Kia ceed 1.4 CVVT Test: Entspannt unterwegs
Was waren das noch für Zeiten, als die normalen Serienfahrzeuge zum größten Teil noch mit 50 oder 60 PS unterwegs waren. Heute fühlt sich ein Fahrzeug mit 100 PS schon fast untermotorisiert schlapper an, dafür sind die alten Zeiten wieder greifbarer.
Zäher Antritt
Vor 20 Jahren würden die 73 kW /100 PS schon in der Nähe eines kleinen Flitzers sein, doch mit 12,8 Sekunden für den Sprint zur 100 Meter-Marke reißt heute keinen mehr vom Hocker. Auch die Realität fühlt sich genauso zäh an. Ist der koreanische Kompakte erst mal am Rollen, flutscht es bis Tempo 160 besser – eine gute Reise-Geschwindigkeit, auch wenn der 1,2 Tonner es bis 182 km/h aushalten würde.
Doch die 100 PS lassen den 4,31 Meter langen ceed eher zwischen 140 und 160 km/h eintrudeln. Dann stehen nach 100 Kilometern Autobahn 8,3 Liter auf der Verbrauchsuhr. Wer sich strikt ans Tempolimit von 120 km/h hält, ist mit 6,8 Litern dabei und ist dann auch eher eins mit dem 1,4 Liter großen Benziner, der hohe Drehzahlen benötigt, um seinen Schwung zu halten.
Wie in der „guten, alten Zeit“
Wer es langsamer angehen lässt, kommt auch der „guten, alten Zeit“ näher – ohne gleich ein Seniorenimage zu erhalten. Denn die langsamere Fahrt mit ihrer eingehenden Entschleunigung hat den Vorteil, dass man zwar etwas später ankommt, aber dafür viel entspannter. Und die Leistung und das Fahrverhalten reichen völlig aus – für jedes Alter.
Vor allem auch, weil der Aufenthalt an Bord auch recht angenehm gestaltet wird – jedenfalls für eine gewisse Zeit. Denn die Sitze geben zwar guten Halt, nach zwei Stunden Fahrt sollten die Knochen trotzdem mal an der Raststätte ausgeschüttelt werden.
Fehlendes Stopp-Start-System
Ansonsten sorgen die Instrumente und Knöpfe für keinen Ärger und sind selbsterklärend und einfach zu bedienen. Das Navigationssystem kostet 1000 Aufpreis, weist dafür rechtzeitig den Weg, was nicht alle machen. Und der Kofferraum befindet sich mit seinem Volumen zwischen 380 und 1318 Litern auf Augenhöhe mit dem VW Golf.
In der Stadt hingegen fehlt dem Benziner eindeutig ein Stopp-Start-System, das in anderen Kia-Modellen bereits existiert. So aber stehen nach 100 Kilometern 7,3 Liter als Verbrauch an, die durch die zahlreichen Aufenthalte an roten Ampel um das ein oder andere Zehntel hätten gedrückt werden können. Doch sind selbst nicht alle Kleinstwagen sparender unterwegs als der Vierzylinder, der in der zweithöchsten Ausstattungsvariante Vision mindestens 17.890 Euro kostet. Damit ist der in Europa gefertigte Golf-Konkurrent zwar kein Schnäppchen, hat aber dank der sieben Jahre Garantie viele Vorteile auf seiner Seite. Und die für heutige Verhältnisse geringe Leistung birgt auch eher Vor- denn Nachteile.
von Thomas Flehmer / in Kooperation mit Automagazin Autogazette