Dacia Duster, Mini Countryman, Skoda Yeti, Suzuki SX4 S-Cross Test #1: vier auf einen Streich
Spannung entsteht meist dort, wo Gegensätze aufeinandertreffen. Stimmt diese Theorie, dürfen wir uns auf einen besonders spannenden Test freuen. Denn obwohl die vier Testkandidaten – der Dacia Duster, der Mini Countryman, der Skoda Yeti und der Suzuki SX4 S-Cross – alle zum Lager der kompakten SUVs gehören, könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Im ersten Akt dürfen sich die vier dabei von ihrer praktischen Seite zeigen.
Mini Countryman: der Trendige
Also nichts wie hinein ins spannungsgeladene Testvergnügen, wobei wie gewohnt vor dem Vergnügen die Arbeit kommt. Für uns heißt das: Betriebsanleitungen wälzen, Touchscreen-Menüs erforschen, Probe sitzen, Fondbänke falten und Koffer schlichten. Als ersten wollen wir uns den ältesten Kompakt-SUV im Bunde, den Mini Countryman, vornehmen; wobei alt hier relativ ist, denn der Hipster unter den Testwagen wurde erst 2012 einer Modellpflege unterzogen. Eine weitere ist noch für dieses Jahr angekündigt, wird aber hauptsächlich die Motoren betreffen, sodass wir innen auf jeden Fall up to date sind.
Ob die Innenraum-Architektur allerdings auf der Höhe der Zeit steht, das ist eine andere Frage. Stylish ist sie mit dem großen runden Tempoanzeiger, dem riesigen Multifunktionstacho und den klassischen Mini-Kipphebeln allemal: praktisch aber waren diese Lösungen eigentlich nie. So erschwert der zentrale Rundtacho das Ablesen der Geschwindigkeit anstatt es zu erleichtern – und die zusätzliche Digitalanzeige ist so unglücklich positioniert, dass sie hinterm Volant verschwindet. Hip sein, lernen wir, heißt dem Praktischen wenig Wert beimessen.
Dieser Grundidee dürften die Ingenieure auch bei der Kofferraum-Gestaltung gefolgt sein. Fürs Transportieren von Gepäckstücken eignet sich der Countryman jedenfalls nur bedingt: zum mit 350 bis 1.170 Litern bereits geringsten Stauraumvolumen kommt erschwerend hinzu, dass bei zurückgeschobener Fonbank herkömmliche Koffer im Kofferraum keinen Platz finden. Für seine Insassen hat der Countryman indes mehr Raum übrig, sowohl auf der Rückbank wie im Cockpit. Besonders bequem wird’s dabei mit den fein gepolsterten Ledersitzen, die Mini für 1.450 Euro Aufpreis mitliefert. Bevor es aber allzu gemütlich wird: die Verarbeitungsqualität im Countryman lässt doch etwas zu wünschen übrig.
Dacia Duster: der Geräumige
Derartige Mängel hätten wir dabei eher vom zweiten Testkandidaten erwartet, dem Dacia Duster. Der ist in der Liste um mindestens 8.000 Euro günstiger als die drei Gegenspieler, und irgendwo muss das Geld ja eingespart werden. Beim Laderaum aber ist von derlei Einsparungen noch nichts zu sehen: mit 443 bis 1.604 Litern bietet der Dacia sogar das größte Stauraumvolumen, das außerdem ohne große Verschachtelungen auskommt. Hier und im Innenraum macht es sich bezahlt, dass der Duster ein wenig höher und länger ist als die Konkurrenten.
Im Innenraum wird das großzügige Raumangebot dann jedoch vom mäßigen Sitzkomfort getrübt, der sowohl den vorderen wie hinteren Sitzgelegenheiten eigen ist. Bei der Auspolsterung der Sitze bekommt man die Sparmaßnahmen also erstmals am eigenen Leib zu spüren – und auch bei der Möblierung ist der Sparzwang rundum spür-, greif- und sichtbar. Es regiert einfache, aber solide verarbeitete Hartplastik. Und die Bedienung? Obwohl es dem Duster in der von uns getesteten Topausstattung Prestige an nicht Wesentlichem fehlt (Navi samt Touchscreen, Sitzheizung, Klimaanlage, usw.), merkt man hier, dass Zeit Geld ist. Bei der Anordnung der Schalter, Regler und Verstellhebel dürfte man jedenfalls nicht allzu lange überlegt haben, so schwer wie die meisten von ihnen zu erreichen sind.
Skoda Yeti: der Alleskönner
Wie anders ist da der Eindruck, den der Skoda Yeti bei der ersten Sitzprobe hinterlässt. Bei ihm wirkt jedes Detail wohlüberlegt, die wichtigsten Schalter und Stellhebel liegen dort, wo man sie intuitiv vermutet – und durch das Navi-Menü surfen selbst Nicht-Hawaiianer mit Eleganz und Grazie. Dass das beste Raumangebot und der wohligste Sitzkomfort im Testquartett unser Urteil beeinflusst haben, ist möglich, sogar sehr wahrscheinlich; und redlich verdient. Aber! Auch der Yeti hat seine Mängel, so im Laderaum, der serienmäßig mit einer unangenehm tiefen inneren Ladekante ausgeliefert wird. Für 165 Euro Aufpreis verschwindet sie mit dem variablen Ladeboden jedoch. Weniger ein Mangel, dafür aber eine Überraschung ist die Tatsache, dass der Yeti nicht den größten Kofferraum im Test hat. Mit 405 bis 1.580 Litern sind aber Ladeengpässe nicht zu befürchten, vor allem weil bei keinem anderen der Test-SUVs die Rücksitze so einfach und vielfältig den Transporterfordernissen angepasst werden können wie im Yeti.
Suzuki SX4 S-Cross: der Ausgewogene
Der Wechsel in den neuen Suzuki SX4 S-Cross ist diesbezüglich wieder ein Rückschritt, jedoch nur ein kleiner. Der Gepäckraum des Japaners ist mit 430 bis 1.269 Litern zwar nicht überbordend groß, er punktet aber mit einem doppelten Ladeboden, durch den die Ladekante innen bündig abschließt. Unsere Bandscheiben sind davon sehr angetan, der Sitzkomfort im S-Cross reißt sie hingegen zu keinen Jubelstürmen hin. Er ist zwar in den sitzbeheizten und lederbezogenen Stühlen der „Comfort+“-Ausstattung gut, zur Seite hin aber nicht ausgesprochen anhaltend. Irgendwo im Mittelfeld bewegt sich auch der Rest des S-Cross-Interieurs. Die Materialqualität ist eher mittelprächtig, dafür aber ist die Bedienung eingängig und die Klimaautomatik serienmäßig. Mit der von uns getesteten „Comfort+“-Linie enteilt der SX4 dann aber jeglichem Mittelmaß: Navi, Panorama-Glasschiebedach, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Alu-Felgen, Einparkhilfe mit Radar und Kamera, et cetera, et cetera. So sieht Luxus aus.
Zwischenfazit I: Der Mini Countryman setzt optisch die Trends, hinsichtlich Platzangebot und Bedienung hinkt er allerdings hinterher. Der Dacia Duster überrascht mit dem größten Kofferraum und einer ansprechenden Verarbeitung, der Suzuki SX4 S-Cross mit einer besonders üppigen Sonderausstattung. Und der Skoda Yeti? Er zeigt den Konkurrenten bisher, was ein kompakter SUV an praktischen Qualitäten mitbringen muss. Ob diese dem Yeti motorisch und fahrerisch Paroli bieten können, testen wir im zweiten Akt.