Test: Ford Focus Turnier, Skoda Octavia Combi & VW Golf Variant im Diesel-Vergleich
Einfach nur praktisch zu sein, das genügt heute für einen Kombi nicht mehr. Will er herauszuragen, sollte er auch sportlich sein, bildhübsch und günstig. Der VW Golf Variant, der Ford Focus Turnier und der Skoda Octavia Combi sind angetreten, um sich an diesem gewagten Kunststück zu versuchen. Wir wollen sie dabei nicht aufhalten und schicken sie jeweils mit einem rund 150 PS starken Dieselaggregat in die Manege.
Ford Focus Turnier – der freche Hedonist
Als erster will der Ford Focus Turnier seine Eignung als Alleskönner beweisen. Der kompakte Kombi aus Köln ist der Routinier des Trios, was ihn aber scheinbar nicht davon abhält, den jüngeren Konkurrenten auf der Piste eine Lehrstunde zu erteilen. Der 1.490 Kilogramm schwere Turnier wedelt nämlich, von der messerscharfen Servolenkung gegängelt, mit Abstand am elegantesten und leichtesten durch die Agilitätsdisziplinen. Auch auf der Testrunde giert er geradezu nach engen Kurven, in denen er sich selbst bei hohem Tempo kaum aus der komfortabel federnden Ruhe bringen lässt.
In seiner Agilität unterstützt wird er von einem drehfreudigen Vierzylinder-Turbodiesel. Der 2.0 TDCI liefert 163 PS und 340 Nm Spitzendrehmoment und hält sich unter 2.000 Touren noch ein wenig bedeckt. Darüber aber gibt sich der Selbstzünder drehfreudig und antrittsstark. Durch das schüchterne Ansprechverhalten und die mäßige Traktion hinkte der Focus Turnier im 100-km/h-Sprint mit 9,6 Sekunden etwas hinterher; beim Durchzug im 5. und 6. Gang schnappt er sich aber die Krone, verbraucht dabei aber mit 5,1 Litern auch am meisten.
Sportlich ist er also, der Ford Focus Turnier, aber ist er auch praktisch? Ja, allerdings nicht so praktisch wie die beiden Kontrahenten. Zum einen fehlt es ihm mit 490 bis 1.516 Litern an Ladekapazität, zum anderen mangelt es dem Kofferraum an Anpassungsfähigkeit. Für einen ebenen Ladeboden müssen bspw. die Lehnen und die Sitzflächen der Rückbank bewegt werden; und es fehlt eine Durchreiche für langes Transportgut. Die niedrigste Ladekante der drei Testkombis erleichtert hingegen das Einladen sehr.
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Skoda Octavia Combi – der vielseitige Sherpa
Als nächstes wagt sich der kompakte Tscheche an das große Kombi-Kunststück. Beim Vergleich der Fahr- und Komforteigenschaften muss der Octavia Combi dabei gleich einen Rückschlag einstecken: weder hinsichtlich der Dynamik noch in Bezug auf den Federungskomfort kann er mit dem Focus oder dem Golf Variant mithalten. Im Vergleich mit diesen wirkt er – trotz des geringen Gewichts von 1.390 kg – zu ungelenk und steif, ein Verhalten, das sich erst mit viel Gepäck ändert.
Der 2.0 TDI hilft dem Octavia mit 150 PS und 320 Nm aber, das verlorene Terrain rasch wieder gut zu machen, wobei sich hier das geringe Gewicht positiv bemerkbar macht. Beim Spurt auf Tempo 100 kann der Tscheche nicht nur den Focus Turnier, sondern auch den mit dem gleichen Motor ausgestatteten Golf Variant abhängen. Exakt 9 Sekunden vergehen für diese Übung. Und auch beim Verbrauch lässt der Skoda den Ford mit 4,4 Litern im Testdurchschnitt alt aussehen. Hier kann nur der VW mithalten.
Die Paradedisziplin des Skoda Octavia Combi ist jedoch ohne Zweifel der Transport. Hierbei übertrumpft er seine beiden Gegner mit den schieren Ausmaßen des Kofferraums, der 610 bis 1740 Liter fasst; und mit seiner anstandslosen Wandelbarkeit, die mit dem Umklappen der Rücksitzlehne einen brettelebenen Ladeboden hervorzaubert.
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VW Golf Variant – der fröhlich Ausgeglichene
Der jüngste im Bunde, der Golf, war in der Variant-Variante bisher eines der wenigen Sorgenkinder im VW-Konzern. Im siebten Anlauf ist aber nun, wenn schon nicht alles, so doch Vieles gut. Durch die Kurven schlängelt sich der Variant zwar weniger behände wie der Ford, den adaptiven Dämpfer gelingt es aber, das agile Handling mit hohem Fahrkomfort zu kombinieren. Störend empfanden wir lediglich, dass die Hinterachse in der Normal- und der Comfort-Stellung bei fiesen Löchern durchschlug.
Angetrieben wird der VW Golf Variant, wie bereits erwähnt, vom selben Aggregat wie der Skoda Octavia Combi. Dabei fallen beim Beschleunigen die 90 zusätzlichen Kilos des VW kaum ins Gewicht, beim Verbrauch liegt der Golf-Kombi sogar einen Zehntelliter unter dem Octavia. Außerdem arbeitet der Selbstzünder im besser gedämmten VW deutlich leiser.
In puncto Transporteigenschaften muss sich der Golf allerdings dem konzerninternen Konkurrenten geschlagen geben. Vor allem bei umgelegter Rückbank fehlen ihm 120 Liter an Ladevolumen (605 – 1.620 Liter). Mit dem serienmäßigen Fernentriegelungsmechanismus der Rückbanklehnen, vielen praktischen Staufächern und einer niedrigen Ladekante geizt aber auch der Variant nicht mit Kombiqualitäten.
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Resümee
Ein heroischer Alleskönner ist keiner der getesteten Kombis, gemeinsam aber decken die drei die gesamte Breite des kompakten Kombi-Spektrums ab. Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei: vom sportlich-preiswerten Focus Turnier über den praktischen Riesen Octavia Combi bis hin zum klassisch-ausgewogenen Golf Variant. (nau)