Nissan Juke Nismo RS Test (2016): Was kann die Top-Version wirklich?
Nissan hat mit dem Qashqai ein recht konservativ gezeichnetes SUV im Programm, das die Kasse klingeln lässt. Mit dem Juke konnten sich die Japaner deshalb ganz der Kür widmen: sie konnten etwas wagen. Und siehe da, auch der mutig gezeichnete Juke wurde zum Erfolg. Die neue Generation aber wird erst 2017 ausfahren. Die Zeit bis dahin wollen wir uns mit dem Test der frischen, 218 PS starken „Nismo RS“-Variante vertreiben. Kann der Nismo wirklich so viel mehr, wie die 6.000 Euro Aufpreis auf den topausgestatteten Juke „Tekna“ mit dem 115 PS starken 1.2 DIG-T versprechen?
1.2 DIG-T vs. 1.6 DIG-T Nismo RS: lebhaft gegen stürmisch
Um eine Antwort zu finden, legen wir im Test gleich die motorischen Fakten auf den Tisch. Der Nismo RS lässt dabei dem 1.2 DIG-T selbstsicher den Vortritt, eine noble Geste, die jedoch erst seit Herbst 2014 möglich ist. Denn erst damals hat Nissan den 115 PS und 190 Nm starken turbogeladenen Vierzylinder-Benziner ins Juke-Motorensortiment aufgenommen. Der kleine Ottomotor sollte frischen Schwung in die Antriebsgemeinschaft des Mini-SUVs bringen – und das ist ihm auch gelungen. Er ist nun die erste Wahl für all jene, denen der 1,6 Liter große, 94 PS starke Sauger zu wenig Leben in die Juke-Bude bringt. 10,8 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 und 178 km/h Spitze, so lauten die Leistungseigenschaften, die er dem Crossover mit auf die Reise gibt. Der 1.6 DIG-T Nismo freilich kann über solche Leistungsdaten nur milde lächeln. Denn der 1.618 cm³ große Turbobenziner holt aus seinen vier Zylindern fast doppelt so viele Pferdestärken heraus, konkret deren 218 PS. Auch beim Spitzendrehmoment packt er 90 Newtonmeter drauf, sodass zwischen 3.600 und 4.800 U/min 280 Newtonmeter anliegen.
Kombiniert man den 1.6 DIG-T Nismo – für 2.800 Euro Aufpreis – mit Allradantrieb und der nagelneuen 8-Gang-Xtronic von BMW, verliert er zwar vier PS und 30 Nm, er setzt aber früher mit voller Kraft ein (ab 2.400 Touren). Am Fahrleistungsfazit ändert das aber nichts: Der Nismo RS hat deutlich mehr Dampf als der 1.2 DIG-T, er kommt aber erst später in Fahrt. Das hindert ihn allerdings nicht daran, in knapp 7 Sekunden (8 mit Automatik/Allrad) auf Tempo 100 und maximal auf 220 (200) zu beschleunigen. Dass er dafür auf hundert Kilometer auch gut eineinhalb Liter mehr Benzin aus dem Tank zieht, soll aber nicht unerwähnt bleiben. 7,2 bzw. 7,3 Liter (168 bzw. 172 g CO2) sind es für den Nismo RS mit und ohne Allrad nach NEFZ, um die neun Liter im Test. Der 1.2 DIG-T kommt nach Norm hingegen mit 5,7 Litern (128g) und 7 Litern laut Testmittel aus.
Eine komfortable Fahrspaß-Spielbox
Spürbar mehr Leistung ist indessen nicht das einzige, was der Nismo RS dem normalen Juke voraus hat. Die Japaner haben sich ihre jahrzehntelange Rennsporterfahrung auch andernorts zu Nutze gemacht. Eine der zentralen Fragen war dabei: Wie die gewaltige Kraft des Nismo bändigen? Nissan hat als Antwort darauf mehrere technische Lösungen gefunden. Vorne sorgt etwa eine mechanische Differentialsperre dafür, dass die Räder bei eifrigen Gaspedaltritten nicht haltlos durchdrehen; und der SUV nicht unbeirrbar über die Vorderachse schiebt. Außerdem haben die Japaner dem Juke Nismo RS vorne wuchtige Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 320 Millimetern verpasst. So schnell wie der er aus den Startlöchern kommt, bremst sich der RS auch wieder ein.
Auf derlei fahrdynamische Sperenzchen kann der normale Nissan Juke – in diesem Ausmaß jedenfalls – getrost verzichten. Ihm genügt eine gute Bremsanlage und ein straff, aber nicht unkomfortabel abgestimmtes Fahrwerk, dem von einer direkten Servo präzise die Richtung vorgegeben wird. Der Nismo RS liegt – aufgrund der steiferen Federn seines Sportfahrwerks und der ab Werk montierten 18-Zoll-Räder mit 10-Speichen-Alufelgen – noch satter auf der Straße; aber auch er bietet ausreichend Komfort. In beiden Fällen hilft das anpassungsfähige Fahrwerk „Dynamic Control System“, das ab der „Acenta“-Linie serienmäßig ist. Wendig sind übrigens beide Juke-Variante, dank der speziell abgestimmten elektrischen Servo fährt sich der Nismo RS aber noch eine Spur agiler. Auf der Autobahn ist man bei ihm aber froh über den „Normal“- und den „Eco“-Modus, mit denen das Sport-SUV weniger nervös unterwegs ist.
Rennsport-Optik: Aussehen & Anpressdruck top
Die technischen Lösungen, mit denen Nissan versucht, die Kraft des Nismo RS auf die Straße zu bringen, wirken sich außerdem auch auf die Optik aus. Speziell geformte Schürzen, ein ausgefeilter Heckdiffusor und ein Dachspoiler erhöhen den aerodynamischen Anpressdruck um mehr als ein Drittel. Das erlaubt deutlich höhere Kurvengeschwindigkeiten, weshalb die mit Velourleder bezogenen, fest zupackenden Schalensitze von Recaro ein fast unverzichtbares Extra sind (auch wenn sie 1.500 Euro kosten).
In den anderen Ausführungen und Motorisierungen des Juke fehlt dieses Extra in der Zubehörliste. In Ihnen gibt es dafür aber auch keinen Bedarf, ebenso wenig wie für spezielle „Performance“-Instrumente und -Anzeigen. Ein zusätzliches Technologie-Paket aber gibt hier wie dort der Sicherheit den letzten Schliff (bspw. das „Technology“ Paket für 600 bzw. das „RS Technology“-Paket für 1.150 Euro).
Fazit zum Juke Vergleich
Der Nissan Juke wird als Nismo RS zum echten Rennpferd. 6.000 Euro Aufpreis sind jedoch ein schöner Batzen Geld, gerade weil der Juke mit dem 1.2 DIG-T auch bereits viel Spaß macht. Die Vernunft sagt deshalb 1.2 DIG-T, der Bauch 1.6 DIGT-T Nismo RS. Bei MeinAuto.de kostet der Juke Tekna mit dem 1.2 DIG-T ab 18.121 Euro, das sind 22% bzw. knapp 5.000 Euro weniger als im Autohaus ums Eck. Der Nismo RS startet bei 22.720 Euro, fast 6.300 Euro unter dem empfohlenen Verkaufspreis. (nau)
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