Fiat 500L 1.4 16V vs. Ford B-Max 1.0 EcoBoost: Test zweier Neueinsteiger
Diesmal führt uns unser Test in die Klasse der Kompakt-Vans, aus der sich zwei Neueinsteiger zu einem Wettstreit eingefunden haben: der Fiat 500L 1.4 16V und der Ford B-Max 1.0 EcoBoost.
Interessant ist zunächst, dass beide Hersteller das Konzept des familienfreundlichen Minivans sehr unterschiedlich interpretieren. Die Italiener aus Turin versuchen dem 500L durch die üblichen Kompaktwagen-Maße die erforderlichen Platz- und Transporteigenschaften einzuimpfen. Die Autoschmiede aus Dearborn setzen hingegen vor allem auf innovative Karosserietechnologien, etwa die in die seitliche Schiebetür integrierte B-Säule – und sparen bei den Abmessungen. Mit einer Länge von gerade einmal 4 Metern und 8 Zentimetern gehört der B-Max nämlich schon fast ins Kleinwagensegment.
Platzangebot und Stauraum
Wie wirken sich diese Herangehensweisen nun in Bezug auf das Raumangebot aus? Freizügiger geht es ohne Zweifel im Fiat 500L her, sowohl im Cockpit wie auf der Rückbank. Im Ford B-Max macht sich der um 123 mm kürzere Radstand etwa in der fehlenden Kniefreiheit im Fond bemerkbar, ein Mangel, der sich durch die geringe Breite – vorne fehlen dem B-Max gegenüber dem 500L knapp 8, hinten sogar 9 cm – verstärkt.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Test der Transportqualitäten. Beim verfügbaren Stauraum liegen die beiden Kontrahenten dabei noch fast gleichauf: Der 500L bietet 343 (400 bei ganz vorgeschobener Rückbank) bzw. 1.310, der B-Max 304 bzw. 1.386 Liter.
Was die Variabilität des Laderaums anbelangt, kann der Van aus Michigan dann mit dem Kontrahenten aus Turin nicht mithalten. Der 500L ist serienmäßig mit einer in Längsrichtung um 15 cm verschiebbaren Rückbank ausgestattet, deren Rückenlehne sich mit einem Handgriff auch asymmetrisch umklappen lässt. Zudem ist der 500L über die größere Heckklappe und die weit öffnenden Seitentüren viel leichter zu beladen.
Der Vorteil der “fehlende” B-Säule wirkt sich beim B-Max hingegen kaum positiv aus, da die seitlichen Schiebetüren nicht sehr weit öffnen. Ausstechen kann der Ford den Italiener nur mit dem ebenen Ladeboden. Tradition schlägt hier also eindeutig Innovation.
Motorisierung
Im Test der Motoren muss sich die Tradition dann aber der Innovation geschlagen geben. Auch hier sind es wieder die Autobauer aus Michigan, die auf eine Neuentwicklung setzen – und zwar auf die direkt eingespritzten, turbogeladenen EcoBoost-Antriebe. In unserem Testduell wird diese Motorentechnologie vertreten durch den 1.0 EcoBoost mit 3 Zylindern, 90 PS und 170 Nm. Und der zeigt sich seinem Widersacher, dem 1.4 16V Saugmotor mit 4-Zylindern, 95 PS und 127 Nm, in allen Belangen überlegen.
Dank Turbolader und variabler Ventilsteuerung legt der EcoBoost-Motor schon ab 1.500 Umdrehungen sein Spitzendrehmoment an, der Sauger im Fiat wartet damit hingegen bis die Nadel des Drehzahlmessers bei 4.500 Touren angelangt ist. Das Resultat ist wenig überraschend: Der Direkteinspritzer aus dem Hause Ford beschleunigt nicht nur schneller, er zieht besser durch – im 5.Gang von 80 auf 120 km/h in 14 statt in 20 Sekunden -, ist leiser; und verbraucht weniger Sprit.
In unserem Test gab sich Fords EcoBooster mit 7,3 Litern zufrieden, während der Sauger im 500L 7,7 Liter auf 100 km verbrannte (bei den Werksangaben fällt die Differenz mit 4,9 zu 6,2 Litern noch drastischer aus).
Handling
Mehr Schwung zeigt der B-Max auch beim Ritt über die Landstraßen. Hier brilliert Fords Kompakt-Van mit seiner sensiblen Lenkung und dem straff gefederten Fahrwerk. Aber auch in der Stadt weiß er zu überzeugen, da er dank seiner schlanken Abmessungen selbst in enge Parklücken passt.
Im den Ballungszentren fühlt sich auch der Fiat 500L wohl, der im leichtgängigen City-Modus der Servo mühelos durch den Stadtverkehr tanzt. Über Land fehlt es dem kleinen Turiner jedoch an Agilität, dafür punktet er mit komfortabler Federung und neutralem Fahrverhalten.
Beim Bremstest nehmen sich die beiden Mini-Transporter dann nichts. Mit jeweils vier Scheibenbremsen ausgestattet stoppen sie aus Tempo 100 in knapp 36 Metern, im Nassen benötigen sie 10 Meter mehr.
Verarbeitung und Preis
Im Innenraum hat wieder der rassige Italiener die Nase vorn. Der 500L ist modern möbliert und solide verarbeitet – und er weiß insbesondere durch seine intuitive Bedienung und eine ausgezeichnete Übersichtlichkeit zu gefallen. Im B-Max sind Verarbeitung bzw. Qualität nicht ganz so hochwertig wie im Fiat 500L; und die Bedienung braucht mehr Zeit zur Eingewöhnung.
Geschlagen geben muss sich der Ford zu guter Letzt auch beim Preis. Der B-Max 1.0 EcoBoost Titanium kostet nämlich im Grundpreis um rund 1.500 Euro mehr als der Fiat 500L 1.4 16V Pop Star. (nau)
Erst vor einigen Monaten haben wir einen Einzeltest zum Ford B-Max veröffentlicht. Schon dort beschrieben wir unsere Eindrücke des Familienvans.