Opel Corsa LPG im Test (2018): Ist der kleine Rüsselsheimer mit Autogas ein Alternative?
Fahrverbot hin, Fahrverbot her – Gegenvorschläge zum Diesel sind gefragt, sogar bei Kleinwagen wie dem Corsa. Wie beim Vorgängermodell bietet Opel für die seit 2014 verfügbare Generation E wieder einen alternativen Antrieb an: den sowohl mit Benzin wie mit flüssigem Autogas arbeitenden 1.4 LPG Ecotec im Corsa LPG. Ob und für wen sich der Autogas-Antrieb lohnt, wollen wir im Test herausfinden:
1.4 LPG: vergleichbare Leistung, geringere Spritkosten
Unsere Test-Konstellation ist die einer klassischen griechischen Tragödie. Ein Hauptdarsteller steht einem Gegenspieler gegenüber. Der Protagonist ist der 1.4 LPG Ecotec, ein Vierzylinder-Reihenmotor ohne Turboaufladung aber von bivalentem Charakter (Kraftstoffverbrauch LPG/Benzin: 7,0/5,6 Liter auf 100 km, 114/129 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse B/C). Die Charakterisierung soll keine unsittliche Anspielung sein, sondern ein Hinweis auf die Viel-, konkret die Zweiseitigkeit, des Antriebs. Der 1398 cm³ große Sauger verbrennt in seinen Kammern sowohl herkömmliches Benzin wie – dank spezieller Zylinderköpfe und Ventile – flüssiges Autogas (kurz LPG, engl. Abkürzung für liquefied petroleum gas). Das Verbrennen setzt bestenfalls 90 PS und 130 Nm, im Falle von Autogas, 124 Nm frei. Die Fahrleistungen sind unabhängig vom verwendeten Kraftstoff mit 13,9 Sekunden für den 0-100-Sprint und 175 km/h Spitze mäßig: für einen Kleinwagen jedoch ausreichend. Das zeigt sich am Widersacher, dem 1.3 Ecotec-Diesel mit 95 PS (Kraftstoffverbrauch Diesel: 3,6 Liter auf 100 km, 94 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+). Er tritt, dank 95 PS und 190 Nm, in 13,99 Sekunden kerniger an und zieht spürbar kräftiger durch – in puncto Höchstgeschwindigkeit bewegt er sich mit 182 km/h auf einem ähnlichen Niveau.
Der Hauptdarsteller ist herausgefordert: und kontert auf dem Fuß. Mit dem Autogasmotor kostet der Corsa fas 900 Euro weniger als mit dem 1,3-Liter-Diesel; allerdings wir der dafür mit einer Start-Stopp-Automatik geliefert. Der 1.4 LPG lässt sich davon nicht beeindrucken und geht bei den Spritkosten in die Offensive. Bis 2023 ist Autogas steuerlich begünstigt. Gegenwärtig kostet es pro Liter ca. 0,75 Euro, Diesel 1,00 Euro, wenn wir den unterschiedlichen Energiegehalt der Kraftstoffe einrechnen. Was heißt das auf lange Sicht und unter Berücksichtigung der Unterhalts- und Betriebskosten? Der Corsa fährt mit dem 1.4 LPG am günstigsten; erst ab einer Fahrleistung von 30.000 Kilometern pro Jahr kann der Diesel mithalten. Der 400 Euro günstigere 1.4 Benziner mit 90 PS macht finanziell gegen beide keinen Stich. Diese Aussage gilt jedoch nur unter der Voraussetzung, dass der bivalente 1.4 LPG mit Autogas fährt. Denn mit Benzin schmelzen die Einsparung wie Eis in der aktuell ersehnten Sommersonne. Ganz kommt man um den Benzinbertrieb zwar nicht umhin: Zum Starten wird das raffinierter raffinierte Rohöl benötigt. Aber: Im Corsa wechselt der bivalente Motor blitzschnell in den Autogas-Modus, während wir beim Test im schicken Zafira LPG/CNG eine gefühlte Ewigkeit warten mussten.
Autogas: kleine ökologische Vorteile, keine praktischen Nachteile
Wer das Fahren mit LPG satt hat, kann per Knopfdruck eigenständig auf Benzin umschalten. Zu empfehlen ist das aus wirtschaftlicher Sicht – wie vorgerechnet – jedoch nicht. Diese Empfehlung gilt auch unter dem Blickwinkel des Schadstoffausstoßes. Beim Verbrennen von Autogas wird 15 bis 25% weniger Kohlendioxid frei als bei Benzin und Diesel – der LPG-Mehrverbrauch macht diesen Vorzug teils wieder zunichte. Der Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub sinkt dennoch; die Schwefeldioxidemissionen fallen fast zur Gänze weg. Allerdings ist Autogas wie die konventionellen Kraftstoffe ein Produkt der Erdölraffinerie und deshalb in der Produktion, der Zulieferung und der zukünftigen Verfügbarkeit mit denselben Problemen behaftet. Einen – in kommerziellem Maßstab hergestellten – erneuerbaren Ersatz gibt es anders als beim Konkurrenzprodukt Erdgas (CNG) derzeit nicht. Im Gegensatz dazu kennt der LPG-Antrieb aber keine Reichweiten-Sorgen. Der Autogastank in der Reserverad-Mulde fasst 35 Liter und reicht für rund 500 Kilometer. Dank des 45 Liter großen Benzintanks kommen zumindest theoretisch weitere 900 Kilometer an Benzin-Reichweite hinzu.
Außerdem gibt es in Deutschland fast 7.000 LPG-Tankstellen: Ca. neun Mal so viel wie Erdgas- und halb so viel wie Benzin- sowie Diesel-Zapfplätze. Dass die Tankuhr die verbleibende LPG-Reichweite nicht explizit ausweist, lässt sich deshalb leicht verschmerzen. Beim Verschmerzen hilft auch die Tatsache, dass der Nutzung von Autogas im täglichen Gebrauch keine Nachteile erwachsen: auch das ist beim komprimierten Erdgas anders. Ein Beispiel: Der Trick mit der Reserverad-Mulde sorgt dafür, dass der Autogas-Corsa gleich viel Stauraum bereit stellt wie das herkömmliche Modell: Konkret 280 bis 1.090 Liter im Dreitürer und 285 bis 1.120 Liter im Fünftürer. Der VW Polo verliert mit CNG-Motor fast 100 Liter Stauraum (251 bis 1.025 statt 351 bis 1.125 Liter). Die einzigen Nachteile, die durch die LPG-Nutzung entstehen, sind die Beschränkung auf die manuelle 5-Gang-Schaltung; und ein Zusatzgewicht von knapp 100 Kilo.
Corsa LPG mit uneingeschränktem Ausstattungsangebot
Wer angesichts des Zusatzgewichts und in Andenken an die Fahrwerke der alten Corsa-Modelle Seekrank zu werden droht, der sei beruhigt. Opel hat es in Generation E geschafft, dem Kleinwagen eine vernünftige Abstimmung zu spendieren. Die Karosserie wurde steifer, der Schwerpunkt sitzt tiefer und sieh da: der Corsa reagiert gutmütig und kulant, einerlei ob auf Unebenheiten in der Fahrbahn oder auf zu optimistische Kurvengeschwindigkeiten. Im Stadtverkehr gefällt die elektro-mechanische Servolenkung mit ihrem leichtgängigen City-Modus. Das Platzangebot des Corsa gefällt indes unabhängig davon, wo wir gerade unterwegs sind: Ob hinterm Lenkrad oder hinter dem Fahrer- und Beifahrer – in der Kleinwagenklasse sitzt man nirgends freier. Leider sitzt man auch in kaum einem anderen Kleinwagen so weich und schwammig.
Während der Sitzkomfort damit nicht zu den Stärken des neuen Corsa zählt, mischt der Rüsselsheimer bei der Materialqualität und der Unterhaltungs- und Sicherheits-Elektronik vorne mit. Wer in den Genuss der modernsten elektronischen Freuden und Helfer kommen will, muss allerdings in die Tasche greifen: Zum Beispiel zur Sonderausstattung „On“, in der das Infotainmentsystem „Radio R 4.0 IntelliLink“ mit 7-Zoll-Farbtouchscreen, einer USB-Schnittstelle, einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung samt Sprachbedienung und einer Smartphone-Koppelung Serie ist. Auch Opels Online-Assistent „OnStar“ ist wie der Einparkpilot fix an Bord. Bi-Xenon-Scheinwerfer kosten allerdings 750 Euro Extra – beim Sparpotential des Autogas-Antriebs dürfte diese Investition aber leichter ins Budget passen.
Technische Daten des Opel Corsa LPG: | ||
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PS-Anzahl: | min. 90 PS | max. 90 PS |
kW-Anzahl: | min. 66 kW | max. 66 kW |
Antriebsart: | Frontantrieb | |
Getriebeart: | Manuell | |
Kraftstoffart: | Benzin und Autogas | |
Verbrauch Autogas (kombiniert): | min. 6,9 l/100km | max 7,0 l/100km |
Verbrauch Benzin (kombiniert): | min. 5,6 l/100km | max 5,6 l/100km |
CO2-Emission: | min. 113 g/km | max. 128 g/km |
Effizienzklasse: | min. B | max. B |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 15.015 Euro | |
Stand der Daten: | 28.02.2018 |
Konkurrenzmodelle
Preiswert Neuwagen mit hohen Rabatten sind in unserem Autohaus online keine Ausnahmen, sondern die Regel. Bei den Kleinwagen gesellen sich zum Opel unter anderem: Der Seat Ibiza TGI ab 10.554 Euro und 42,7%, der VW Polo TGI ab 13.210 Euro und 35,1%, oder der Fiat Punto Natural Power ab 11.843 Euro und 30,0% Neuwagen Rabatt. Bei der Finanzierung erwartet Sie ebenfalls eine breit gefächerte Auswahl – eine beliebte Option ist unser Autoleasing.
Fazit zum Opel Corsa LPG Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Mit dem Opel Corsa LPG ist man aus ökonomischer Sicht günstiger unterwegs als mit Benzin und mit Diesel. Aus Sicht des Umweltschutzes ist Autogas – anders als komprimiertes Erdgas – bestenfalls mittelfristig eine gute Alternative. Dafür muss man im Alltag mit LPG keine Einschränkungen hinnehmen. Bei MeinAuto.de wechselt der kleine Rüsselsheimer mit seinem alternativen Antrieb ab 10.759 Euro die Seiten – gut 32,6% bzw. fast 5.000 Euro günstiger als gelistet.
4 von 5 Punkten