BMW X5 vs. Porsche Cayenne: Luxusduell im Gelände
Wer heute noch aus der immer breiter werdenden SUV-Masse hervorstechen will, der hat es nicht einfach. Doch es gibt sie noch, die exklusiven Schlösser unter all den kleinen und mittelgroßen SUV-Burgen. Einer, der noch Exklusivität für sich beanspruchen kann, ist der BMW X5, der seit einigen Monaten in der dritten Generation unterwegs ist. In unserem Test trifft er den Porsche Cayenne, einen zweiten luxuriösen Vertreter der Gattung Geländelimousine.
X5 – der Windschlüpfrige
Zunächst wollen wir uns dem jüngsten Spross der X5-Familie zuwenden. Sieben Jahre haben sich die Bayrischen Motoren Werke Zeit genommen, um die hochwohlgeborene Geländelimousine von Grund auf zu erneuern. Und im Laufe dieser Zeit hat sich auch so manche Neuerung angesammelt. An der Front prangt zum Beispiel eine steilere und breitere BMW-Niere und an der Seite trägt der X5 jetzt zwei neue Blechkanten, die dem X5 noch mehr Charakter verleihen sollen und deshalb auch Charakterlinien genannt werden. Die Designänderungen sind aber nicht nur optischer, sondern auch funktionaler Natur. So haben etwa die Luftkanäle in den vorderen Kotflügeln die Aufgabe, die Luftströmung möglichst effizient umzuleiten. Damit soll der bei SUVs bekanntermaßen miserable Luftwiderstand verbessert werden – und wie der cW-Wert von 0,31 beweist, ist das BMW auch gelungen: unter den SUV-Schlössern ist damit keines windschlüpfriger als der neue BMW X5.
Luxuriös auf Abwegen
Apropos Schloss: Der etwas weit hergeholte Schlossvergleich wird beim Betrachten des Innenraums endlich von der Realität eingeholt, denn im neuen X5 ist der Luxus zu Hause. Ein Soundsystem von Bang & Olufsen verwöhnt das Ohr der Passagiere, ein radargesteuerter Stauhelfer entlastet den Lenker im Stadtverkehr (bis 40 km/h) vom mühsamen Anfahren und Abbremsen – und der zentrale i-drive-Knopf öffnet die überquellende Fülle der Edelassistenzsysteme, die wir auch aus dem Siebener-BMW kennen. Bei aller technischen Raffinesse bleibt im Innenraum aber auch Raum für handfeste Vorzüge: So gibt es nicht nur für Fahrer- und Beifahrer ein großzügiges Platzangebot, sondern auch für die Passagiere auf der bequemen Rückbank. Hinter dieser versteckt sich dann das nicht gerade mickrige Kofferraumabteil. Es fasst 650 bis 1870 Liter Gepäck und ist über die zweigeteilte, motorbetriebene Heckklappe besonders einfach zu befüllen.
Jetzt ist es aber Zeit, einen Blick in den Porsche Cayenne zu werfen, der seit Sommer 2010 in zweiter Generation alle möglichen Sinne betört. Natürlich fehlt es dem Cayenne dabei nicht an Luxus, der ist aber – und wie könnte es bei Porsche anders sein – viel stärker auf Sportwagen getrimmt: auffälligstes Beispiel ist der zentral in der Instrumententafel angebrachte Drehzahlmesser. Obwohl sich der Innenraum also betont sportlich gibt, bietet er seinen Insassen jede Menge Komfort und Platz. Dieser ist im Fond zwar nicht ganz so üppig wie im X5, dafür sitzt man auf der Rückbank, in der jeder Sitzplatz wie ein Einzelsitz ausgeführt ist, noch bequemer. Und der Kofferraum? Er schluckt 670 bis 1780 Liter, was auch für mehr als die Golfausrüstung reichen sollte.
Kräftig, kräftiger, Cayenne
Wo der Luxus zu Hause ist, da fehlt es nicht an Auswahl – und so ist das auch bei den Motoren. Unter ihnen gibt es zunächst einige monströse Benziner, allen voran der Turbo S des Porsche Cayenne: er ist seit Februar 2013 auf dem Markt und extrahiert aus 8 Zylindern fürstliche 550 PS und kurfürstliche 750 Nm Drehmoment. Damit sprintet sogar ein mehr als 2 Tonnen schweres SUV in 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h – auch wenn sich das wohl nicht annähernd so beeindruckend liest wie es sich anfühlt. Wer auch im neuen X5 ähnliches verspüren will, der muss sich noch bis zur Auslieferung des X5 M gedulden. Derzeit ist der stärkste Ottomotor der 50i, der “nur” 450 PS bzw. 650 Nm Drehmoment produziert. Der Standardsprint dauert so auch fast unerträglich lange, nämlich exakt 5 Sekunden.
In Europa und insbesondere in Deutschland aber bei Weitem beliebter als die Benzinkeiler sind die Dieselmotoren. Beim X5 war bisher der xDrive 30d der Verkaufsschlager: Er hat jetzt 258 PS und 560 Nm Spitzendrehmoment, was zu einer Beschleunigung auf Tempo 100 in weniger als 7 Sekunden und zu einem Testverbrauch deutlich unter 9 Litern reicht – auch so kann man beeindrucken.
Fazit: Die beiden Edel-SUVs interpretieren das Thema Luxus-Geländelimousine recht verschieden. Der neue X5 ist dank verbessertem Federungskomfort, aufgerüsteter Assistenz-Armada und gedämpften Fahrgeräuschen der komfortablere der beiden; und er ist mit Preisen ab 47.546 Euro auch deutlich günstiger. Der Porsche Cayenne ist der Sportwagen unter den SUVs: nicht ganz so komfortabel, aber dafür umso agiler. Zu kaufen gibt es diese Mischung ab 57.211 Euro. (nau)