Hyundai i10 Test: kleiner Koreaner groß im Geschäft?
Während die Verkaufszahlen vieler Autohersteller im kriselnden Europa stagnieren oder gar fallen, legt Hyundai seit Jahren zu. Die neue Fassung des i10, des kleinsten Modells im Hyundai-Sortiment, soll dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Ob der Kleine dazu das Zeug hat, klärt unser Test.
Größere Maße und mehr Eleganz
Gehen wir es ganz traditionell, von außen nach innen an. Am neuen Äußeren fällt uns dabei gleich eines auf: der zweite Jahrgang des i10 hat in mehrfacher Hinsicht zugelegt, sowohl in den Ausmaßen wie in der Kunst der Formensprache.
Der Kleinstwagen aus Korea misst jetzt 3,66 Meter in der Länge und 1,66 Meter in der Breite, damit ist er rund 8 Zentimeter länger und gut 6 Zentimeter breiter als der Vorgänger. In der Höhe ist die zweite Generation allerdings um 5 Zentimeter auf 1,54 Meter geschrumpft.
Die neuen Maße hat Hyundai zudem in eine frische Form gepackt, was angesichts des antiquierten Designs des Vorgängers auch notwendig war. Jetzt wirkt der i10 dank seiner profilierten Formen, der tiefen Dachkante, der flachen Frontscheibe und der elegant geschnittenen Scheinwerfer viel moderner.
Trotz des Größenzuwachses ist der i10 aber ein handlicher City-Flitzer geblieben, denn spürbar ist der Zuwachs vor allem dort, wo es zählt, nämlich innen. Hier spendiert der Südkoreaner seinen Gästen erstaunlich viel Platz. Im Cockpit gesellt sich dazu noch ein Paar gut gepolsterter und großer Sitze, die Fahrer und Beifahrer fest im Griff haben.
Auch auf der Rückbank bietet der i10 für Beine und Köpfe viel Spielraum, lediglich seitlich kann es für 3 Passagiere mit gut 1,3 Metern Sitzbreite eng werden. 4 Türen, ein eigener Dreipunktgurt und eine eigene Kopfstütze für den Mittelsitz unterstreichen aber: der Hyundai ist als vollwertiger 5-Sitzer konzipiert.
Viel Stauraum und eine üppige Ausstattung
Dass darunter das Kofferraumvolumen nicht leidet, kommt etwas überraschend – aber es lässt sich nicht leugnen. Durch das Umlegen der im Verhältnis 60 zu 40 geteilten Rücksitzlehne wächst das Volumen von 252 sogar auf 1.046 Liter: ein Spitzenwert in der Kleinstwagenklasse – und ein Ruhekissen für den nächsten hektischen Großeinkauf.
Das Stichwort Großeinkauf umschreibt auch die reichhaltige Ausstattungsliste treffend. Besonders erfreulich ist die breite Armada serienmäßiger Sicherheitsassistenten, angefangen beim Reifendruck-Kontrollsystem (TPMS) über die elektronische Stabilitätskontrolle (ESC) und das fahrdynamische Stabilitätsmanagement (VSM) bis hin zu den 6 Airbags (auch zwei Vorhang-Airbags) und den beiden Isofix-Kindersitzbefestigungen auf der Rückbank.
Ab der Ausstattungslinie Trend gibt es dazu noch Sitzheizung, CD-Radio (mit USB-Steckplatz), Klimaanlage, vier elektrische Fensterheber, eine per Funk bedienbare Zentralverriegelung u.v.a.m. In Anbetracht des Preises ist das eine stolze Liste, wichtiger ist für uns aber, dass sich das alles kinderleicht bedienen lässt und dass das sowohl sauber verarbeitete wie schick eingerichtete Cockpit übersichtlich ist.
Winziger Hubraum, geringer Verbrauch
Jetzt ist es aber Zeit für einen Blick unter die Motorhaube. Dort regiert im Hyundai i10 uneingeschränkt Nicolaus August Otto, wobei dieser zwei Varianten zur Wahl stellt: den 1.0 mit 3 Zylindern, 67 PS und 95 Nm – und den 1.2 mit 4 Zylindern, 87 PS und 121 Nm Drehmoment. Die motorischen Zutaten lassen es aber schon erahnen: atemberaubende Beschleunigungseinlagen sind mit dem i10 nicht möglich, sie sind in seiner urbanen Heimat allerdings auch nicht erwünscht.
Der Einliter-Dreizylinder treibt den Hyundai in den ersten drei Gängen angenehm schnatternd und sogar recht munter voran: 15,2 Sekunden dauert etwa der 100er-Spurt; und der Verbrauch von knapp 6 Litern ist für diese Fahrleistungen angemessen.
Alle, die häufiger auf der Autobahn unterwegs sein werden, sollten den Dreizylinder aber eher meiden, denn er stellt bereits bei 155 km/h das Beschleunigen ein. Der Vierzylinder gibt da mehr her, namentlich 175 km/h Topspeed und 12,3 Sekunden im Standardsprint. Dafür liegt der Verbrauch um rund einen halben Liter höher als beim Dreizylinder.
Gemeinsam ist den beiden Ottomotoren aber die angenehme Geräuschkulisse, die nicht zuletzt der guten Dämmung des i10 zu verdanken ist. Somit steht auch akustisch einem Abstecher auf Autobahnen oder Landstraßen nichts im Wege. Dabei federt der kleine Südkoreaner Fahrbahnunebenheiten gut, wenn auch nicht bravourös ab. Das Fahrverhalten birgt jedoch keine unangenehmen Überraschungen, die Bremsen packen ordentlich zu und das ESP greif bei Bedarf mit Nachdruck ein.
Alles in Allem fanden wir im Test damit keinen Grund, weshalb der neue i10 den Erfolgslauf von Hyundai nicht verlängern sollte. Am Preis wird es sicherlich nicht scheitern, denn der i10 ist schon ab 8.017 Euro zu haben, 5 Jahre Garantie inklusive. (nau)