Kia cee’d GT Test: Mehr Emotionen
Kia cee’d GT ist ein sportliches Auto mit wesentlich mehr PS und überarbeitetem Design im Vergleich zur Serienversion. Da lag mein erster Gedanke nahe: „Ein Golf-Jäger“ – Doch spätestens nach den ersten Test-Kilometern wird klar, wir haben es mit einem ganz anderen Auto zu tun. Es ist keine Golf 7 GTI Kopie und auch kein direkter Konkurrent. Bei dem Blick auf das Datenblatt wird das nicht klar, denn in Sachen Leistung nähert man sich dem VW. Auch die sonstigen Werte wie Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung zeigen ein, dass man mit dem GT den Golf GTI jagen will. Darüber hinaus unterbietet man den Kompaktwagen aus Wolfsburg im Preis. Diese Fakten sprechen Bände, doch aufgepasst.
cee’d GT: Mehr Komfort, mehr Emotionen
600 Einheiten möchte Kia vom cee’d GT pro Jahr verkaufen, darunter eine Verteilung von 70% (pro_cee’d GT) und 30% (Fünftürer). Außerdem gibt es die First Edition, ein weltweit limitiertes Sondermodell mit allem Pipapo. Insgesamt 500 Stück gibt es von diesem Sondermodell, darunter 115 in Deutschland. Eine Runde mit dieser Version drehen, konnten wir nicht, dafür hatten wir Spaß mit dem Drei- und Fünftürer. Auf gut ausgearbeiteten Runden in der näheren Umgebung von Frankfurt und dem Taunus musste der GT einen ausführlichen Test bestehen.
Und da steht er vor mir, über 200 PS, sportliches Design und feiner Sound. Ich habe große Lust zu fahren, die Füße kribbeln und Kia erreicht bei mir genau das, was sie beabsichtigt haben. Sie wecken Emotionen. Ich sitze drin, Sitz und Spiegel sind eingestellt, die Route ist ausgewählt und los geht’s. Rauf auf die dreispurige Stadtstraße und schon muss der cee’d GT das erste Mal beweisen, was er kann. Schnelle Spurwechsel müssen her, also brauche ich Leistung und knackige Sprints. Testurteil an dieser Stelle sehr gut. Der Kompakte kommt gut aus dem Quak und beschert mir gleich in den ersten Minuten eine Menge Spaß. Er schafft es, dass man zart in den Sitz gepresst wird und sich sportlich fühlt. Öffnet man mal das Fenster, das bei der Testfahrt aufgrund des Wetters glücklicherweise möglich war, bekommt man den Sound eines sportlichen Autos zu hören. Nicht übertrieben, eher dezent. Im Innenraum bekommt man davon recht wenig mit, was dem ein oder anderen nicht so gefallen dürfte. Doch hier sind wir bei der großen Besonderheit des Kia cee’d GT. In unserem Test zeigte sich, dass man mit viel Leistung dennoch ein hohes Maß an Komfort gewährleisten kann. Der Sitz ist bequem, die Federung recht weich und die Geräusche im Inneren sehr dezent. So macht es Kia möglich mit einem sportlichen Auto auch mal längere Strecken zu fahren. Ein großes Plus im Vergleich zu diversen Konkurrenten.
Qualitativ hochwertiger Kia
Was ebenfalls auffällt, ist, dass wir uns mit einem sehr hochwertigen Fahrzeug zu tun haben. Top-Materialien im Innenraum sowie ein grundsätzlich sehr solides Auftreten. Damit distanziert man sich deutlich von dem teilweise verankerten Kia-Image „günstig = geringe Qualität“. Abgesehen von einer Stelle muss man sich keineswegs vor der großen Konkurrenz verstecken. Diese eine Stelle ist das Lenkrad, gemeint ist nicht die Lenkung, die in unserem Test straff und somit sehr überzeugend war, sondern die Verarbeitung dort. Viele Knöpfe mögen überfordernd wirken, doch nach einigen Stunden mit dem Auto, hat man sich an die meisten schon gewöhnt. Vielmehr ist es hier das Plastik am unteren Bereich, das hier meiner Ansicht nach nicht hingehört. Ein Lenkrad aus einem Guss hätte das Ganze noch hochwertige erscheinen lassen.
Neben den Materialien ist im Innenraum des cee’d GT das Platzangebot wichtig. Soll der GT auch ein Auto für längere Strecken sein, so braucht man genügend Freiheiten. Das bekommen wir dank des langen Radstands geboten. Vorne sollte vor allem im pro_cee’d GT auch Platz für Personen jenseits der 3,990 m sein. Auch hinten ist man mehr als solide, sowohl im Drei- als auch im Fünftürer war die Sitzprobe überzeugend.
Mittlerweile sind wir auf der Autobahn und freien Landstraßen angelangt. Hier zeigen sich weitere Vorteile des cee’d GT. Der Turbo sowie die üppige Leistung machen Spaß. Hohe Geschwindigkeiten meistert der Kia locker und souverän ohne den Eindruck zu vermitteln die Kontrolle zu verlieren. Ein hohes Sicherheitsgefühl sollte somit ebenfalls gewährleistet sein. Einziges Manko sind die etwas zu lang geratenen Schaltwege, an die ich mich allerdings schnell gewöhnt habe. Wenn man weiß wie man den cee’d in der GT-Variante führen muss, macht das Autofahren viel Spaß. Schön zu beobachten, dass man einem Kia so viel gar nicht zutraut, denn einige Audi, BMW und Mercedes-Fahrer schienen sich herausgefordert zu fühlen, wenn man auf der Autobahn mal an ihnen vorbeifährt.
Auch das Design passt, viele rote Akzente und die auffälligen Scheinwerfer und Reflektoren fallen auf. Im Rückspiegel geben sie ein schönes und sportliches Bild ab und auch die Menschen auf den Straßen scheinen gerne den einen oder anderen Blick zu riskieren. Neidische Augen sind also gewiss. Alles in allem hat Kia mit der Erfolgsformel günstige Preise x interessantes Design x leistungsstarker Motor x Komfort ein starkes Auto für die Nische gebaut. Und die so gewünschten Emotionen sind da.
Die Einstiegspreise werden bei 22.990 Euro (pro_cee’d GT) und 24.490 Euro (Fünftürer) liegen. Möchte man den ungeliebten Vergleich zu den Modellen von VW, Ford und Opel heranziehen, so liegen einige Tausend Euro zwischen Kia und den Konkurrenten. Ein weiterer Punkt, der an den cee’d GT geht.
Fazit: Kein Golf-Jäger, sondern ein Komfort-Sportler mit dem gewissen Etwas.
Von Fabian Thomas