Ford Focus – Angriff auf die Kompaktklassen-Spitze
In den Jahren 2000 und 2001 war der Ford Focus das weltweit meistverkaufte Auto. Danach schlitterte Ford, die traditionsreiche Autoschmiede aus Dearborn/Michigan, in eine Krise, von der auch ihr Vorzeige-Kompaktmodell nicht verschont blieb.
Seit einigen Jahren startet Ford aber wieder neu durch, nicht zuletzt mit der mittlerweile dritten Generation des Focus, die seit 2011 auf Deutschlands Straßen defiliert – und die seit 2012 mit einer aufsehenerregende Motoren-Neuentwicklung aufwarten kann. Ist Ford damit die Rückkehr auf den Kompaktklassen-Thron gelungen?
Neuer Schnitt, innovative Sicherheits-Features
Der Weg zurück an die Spitze ist steinig, weiß der Volksmund, denn er führt selten über ausgetretene Pfade. Innovationen sind also gefragt – ein Motto, das sich Ford beim neuen Focus zu Herzen genommen hat.
Grundlegend überarbeitet wurde in Dearborn zunächst das Design: Der Focus wirkt jetzt dank zahlreicher Modifizierungen, von der Motorhaube bis zu den Heckleuchten, nicht nur schnittiger, er durchtrennt die Luft auch tatsächlich besser, was der Leistung und dem Verbrauch sehr zu Gute kommt.
Auch innen erstrahlt der Focus in neuem Gewande, doch kann man sich insbesondere bei der mit vielen Schaltern und Knöpfen beladenen Mittelkonsole des Eindrucks nicht erwehren: hier hat es Ford mit den Innovationen ein wenig übertrieben. Dieser Eindruck ändert allerdings nichts daran, dass die Materialien sehr gut verarbeitet sind und die Bedienelemente, einmal verstanden, tadellos funktionieren.
Als rundum gelungene Neuerung darf man hingegen die vielen Fahrsicherheits-Features des Focus bezeichnen. Im Euro NCAP-Crashtest brachten sie dem Kompaktklassler aus Michigan mit 5 Sternen nicht nur die Bestnote, sondern dank des Auffahrwarnsystems, des Müdigkeitswarners, des Fahrspur-Assistenten und des „Active City Stop“ auch 4 Advanced Awards ein – ein Novum in der bisherigen NCAP-Crashtestgeschichte.
Ford Focus – die Revolution der Kleinmotoren
Nun aber zu jenem Fahrzeugbereich, in dem Ford die Suche nach neuen Wegen am weitesten getrieben hat – den Motoren. Die amerikanischen Motorenbauer haben es nämlich gewagt, den als “Rappel-Motor” verschrienen Dreizylinder Ottomotor aus der technologischen Versenkung zu holen – und, um es gleich vorweg zu nehmen: Ford hat mit dem EcoBoost-Benzinmotoren gewagt und gewonnen.
Das zeigt sich zum einen an den zahlreichen Auszeichnungen – etwa zum “Internationalen Motor des Jahres 2012” des Fachmagazins Engine Technology -, und das zeigt sich zum anderen auch auf freier Wildbahn. Nach dem Starten ist der EcoBoost so leise, dass man ihn zunächst kaum wahrnimmt. Tritt man dann aber aufs Gaspedal, treiben die drei Zylinder den etwa 1.400 kg schweren Focus dank Turboaufladung und 200 Nm Drehmoment vehement voran, ohne dabei wie einst den Fahrer durchzuschütteln oder mit bedrohlichen Geräuschen einzuschüchtern; stattdessen ist jetzt Laufkultur bis in den hohen Drehzahlbereich angesagt.
Ford bietet die kleine Motorenrevolution in zwei 1-Liter-Varianten mit 100 oder 125 PS und zwei 1,6-Liter-Modellen mit 150 bzw. 182 PS an. Alle vier EcoBoost-Modelle wissen dabei nicht nur mit ihrer Durchzugskraft, sondern auch mit ihren Verbrauchswerten zu überzeugen: Die beiden kleineren Ottomotoren verbrauchen EU-normiert nur 5 Liter, im Kompaktklasse-Vergleichstest der Auto Bild gaben sie sich mit vortrefflichen 5,6 Litern zufrieden. Die 1,6-Liter-Modelle sind mit knapp 6 Litern Normverbrauch aber kaum verschwenderischer.
Neben den neuen Dreizylindern offeriert Ford weiterhin die 1,6-l-Ti Benzinmotoren mit 4-Zylindern und 85 bzw. 125 PS. Sie kosten zwar knapp 200 Euro weniger, schlucken allerdings auch gut 1 Liter mehr Benzin. Für Vielfahrer lohnt sich auch ein Blick auf die bewährten Dieselmotoren, die in mehreren Spielarten zwischen 95 – 163 PS vorliegen und mit ihrer Laufruhe, Drehfreudigkeit und einem ausgesprochen niedrigen Verbrauch beeindrucken (der Einsteiger-Diesel benötigt bspw. gerade einmal 4,2 Litern auf 100 km).
Agiles Handling, top Preis-/Leistungsverhältnis
Und wie verhält sich der neue Ford Focus auf der Straße? Zum Glück alles andere als bieder und humorlos: Die Kraft der quirligen Motoren lässt sich mit der feinfühligen Lenkungen punktgenau in die gewünschte Richtung dirigieren, das straffe Fahrwerk setzt diese Angaben behände um, schluckt aber Spur- und Querrillen mit entsprechend komfortabler Gelassenheit.
Preislich liegt der Ford Focus im Mittelfeld der Kompaktklasse. Über MeinAuto.de gibt es ihn ab knapp 12.200 Euro und mit bis zu 31,6% Rabatt. Ins rechte Licht rückt der Focus aber erst, wenn man den Preis mit der gebotenen Leistung in Relation setzt: Denn dank der reichhaltigen Grundausstattung und der gelungenen Innovationen im Bereich Motor und Sicherheit ist es Ford tatsächlich gelungen, mit dem Focus wieder an die vorderste Front der Kleinwagen zurückzukehren.