Kia Optima Test: gut, besser, Optima?
In der dritten Generation hat die Mittelklasse-Limousine des koreanischen Automobilkonzerns Kia den alten Namen Magentis abgelegt und die neue Bezeichnung Optima angenommen. Doch nicht nur der Name, auch das Auftreten des Südkoreaners ist neu, schlicht moderner und lebendiger geworden. Ob der Kia Optima diesen Eindruck auch auf der Straße bestätigen kann?
Kia Optima – preisgekrönt geformt
Ende des 20. Jahrhunderts war das Stufenheck die dominierende Wagenform. In Mitteleuropa ist der Knick im Heck mittlerweile aber ganz aus der Mode gekommen. Mit dem neuen Optima zeigt Kia jetzt jedoch: eine Stufe muss keineswegs langweilig und veraltet wirken.
So kommt die Seitenansicht mit der ausgeprägten, aufstrebenden Schulterlinie, den zusätzlichen kleinen Seitenfenstern vor der C-Säule und den tief in die Seitenfläche hineinreichenden Front- und Heckleuchten besonders schwungvoll daher. Und die markante Front mit dem neuen Kühlergrill und dem wabenförmigen Gitter gibt dem Optima einen unverwechselbaren Charme.
Die Fachwelt ist von diesem Charme begeistert, wie etwa die Verleihung des „red dot“ oder des „iF product design award“ zeigen. Und wir wollen uns den preisenden Urteilen anschließen.
Im Alltag zählen dann Designpreise aber wenig, da zählt vor allem die Praxistauglichkeit der Wagenform. Beim Kia Optima ist diese mit 4.845 Millimetern Länge, 1.830 Millimetern Breite und einem Radstand von 2.795 Millimetern sehr großzügig ausgefallen, was die Passagiere freut: denn im Optima bleibet das Wort Platzmangel ein Fremdwort.
Mängel bestehen allerdings in zwei anderen Bereichen: Zum einen ist der Kofferraum mit seinen nicht weiter ausbaufähigen 505 Litern relativ klein (ein unvermeidbarer Nachteil des Stufenheck-Konzepts). Und zum anderen schränken die starken C-Säulen und das ausladende Heck die Sicht nach hinten merklich ein – eine Einschränkung, die selbst geübte Einparker gelegentlich wie Anfänger aussehen lässt.
Optima – üppig ausgestattet
Bei der Innenraumverarbeitung und der Ausstattung suchen wir Macken dann aber wieder vergeblich. Die Ledersitze sind bequem gepolstert, die Mittelkonsole ist aufgeräumt und geschmackvoll verziert – und die Ausstattung bereits in der Basis-Version mit Klimaautomatik und Audiosystem mit CD- und MP3-Player sehr umfangreich. In der Topausstattungslinie Spirit kommen hier unter anderem noch eine Rückfahrkamera, Xenon-Scheinwerfer und ein Navi samt Soundsystem hinzu.
Spartanisch motorisiert
So üppig bestückt der Kia Optima bei der Ausstattung auch ist, so karg nimmt sich dagegen das Motorensortiment aus. Jeweils nur ein Diesel- und ein Benzinaggregat stehen zur Wahl, im Herbst 2012 hat sich zu ihnen noch ein Hybridmotor gesellt.
Der recht raue Turbodiesel hat 136 PS, 325 Nm Spitzendrehmoment – und nicht gerade viel Temperament. Die 10,6 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h gehen zwar in Ordnung, der Diesel beschleunigt den Optima aber nicht gerade sanftmütig und eben so wenig elastisch. Mit 7,3 Litern Testverbrauch zeigt sich der Selbstzünder aber wenigstens von der genügsamen Seite.
Der 2 Liter Ottomotor mit variablem Hub fährt sich mit seinen 165 PS und 196 Nm Drehmoment ein wenig lebendiger. Er schafft es immerhin in weniger als 10 Sekunden von 0 auf 100, gönnt sich dafür allerdings auch mehr Kraftstoff: den NEFZ-Verbrauch von 7,0 Litern konnten wir im Test bspw. bei Weitem nicht erreichen.
Der Frischling unter den Optima-Antrieben ist der neue Hybrid-Motor, der 2.0 CVVT. Für das Hybridaggregat haben die Ingenieure einen Benziner mit 150 PS und 180 Nm und einen 40 PS starken Elektromotor kombiniert, dessen Drehmoment von 205 Nm zwischen 0 und 1.400 Touren abrufbar ist. Das Gesamtsystem kommt auf 190 PS, wobei der Elektromotor wie gewohnt insbesondere in der Anschubphase gefordert ist: Laut Kia soll er zwar bis zum Tempo von 100 km/h alleine arbeiten; sobald wir in unserem Test aber kräftig aufs Gaspedal drückten, schaltete sich umgehend der Benzinmotor zu. Allerdings tat er das so sanft, dass wir es kaum bemerkten.
In jedem Fall bekommt der Optima durch den Schulterschluss von Elektro- und Benzinmotor bei stark reduziertem Verbrauch (5,4 l im Drittelmix) vor allem unten heraus deutlich mehr Dampf.
Kia Optima – sanft gefedert
Ähnlich gemäßigt wie die Motoren ist im neuen Kia Optima schließlich auch das Fahrwerk. Die Federung ist weich und komfortabel, vielleicht sogar etwas zu weich geraten. Denn insgesamt fühlt sich der Optima doch etwas schwammig an, allein die Lenkung gibt durchgehend präzise Rückmeldung.
Resümee: Fahrdynamisch kann der Kia Optima die Verve seiner neuen Optik nicht ganz einlösen. Der Südkoreaner überzeugt aber mit einer reichhaltigen Ausstattung, besonders langer Garantie – und einem für die Mittelklasse untypisch günstigen Preis.