Lada Vesta im Test (2018): die nagelneue Mittelklassen-Limousine aus Russland
Ist in unseren Breiten von einem Lada die Rede, dreht sich das Gespräch fast immer um den geländeaffinen 4×4 Taiga, der bis 2013 Niva hieß. Jetzt will der russische Autobauer mit einem weiteren Modell ins Gespräch kommen: dem vollkommen neu entwickelten Lada Vesta. Der ist in der unteren Mittelklasse angesiedelt und tritt gegen den Fiat Tipo und den Skoda Rapid an. Mit welchen Kaufargumenten er das tut, erfahren Sie in unserem Test:
Vesta 2017: Lada landet optisch in der Moderne
Nach der Übernahme durch Renault und Nissan lautet die Devise für die „Wolga Automobilwerke“ (AwtoWAS): Mit frischem Elan neu durchstarten – in Russland ebenso wie anderswo, z.B. auch in Deutschland. Für einen Autobauer liegt es nahe, den Neustart mit einem frischen Modell in Angriff zu nehmen. Idealerweise legt man dabei mit einer neuen Plattform gleich die Basis für weitere Modelle. Genau das haben die russischen Autobauer mit dem Lada Vesta nun getan. Die viertürige Stufenhecklimousine, die als erste auf der neuentwickelten Plattform aufbaut, ist nur die Speerspitze einer geplanten Modelloffensive. Lada hat bei ihr aber besonders darauf geachtet, dass sie optisch Eindruck macht. Entworfen wurde das Mittelklassemodell vom ehemaligen Mercedes- und Volvo-Designer Steve Mattin. Er hat dem Vesta mit tiefen Einprägungen über den Radkasten eine markante Flanke verpasst. Die mag man schön oder weniger schön finden. Fest steht aber: So modern sah schon lange kein Lada mehr aus.
Fest steht auch: Der Vesta ist im Lada-Heimatland ein echter Kassenschlager. Dazu gehört bekanntlich mehr als eine hübsche Optik. Ein gutes Raumangebot und eine moderne Ausstattung sind ebenfalls hilfreich. Dass der neue Lada ersteres bieten kann, kommt bei einer Länge von 4,41 und einem Radstand von 2,64 Metern nicht überraschend. Diese physischen Voraussetzungen setzen die Russen auch in realen Bewegungsspielraum um; hoch aufgeschossene Passagiere sollten auf der Rückbank jedoch ihre Häupter leicht einziehen. Ganz vermag der Vesta damit beim Raumangebot nicht mit dem Fiat Tipo und dem Skoda Rapid Schritt zu halten. Das offenbart auch der Stauraum, der mit 480 Litern ein, zwei Koffer kleiner ist als jener der Konkurrenz: Der Fiat Tipo 4-Türer packt 520, der Skoda Rapid 550 Liter ein. Überraschender für uns ist indessen, dass der Lada auch in puncto Ausstattung und Interieur-Qualität nicht weit hinterher hinkt. Das verbaute Hartplastik wirkt auf den verwöhnten Mitteleuropäer zwar etwas rustikal; und die Polsterung der Sitze fühlt sich ein wenig billig an. Aber die Materialien sind recht sauber verarbeitet und die Bedienung ist übersichtlich aufgebaut.
Neustart mit einem saugenden Einzelkämpfer
Darüber hinaus wartet der Lada Vesta bereits in der Basisausstattung mit
- einer Sitzheizung,
- einer Zentralverriegelung
- und elektrisch einstell- respektive beheizbaren Außenspiegeln auf;
- zudem mit Nebelscheinwerfern,
- einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung
- und einem Tempomaten.
In der 1.000 Euro teureren Topausstattung „Luxus“ ist der Mittelklasse-Lada dann praktisch vollausgestattet. Neben einer Klimaautomatik finden sich unter den Extras auch Features, die man von Lada nicht erwartet. Z.B. ein Multimedia-System mit 7-Zoll-Farbdisplay, Lenkradfernbedienung und Rückfahrkamera. Leidenschaftliche Smartphone-Einbinder werden mit dem Vesta allerdings nicht glücklich. Eine Smartphone-Integration ist vorerst nicht geplant. Dafür lässt sich mit dem Lada Vesta trefflich sparen. Unser Spar-Tipp zum Thema Antrieb lautet: Man verzichte auf die herausragend träge Wandlerautomatik. Auf diese Weise spart man 760 Euro und nebenbei auch noch jede Menge Nerven. Denn am fleißigen Schalten führt in der russischen Limo kein Weg vorbei.
Das liegt vorrangig am einzigen Antrieb des Vesta, am 1.6 Ltr. 16 V Reihenvierzylinder (Kraftstoffverbrauch: 6,2 Liter auf 100 Kilometer, 141 g/km CO2 Energieeffizienzklasse D). Der 1.596 cm³ große Sauger mit Multipoint-Einspritzung leistet 106 PS und 148 Nm Spitzendrehmoment. Diese liegen aber erst jenseits der 4.200 Touren an, sodass dem Sauger im unteren Drehzahlband fast jeglicher Vortrieb fehlt. Dem lässt sich mit der gut übersetzten 5-Gang-Handschaltung aber abhelfen. 180 km/h und knapp weniger als 12 Sekunden für den null-hundert-Sprint sind so möglich. Das macht den 1.6 zwar zu keinem Ausbund der Triebkraft – aber er kann mit den von Lada erwählten Konkurrenten halbwegs mithalten. Allerdings: Die ähnlich starken Benziner des Tipo und Rapid meistern den Standardspurt unisono unter zehn Sekunden.
Vesta mit weichem Fahrwerk für Härtefälle
Dass es mit dem Lada Vesta nicht schneller voran geht, ist indes kein Schaden. Das wird uns auf der Testfahrt rasch klar. Ein feinfühliger, behänder Fahr- und Federkünstler verhält sich anders. Schon kleine Fahrbahnunebenheiten bringen die Limousine aus der komfortablen Mittellage. Kurze Schläge reicht das Fahrwerk unvermittelt an die Insassen weiter. Und die Hoffnung auf ein agiles Handling verliert sich irgendwo im undefinierten Spielraum der synthetischen Lenkung. Im Prinzip fährt sich der Vesta wie ein SUV – und das kommt nicht von ungefähr. Denn mit einer Bodenfreiheit von fast 18 Zentimetern kann er den meisten der mitteleuropäischen Möchtegern-Geländewagen locker Konkurrenz machen.
Für uns zeigt das: Der Vesta wurde auf harte Straßenverhältnisse ausgelegt, die hierzulande schlimmstenfalls auf Alm-Wegen zu finden sind. Hinsichtlich der Sicherheitsausstattung gibt sich der Vesta ähnlich rustikal. Zwar verbaut Lada ab Werk neben ABS und ESP auch ein Reifendruckkontrollsystem und einen Licht-, Regen- sowie Parksensor. Moderne Fahrassistenzsysteme fehlen hingegen komplett. Aber bei einem Neustart kann nicht alles aufs erste Mal klappen.
Technische Daten des Lada Vesta: | ||
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PS-Anzahl: | min. 106 PS | max. 106 PS |
kW-Anzahl: | min. 78 kW | max. 78 kW |
Antriebsart: | Frontantrieb | |
Getriebeart: | Manuell oder Automatik | |
Kraftstoffart: | Benzin | |
Verbrauch (kombiniert): | min. 6,1 l/100km | max 6,2 l/100km |
CO2-Emission: | min. 138 g/km | max. 141 g/km |
Effizienzklasse: | min. D | max. D |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 13.150 Euro | |
Stand der Daten: | 18.04.2018 |
Konkurrenzmodelle
Der neue Vesta steht in unserem Autohaus online neben zahlreichen anderen günstigen Neuwagen aus der unteren Mittel- bzw. Kompaktklasse. Gefrage Beispiele sind der Skoda Rapid ab 11.570 Euro und 31,4%, der Golf 7 ab 14.131 Euro und 22,9%, oder die Skoda Octavia Limousine ab 14.032 Euro und 23,4% Neuwagen Rabatt. Interessante Optionen der Finanzierung runden unser Angebot ab, zum Beispiel unser attraktives Auto Leasing.
Fazit zum Lada Vesta Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Lada ist mit dem Vesta ein guter Neustart geglückt. Die Mittelklassen-Limousine wirkt modern und die Ausstattung kann sich sehen lassen. Nur in puncto Multimedia und Fahrassistenz besteht Nachholbedarf. Der Preis geht angesichts der gebotenen Ausstattung sehr in Ordnung. Bei MeinAuto.de startet der Vesta ab 12.356 Euro, 5% bzw. rund 700 Euro günstiger als gelistet.
5 von 5 Punkten