Cupra Formentor: Test, Varianten, Preise, Daten
Als Cupra vor ziemlich genau drei Jahren seine Eigenständigkeit als Automobilmarke verkündete, gab es viele Ziele, von denen der Cupra Formentor ein wichtiger Meilenstein darstellt. Denn dieses SUV ist das erste eigenständige Fahrzeug der Marke und grenzt sich optisch deutlich stärker von den Fahrzeugen der SEAT-Mutter ab.
Bei Cupra Ateca und Cupra Leon sind es nicht allein die Modellbezeichnungen, die klare Seat-DNA offenbaren, denn auch optisch verleugnen die beiden keineswegs ihren Ursprung. Der Cupra Formentor, der erstmals als Konzeptfahrzeug auf dem Genfer Autosalon 2019 gezeigt wurde und den wir während eines Erstkontakts mit dem Cupra Ateca auch zum ersten Mal über das Blechkleid streicheln durften, geht einen neuen Weg, grenzt sich deutlich ab und zeigt stolz seinen eigenen Charakter.
Strenger Blick und viel Eigenständigkeit – Der Formentor mit seiner respekteinflößenden Front.
Inhalte des Testberichts zum Cupra Formentor:
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Cupra Formentor VZ 5 Review | Fahrbericht | Test mit Jessi von thecarcrashreview
Exterieur vom Cupra Formentor
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg oder in diesem Fall als Resultat ein überaus hübsches Crossover, der es optisch problemlos mit einem Audi RS Q3 Sportback aufnehmen kann. Die Freude unserer Redakteure war nämlich überaus groß, als ersichtlich wurde, dass das ehemalige Konzeptfahrzeug fast genauso in die Serienreife übernommen wurde. Das ist alles andere als selbstverständlich und die Vorfreude auf ein Serienfahrzeug wich bei der Mehrzahl solcher nicht selten der Enttäuschung. Nicht so bei diesem Auto.
Insgesamt zeigt sich das Sport Utility Vehicle sehr dynamisch, besitzt eine elegant strukturierte Linienführung, welche über ausgeklügelte Falze und Kurven in jede Ecke der Karosserie eine stets gut abgestimmte Portion Eleganz transportiert. Die Front wirkt grundsätzlich eigenständig mit einer augenscheinlichen Dosis Temperament. Lediglich die Leuchteinheiten geben insbesondere Kennern Hinweise auf die Zugehörigkeit zu Seat. Nichtsdestotrotz zeigt sich der Cupra Formentor mit einer ziemlich martialischen und schön düster aussehenden Front seinen Betrachtern.
Die Seitenlinie inklusive X-artiger Zusammenführung des Daches mit der Karosserie in der C-Säule.
Die Seitenperspektive offenbart eine angenehm ansteigende Gürtellinie mit nach hinten schmal zulaufender Fensterpartie, was den Crossover-Eindruck abermals unterstreicht. Aerodynamische Notwendigkeiten lassen sich hierbei stets erahnen. Am Heck wartet der Cupra Formentor mit einer aufmerksamkeitsstarken, durchgehenden LED-Leiste auf, die in ihrer Form an die des Seat Leon erinnert, jedoch in der Gesamtansicht ebenso viel Eigenständigkeit verströmt.
Flächenillumination – Durchgehende Rückleuchten und vier Endrohre dominieren das Heck.
Zum sportlichen Charakter passend zeigt die Abgasanlage gleich vier Rohre als extrovertierte Endung, mit denen ein sehnsuchtsartiger Vorgeschmack in Richtung „Fahren will“ generiert wird.
Cupra Formentor Interieur: Mach dein eigenes Ding
Der Innenraum verströmt eine angenehme und zugleich temperamentvolle Atmosphäre, die sich gekonnt und in vielen Details von der Marke Seat abgrenzen kann. Eine Vielzahl an kupferfarbenen Akzenten ziehen sich durch das gesamte Interieur und verleihen dem Formentor die ganz eigene, typische Cupra-Note.
Copperfield is everywhere – Viele Akzente im Farbton Kupfer finden sich außen und auch innen.
Das Lenkrad liegt gut in der Hand und ist ebenso gut gepolstert. Richtig cool: Die beiden großen Tasten – einmal zum Start des Motors und zum anderen für die Wahl des jeweiligen Fahrmodus – erinnern durchaus ein klein wenig an die italienische Marke mit dem Pferd im Logo.
Das volldigitale Cockpit hat hier einen geschärften Look bekommen. Messerscharfe Zahlen und Skalen sind die Folge, wobei die Ansichten mannigfaltig sind und eine Heerschar an Informationen für den Fahrer bieten.
Der Zentralbildschirm ist mit seinen zwölf Zoll für VAG-Verhältnisse fast als riesig zu bezeichnen und bestens ablesbar. Lediglich die Bedienung ist nicht immer intuitiv – aber damit steht der Formentor in der Riege der VAG-Infotainmentanbieter nicht alleine. Die Sitzposition ist in diesem Crossover deutlich tiefer als in einem Cupra Ateca – das liegt unter anderem auch daran, dass der Cupra Formentor zehn Zentimeter niedriger ist als dieser.
Ernten jede Menge Lob: Die Integral-Sportsitze bieten Komfort und Halt auf hohem Niveau.
Großes Kino: Die vorderen Sportsitze mit einer ergonomisch bestens verteilten Polsterung, die nicht nur als komfortabel erscheint, sondern Fahrer und Beifahrer auch längere Strecken stressfrei absolvieren lassen. Der Seitenhalt ist dabei gut ausgeprägt und gäbe es hier noch eine verstellbare Oberschenkelauflage, wäre die Note eins absolut verdient.
Platztechnisch gliedert sich der Cupra Formentor etwas unterhalb des Ateca ein. Im Fond wird es entsprechend etwas enger, aber dennoch können vier Personen adäquat auf Reisen gehen – und dies, ohne auf allzu viel Kopf- oder Beinfreiheit verzichten zu müssen.
Der Kofferraum bietet mit 420 Litern zwar 65 Liter weniger als der des Cupra Ateca, doch sofern man nicht vorher einen Touareg gefahren ist, sollte dies für so gut wie jede alltägliche Herausforderung genügen. Maximiert sind es übrigens 1.475 Liter – 104 weniger als beim Ateca.
Motor und Fahreigenschaften – mit großem „S“ im SUV
Der 2.0 TSI ist als aufgeladener Reihenvierzylinder-Benzinmotor enorm kraftvoll und bietet 310 muntere Pferdchen, die dem Spanier ein gehöriges Feuer unter dem Hintern entfachen können. Mit einer hellwachen Reaktionsfreude, die dem eines Toreros entstammen könnte, wird jeder Gasbefehl enthusiastisch in Vortrieb umgewandelt – das „S“ für Sport des Modellkürzel SUV wird hier klar großgeschrieben.
Der kräftige 2.0 TSI aus dem VAG-Regal wurde nochmals optimiert – vor allem beim Verbrauch.
Die 400 Newtonmeter maximales Drehmoment stehen ab 2.000 Touren bereit und lassen den Formentor mit Vehemenz beschleunigen. Die Schaltgewalt obliegt einem Doppelkupplungsgetriebe, welches hier einen wirklich guten Job macht und mittels sieben Stufen die Kraft stets sehr passend übersetzt.
Dank Allradantrieb bleibt die Verlustrate durch Traktionsabriss nahezu vernachlässigbar, es sei denn, man provoziert ebendiese. Denn dank einer vor allem im Fahrprogramm Cupra leichten Heckbetonung darf das Kompakt-SUV mit entsprechendem Nachdruck auch den einen oder anderen kleinen Drift absolvieren. Kurven mag das Crossover sehr – hier spürt man auch einen niedrigeren Schwerpunkt, der Scheitelpunkte von Kurven mit deutlich mehr Vehemenz durchfahren lässt als ein ja nicht gerade braver Cupra Ateca Abt es vermag.
Fünf Fahrmodi, neben Sport und Cupra gibt’s sogar ein Offroadprogramm.
Apropos Fahrprogramme: Insgesamt fünf Fahrmodi stehen zur Wahl – „Comfort“ und „Sport“ sind selbsterklärend. „Cupra“ ist eine nochmals geschärfte Sportvariante und „Individual“ lässt sich in diversen Optionen frei konfigurieren. Der fünfte Modus ist das Offroadprogramm. Wir waren erstaunt, dass diese Geländelimousine als Sportgerät dieses Programm vorweisen konnte. Doch mehr als leichtes Gelände sollte man aufgrund der nicht übermäßigen Bodenfreiheit lieber nicht austesten. Doch einer ambitionierten Fahrt über Wald- und Feldwege steht dadurch nichts im Wege.
Die Fahrwerksabstimmung und das damit einhergehende Fahrverhalten weisen dank DCC eine spürbare Spreizung auf – aber der Grundcharakter bleibt in allen Fahrmodi sportlich orientiert. Im Grenzbereich neigt der Formentor dann doch eher zum Untersteuern – daran ändert auch das heckbetonte Allradsystem nichts – hier wäre abstimmungstechnisch noch Luft nach oben. So wie er aktuell ist, bleibt er allerdings auch leichter zu beherrschen.
One in Four – Alle Endrohre sind aktiv; der Sound könnte aus unserer Sicht vordergründiger sein.
Die Lenkung zeigte sich spitz und direkt, könnte aber aus unserer Sicht in den Sportmodi noch einen Hauch schärfer reagieren. Gleiches gilt für das Fahrverhalten im Cupra-Modus, dessen Charakteristik noch zu stark dem des Sport-Modus ähnelt. Da es sich bei unserem Testwagen noch um ein Vorserienfahrzeug handelt, könnte es jedoch gut sein, dass bei den Serienfahrzeugen noch nachgebessert wird beziehungsweise bereits wurde.
Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 gelingt im Crossover in knapp unter fünf Sekunden und der Vortrieb ist bei 250 km/h beendet. Beides haben wir ausprobiert und können es bestätigen.
Mit rund 4,45 Meter ist der Cupra ausreichend kompakt für urbane Gefilde und lässt sich auch dort überraschend gut manövrieren. Hier belässt er es akustisch übrigens auch bei einem verhaltenen Knurren und nur bei drangsaliertem Gaspedal auch mal leichtem Bellen, was die Aufmerksamkeit von Passanten und anderen Verkehrsteilnehmern in Grenzen hält. Wir hätten uns zumindest im Cupra-Modus allerdings etwas mehr Euphorie aus den Endrohren gewünscht.
Gut im Geschäft – Wer das SUV artgerecht bewegt, sollte die Brembos mitbestellen.
Die optional angebotenen Sport-Bremsen sind mit 2.320 Euro die teuerste Sonderausstattung des Cupra und aus Sicht der Redaktion für Sportfahrer die erste Wahl. Nur Fahrer, die meist nur innerorts unterwegs sind und die 310 PS so gut wie nie abrufen, können darauf verzichten – gibt es überhaupt jemanden, der mit diesem Fahrstil einen Formentor kauft? Wie dem auch sei, in jedem Fall sei allen anderen das Kreuzchen auf der Ausstattungsliste angeraten.
Beim Verbrauch des Formentors haben wir ähnlich exorbitante Werte erwartet wie beim Ateca. Doch wir wurden eines Besseren belehrt. Zwar war er der Leistung entsprechend immer noch höher als bei „herkömmlichen“ Crossover-SUVs, aber noch weit von den Werten eines Cupra Ateca (ABT) entfernt – insbesondere bei Vollgasorgien.
Sahnehäubchen – Nur 6,7 Liter benötigte der Formentor auf der Sparrunde.
Im Drittelmix ermittelten wir 9,2 Liter auf 100 Kilometer – bereits hier ist das knapp ein Liter weniger als beim Ateca. Noch deutlicher wurde es bei Vollgasfahrten über die freie nächtliche Autobahn, die mit gut 14 Litern einhergingen und gegenüber dem Ateca vier Liter und mehr einsparen ließen. Die Sparrunde durchfuhr der Formentor mit einem Schnitt von nur 6,7 Litern – satte zwei Liter weniger als im Ateca.
Ausstattung, Technik und Komfort
Der Cupra Formentor besitzt eine sehr umfangreiche Serienausstattung und eine gut sortierte Erweiterung mit sinnvollen Extras, von denen wir die wichtigsten Punkte näher beleuchten möchten.
So dynamisch wie das Fahrzeug selbst erwies sich der Klang aus der Beats Audio Soundanlage für 555 Euro extra, welche mit einer leicht bassbetonten und ansonsten warmen Klangcharakteristik für die musikalische Untermalung sorgt. Der DAB+ Empfang erwies sich zudem als sehr gut – Aussetzer gab es auf der für diesen Test benutzten empfangsschwachen Strecke nur sehr wenige.
Für eine tolle Atmosphäre sorgt eine Ambientebeleuchtung, die sich auch komplett quer durch den Armaturenbereich zieht. Diese findet sich auch im Leon und kann auch da für diese angenehme Stimmungsbildung sorgen.
Die Voll-LED-Scheinwerfer erlauben auch bei Dunkelheit schnelle Fahrten, denn sowohl Reichweite als auch die Größe des Lichtkegels befürworten dieses Unterfangen. Eine homogene Ausleuchtung ist dabei vollumfänglich gegeben.
Der Fahrersitz besitzt für 700 Euro extra eine elektrische Einstellmöglichkeit und durch die inkludierte Sitzmemory können Positionen mehrerer Fahrer verewigt und per Knopfdruck aufgerufen werden. Leder kostet nochmals 1.545 Euro und ein Panoramaglasdach 1.340 Euro Aufpreis.
Für gut 500 Euro gibt es eine elektrische Heckklappe, die leise sowie schnell öffnet und schließt. Die Sitzheizungen sowie die Lenkradheizung erwärmen ihre Aufgabengebiete sehr zügig und ohne „blinde Stellen“. Die 3-Zonen-Klimaautomatik ist ab Werk dabei und arbeitet zuverlässig und zügig, ohne dabei für ein Übermaß an Zugluft zu sorgen.
Varianten und Preise des Cupra Formentor
Das bildschöne Crossover-SUV gibt es mittlerweile in vier Motorisierungen:
- Formentor VZ 2.0 TSI 4Drive: Der hier getestete Klassiker mit seinen 310 PS kam zuerst und wird ab 45.050 Euro angeboten, besitzt serienmäßig Allrad und ein 7-Gang-DSG
- Formentor VZ 1.4 e-HYBRID: Als PHEV leistet das Crossover seit Januar dieses Jahres 245 PS Systemleistung und wird ab 43.230 Euro immer mit einem 6-Gang-DSG und Frontantrieb angeboten
- Formentor 1.5 TSI: Mit 150 PS stellt diese Variante handgeschaltet zugleich den Einstieg in die Welt des Crossover-SUVs dar und ist ab 31.490 Euro zu haben. Mit 7-Gang-DSG sind 1.800 Euro mehr fällig – Frontantrieb gilt als gesetzt
- Formentor VZ5 2.5 TFSI: Als Flaggschiff erschien das Crossover soeben mit einem aufgeladenen und 390 PS starken 2.5-Liter Fünfzylinder, auf den man sehr gespannt sein darf. Der Preis steht noch nicht fest, wohl aber der permanente Allradantrieb 4Drive, das 7-Gang-DSG und als wichtigster Punkt: Es wird nur 7.000 Exemplare geben.
Cupra Formentor Fazit: Der sportliche Individualist
Der Cupra Formentor VZ konnte sich in unserem Test als potentes Crossover-SUV mit dem gewissen Extra behaupten. Dabei spielt er gewissermaßen in einer neuen Liga – optisch und preislich.
Nicht nur Konkurrenten wie ein BMW X2 M35i oder ein Audi RS Q3 Sportback sondern auch ein VW T-Roc R sind signifikant teurer. Selbst vollausgestattet – mit Panorama-Glasdach, Brembo-Bremsen und Mattlackierung – kommt die spanische 310-PS-Rakete kaum über 55.000 Euro. Das ist eine echte Kampfansage.
Hinzu kommt der insgesamt gesehen gutmütige und nicht omnipräsent hitzige Charakter des Cupra, welcher ihn auch im Alltag gut beherrschbar macht. Noch besitzt der temperamentvolle Spanier einen Exotenstatus, doch das könnte sich bald ändern. Denn insbesondere in Deutschland sind gut motorisierte Crossover-SUVs äußerst beliebt und die Ankündigung des Fünfzylinders könnte hier dem ohnehin großen Interessenfeuer nochmals eine gehörige Portion Benzin zuführen.
Technische Daten: Cupra Formentor VZ 2.0 TSI
- Farbe: Magnetic Grau Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,45 x 1,84 (2,00 mit Außenspiegeln) x 1,51
- Radstand (mm): 2.680
- Antrieb: Reihenvierzylinder Ottomotor mit Turbolader und OPF
- Leistung: 228 kW (310 PS) bei 5.450 bis 6.500 rpm
- Drehmoment: 400 Nm bei 2.000 bis 5.450 rpm
- Hubraum: 1.984 ccm
- Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG
- Antriebsart: Allrad 4Drive
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 8,5 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (im Test): 9,2 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 193 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,9 Sekunden
- Wendekreis (m): 10,7
- Bodenfreiheit (mm): k. A.
- Kofferraumvolumen (l): 420 bis 1.475
- Leergewicht (kg): 1.644
- Zuladung (kg): 496
- Tankinhalt (l): 55
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: ca. 51.000 Euro (Einstiegspreis ab 45.050 Euro)