Skoda Octavia Combi gegen VW Golf Variant: knappes Bruderduell
Bruderduelle haben eine lange Tradition: Kain und Abel, Romulus und Remus, Vitali und Vladimir Klitschko. Aber halt! Auf den Zweikampf der Letztgenannten werden wir wohl vergeblich warten. Doch zum Glück gibt es noch andere brisante Bruderkämpfe, etwa das Duell der beiden Kompaktklassegranden Skoda Octavia Combi und VW Golf Variant. Die Schwergewichte stehen auch schon in ihren Ecken bereit: Let’s get ready to rumble!
Runde 1 – Der Kampf um den Kofferraum
Auf also zur ersten Runde. In dieser legt der Frischling gleich mit viel Selbstvertrauen los. Woran sich das zeigt? Daran, dass der seit August erhältliche VW Golf VII Variant den kleinen Bruder in seinen Paradedisziplinen Platzangebot und Stauraum herausfordert. Bisher musste der Wolfsburger Kompaktklasse-Kombi in diesen Disziplinen stets klein beigeben, in der siebten Generation kämpft er mit dem Skoda aber erstmals in derselben Gewichtsklasse.
Gleich 100 Liter mehr Volumen hat Volkswagen dem Golf-Kombi nämlich in der Basiskonstellation spendiert: das ergibt insgesamt 605 Liter, die auf das Befördern von Koffern, Kisten und Kanistern warten. Der Skoda Octavia Combi, der diesen Mai in dritter Generation debütierte, schafft 610 Liter, also praktisch gleich viel. Bevor der große Bruder allerdings zu aufmüpfig wird, holt der Tscheche zum Konter aus. Denn wenn wir die Lehne der Rückbank umlegen, schafft der Octavia Combi Platz für 1.740 Liter Gepäck. Der neue Golf Variant ist mit 1.620 Litern zwar nicht gerade klein, gegen den Combi der Unternehmenstochter Skoda sieht er aber dann doch alt bzw. knausrig aus.
Das Kräfteverhältnis bleibt auch dann unverändert, wenn wir die Nutzbarkeit des dargebotenen Transportraums noch in die Wertung aufnehmen. So ist sowohl im Kofferraum des varianten Golf VII wie in dem des combinierten Octavia der Ladeboden variabel; und die Rückbank lässt sich in beiden Kombis einfach mit einem Griff entriegeln bzw. zu einer fast ebenen Staufläche umgestalten. Praktisch sind sie also alle beide.
Runde 2 – Das Duell der Innenraumgestalter
In dieser Runde stehen die Vorzeichen entgegengesetzt: im Innenraum muss der Golf Variant einen klaren Heimvorteil verteidigen. Der neue Octavia Combi sorgt dabei dafür, dass es jetzt ein Duell gibt, das den Namen verdient. Denn bei der Verarbeitung und Gestaltung des Innenraums hat Skoda mächtig nachgebessert. Die Materialien sind nicht nur optisch und haptisch hochwertiger, sondern auch sorgfältiger eingepasst. Zudem ist das Navigationssystem endlich auch ein solches; und beim Platzangebot macht dem Combi so wie so keiner etwas vor.
Trotz der gelungenen Verbesserungen kommt der Octavia Combi dem Sieg in dieser Runde aber nie wirklich nahe, soviel steht schon nach der ersten Sitzprobe fest. Materialien und Verarbeitung sind im VW Golf Variant sicht- und spürbar hochwertiger. Außerdem ist beim Variant ab Werk mehr Zubehör an Board, etwa eine elektrische Handbremse oder ein großer Touchscreen (ohne Navi). Dafür ist der VW auch deutlich teurer, doch davon später mehr. Jetzt wollen wir, da wir schon einmal in den Autos sitzen, ein paar schnelle Vergleichsrunden drehen.
Runde 3 – Kraftzweikampf
Das spannende Duell droht in Runde 3 aber in eine langatmige Patt-Starre zu verfallen. Bei den Motoren picken sich die beiden Hersteller nämlich weitgehend dieselben Motoren aus dem reichhaltigen Volkswagen-Antriebsfundus. Die Reihe der Turbobenziner hebt in beiden Kombis mit einem 1.2 TSI an, der mit 86 PS und 160 Nm Drehmoment die Konzernbrüder in rund zwölfeinhalb Sekunden auf Tempo 100 bringt. Im VW Golf Variant endet das Benziner-Angebot beim 1.4 TSI mit 140 PS und 250 Nm Drehmoment. Im Skoda Octavia Combi ist hingegen erst beim 180 PS starken 1.8 TSI Schluss. Rechnet man den Octavia RS Combi noch mit ein, dann reicht die Palette sogar bis zu seinem 220 PS starken Zweiliter-Turboaggregat. Volkswagen denkt deshalb auch bereits darüber nach, noch einen stärkeren Ottomotor ins Sortiment aufzunehmen.
Dieselmotoren stehen dann jeweils zwei im Programm, der 1.6 TDI mit 105 und der 2.0 TDI mit 150 PS. VW bietet den 1.6 TDI auch noch in einer besonders sparsamen Blue Motion-Version an, die lediglich 3,9 Liter verbrauchen soll.
Runde 4 – Das Preisringen
Da sich die beiden Kontrahenten in den Basisversionen auch in puncto Fahrwerksabstimmung wenig nehmen, muss am Ende die Entscheidung über den Preis fallen. Bei MeinAuto.de kostet der VW Golf VII Variant ab 16.742 Euro, der Skoda Octavia Combi ab 14.578 Euro. Der Skoda ist also um ein ganzes Eck günstiger, doch wer das ein oder andere Extra haben will, zahlt bei VW weniger. Der Sieger ist am Ende eindeutig der Kunde, der unter zwei ausgezeichneten Kombis wählen darf. (nau)