verbrauch geringer sein könnte. Für Überlandausflüge ist der schicke Franzose allerdings nur bedingt geeignet, hier geht dem Einlitermotor rasch die Puste aus. Dem Käufer hingegen wird beim Blick auf den Preis des 208 68 VTi kaum der Atem stocken. Den Dreitürer gibt es bei MeinAuto.de nämlich schon ab 10.429 Euro, den Fünftürer bereits ab 11.072 Euro. Möchte man also ein neues Auto kaufen, ist man bei uns genau richtig. (nau)