Nissan Juke Nismo Test: Eine interessante Geschichte
Die Geschichte begann mit einem Wettlauf gegen die Zeit – Am 3. Mai 1964 war das Rennen in Suzuka. Erst zwei Tage davor war die Auflage für die Homologation mit 100 produzierten Fahrzeugen erfüllt. Fünf Skyline 2000 GT („S54“) landeten beim Rennen in Suzuka auf den Plätzen zwei bis sechs. So begann es. 1984 wurde dann NISMO gegründet. Die sportliche Baureihe von Nissan, die erst jetzt mit dem 200 PS starken Juke in Deutschland auf die Straße gebracht wird – Fahrbericht Nissan Juke Nismo.
N-I-S-M-O? Heißt: „Nissan Motorsports International Co. Ltd“. Die in Japan längst im Volk angekommene Nismo-Philosophie (32.000 Fans bevölkerten im vorigen Dezember das fünfzehnte Nismo Festival) lautet: mehr Sport, mehr PS, mehr Spaß, aber ein bezahlbarer. Noch als Studie war der Juke Nismo im November 2011 auf der Tokyo Motor Show zu sehen, dann 2012 in Genf schon seriennah. Bis der sportliche Juke im Juni bei den 24 Stunden von Le Mans Weltpremiere feierte.
Nicht nur optisch geht der Nismo besser als die Juke-Normalos. Er ist mit 4,165 Meter Länge, 1,770 Meter Breite und 1,565 Meter Höhe genau drei Zentimeter länger und 0,5 Zentimeter breiter als die braven Jukes. Die bodennäheren Stoßfänger (hinten: mit angetäuschtem Diffusor), der neue Grill und die bauchiger ausgestellten Kotflügel bringen im Stand mehr Dynamik ins Konzept. In Fahrt setzt sich das fort. Der 1,6 Liter-Turbo pusht die Frontantriebsvariante in 7,8 Sekunden auf 100 km/h. 215 km/h rennt der Nismo (mit Allradantrieb: nur 200 km/h). Das fühlt sich schon sportlich an. Der Rest auch. Die sechs Gänge schalten sich knackig-direkt. Die Bremsanlage reagiert, auf kurzem Weg, ebenso bekömmlich direkt. Und das, ohne dass das straffere Fahrwerk und der Niederquerschnitt (Continental 225/45 R18) den Abrollkomfort bei nächst bester Gelegenheit killen. Auch die Lenkung trifft ins Schwarze: Mit reduzierter Servounterstützung und verbesserter Rückmeldung durchwedelt der Nismo, gut beherrschbar, die Kurven. Die Fahrprogramme („Normal“, „Sport“, „Eco“) entscheiden darüber, wie sich das anfühlt, denn sie bestimmen die Charakteristik der Servolenkung, schärfen oder mildern via Drosselklappe das Ansprechen des Turbomotors und die Schaltpunkte des CVT-Getriebes. Ein Strich zeigt bei wilder Fahrt, in welchem Winkel die Räder gerade stehen – wie im Rallye-Sport. Im Display des Bordcomputers werden dazu Infos über das aktuell anliegende Motordrehmoment, den Ladedruck und die im Moment wirkenden G-Kräfte eingespielt.
Der 1,6 Liter-Turbomotor hängt bündig am Gas. Erst zwischen 2.400 und 4.800 U/min mit einer gleichmäßigen Dosis von 250 Newtonmetern, dann bei 6.000 mit 200 PS. Das sind gerade mal 10 PS mehr als im 190 PS-Juke, aber der 1,6 Liter-DIG-T-Motor macht im mit 2WD-Antrieb nur 1.295 Kilogramm wiegenden Nismo ganz gut Laune. Und die kriegt man auch beim Tanken nicht verdorben, denn da stehen am Ende einer hügeligen Testfahrt 8,6 Liter auf der Verbrauchsanzeige. Der Normverbrauch liegt mit 6,9 bis 7,4 l/100 km noch niedriger.
Bei der Serienausstattung wird nicht gespart, denn sie ist de facto Vollausstattung. Auch weil es gar keine Extras gibt. Selbst der in drei Farbtönen orderbare Metalliclack („Silver Grey“, „Black Metallic“ oder „Pearl White“), der sonst 480 Euro extra kostet, ist inklusive. Wie das griffige Alcantara-Lenkrad, mit roten Kontrastnähten eingefasste Schalensitze und die neue Pedalerie. Neu ist auch der Look der Instrumente und der größere Monitor (5,8 anstatt 5,0 Zoll). Im Kofferraum bleibt es, wie es war: schmale 207 bis 830 Liter Volumen.
Volumen gelingt im Verkauf viel besser. Über 330.000 Juke wurden seit 2010 im Nissan-Werk Sunderland (Großbritannien) gebaut. 12.600 Juke sind für Deutschland 2013 geplant, davon 210 Juke Nismo. Das erscheint realistisch, den das Nismo-Konzept ,„sportlich, aber erschwinglich“, geht im japanischen Crossover auf. Die vorsichtige Leistungsanhebung, der angemessene Verbrauch und der Preis für gute Power zeugen davon. Mit dem quirligen Turbomotor und guter Ausstattung kommt der Juke Nismo 2WD für 26.400 Euro nicht zu teuer. Der Nismo 4WD mit CVT-Getriebe steht mit 29.400 Euro in der Preisliste. Und ab sofort beim Händler. Ab Mai kommt das zweite Modell der Nismo-Kollektion, der Nissan 370Z Nismo, und im Dezember eine noch leistungstärkere und straffer abgestimmte Nismo-Variante des Juke auf den Markt, die wir schon jetzt fahren durften – Testerurteil über den neuen Nissan Juke Nismo und seine noch in Prototypenkarosse angetretene nächste Ausbaustufe: Nismo, eine interessante Geschichte. (le)