Range Rover Sport 3.0 Liter Diesel im Test: Würdiger Nachfolger?
Das Facelift steht dem Range Rover Sport gut. Die Überarbeitungen im Innenraum ebenso. Aber kann der neue 3,0 Liter-Biturbo-Diesel des Range Rover Sport SE 3.0 SDV6 den nicht mehr im Angebot befindlichen 3,6 Liter-V8-Diesel würdig ersetzen?
Schnellst mögliches Testurteil: Er kann. Der kraftvolle Verband aus V6-Diesel und Allradantrieb und die lässige Elastizität des Biturbo stehen dem Range Rover Sport so passend wie das an der Front- und Heckpartie markant wirkende Facelift der Karosse. Als idealer Schaltstufenjongleur erweist sich erneut die Achtgang-Automatik von ZF (die hat auch BMW). Vonwegen der Sechszylinder ist nur ein Antrieb für die, die sich einen V8 nicht leisten können: Die 600 Newtonmeter maximales Drehmoment, die schon bei 2.000 U/min anliegen, sprechen eine andere Sprache. Die selbst beim Kaltstart noch eine hintergründige bleibt. Der stärkste V6-Diesel weiß formal und tonal zu überzeugen wie der V8-Diesel damals. Angesichts fast allzeit bulligem Mumm wirken die Schaltwippen am Lenkrad: deplatziert.
Und der Verbrauch? Der Range Rover Sport TDV8 leistet mit 272 PS zwar 16 PS mehr als der aktuelle 3.0 SDV6, bei etwas üppigerem Drehmoment (640 Nm), aber er genehmigt sich mit 12,9 Litern Diesel im Test auch erheblich mehr. Kann man auch vom letzten verbliebenen V8-Triebwerk, dem tief grollenden 5,0 Liter-V8-Kompressor behaupten: Der goss sich im Test, völlig befreit von allen Trinksitten, mal eben 16,8 Liter Super ein.
Im Range Rover SE 3.0 SDV6 reicht der 84 Liter-Tank immerhin für 700 km. Anders herum formuliert: Ein 256 PS starker und 2.535 kg schwerer SUV schluckt heute in manchen Momenten soviel, wie ein 41 PS und 800 Kilo leichter Suzuki LJ damals in den 1980ern soff: 10,4 Liter Diesel (Testverbrauch).
Unzeitgemäß zu schwer ist der britische SUV immer noch, aber gar nicht sperrig. Mit 4,78 Meter Länge passt er auch in engere Parklücken. Die gehen relativ easy von der Hand. Dank hoher Scheiben, klarer Karosserieabschlüsse und der Servolenkung. Die verbleibende Annährung an die Mitparker erledigt sich rasch mit der akustischen Parkhilfe und der Rückfahrkamera.
Elegant oben herum, rustikal unten herum. Fangobäder mit mehr Stil gehen kaum. Der kleine Range Rover bleibt, was er war: nicht modisch, nicht protzig, präsent, aber dezent, wohl der eleganteste Vertreter seiner Art. Das heißt aber eben nicht, dass es nicht auch richtig schmutzig zugehen darf. Davon zeugen die dicken Gummimatten, das „Terrain-Response“ und das Ersatzrad unter dem Kofferraumboden für garantiert dreckige Hände. Der Nachname „Sport“ steht weiterhin nicht für Sportfahren, sondern einfach nur dafür, dass der hohe Range gelenk und mit weniger Wanken und weichen Knien als der größere Range Rover die Kurve pariert. Der Komfort hat klar Priorität. Und den leistet nicht nur die 50er-Gummiauflage der 255/50 R19 im neuen Räderdesign souverän.
Auch das Auge genießt mehr als vor der Überarbeitung. Der Innenraum wirkt mit halbmatten Applikationen (auf der Mittelkonsole, um die „Terrain Response“-Einheit, um Luftdüsen und Türgriffe) gediegener. Der runde Wahlhebel der Automatik schwebt so futuresk aus der Mittelkonsole wie in Jaguars XF und XJ. Die kluge Allrad- und Schlupfverwaltung „Terrain Response“ ist nun ein reines Schalterensemble. Harman/Kardon beweist erneut: SUVs sind, so vollwertig wie hier beschallt, die besten Konzertsäle. Dazu im Innenraum lichte und geräumig und darüber hinaus maximal variabel (Kofferabteil: 450 bis 2.013 Liter). Nachteile? Der Range Rover Sport kam schon ab Geburt fast perfekt elegant auf diese Welt. Daran hat sich mit dem neuen Dreiliter-Biturbo-Diesel nichts grundlegend geändert. Er ist ein würdiger Nachfolger des V8-Diesels. Aber das stand ja schon am Anfang. (le)