Grand ist Grand: Test Jeep Grand Cherokee 3.0 CRD
„Grand“ ist nicht immer grande: Wahre Größe zeigt sich nicht allein vor der Hütte – eine Erfahrung, die Jeep Grand Cherokee-Fahrer Jahre lang machen mussten. Das aktuelle Modell setzt hier einen Kontrapunkt: Es wuchs (4 cm in der Länge und 2,6 cm in der Breite), aber nicht nur für die Galerie, sondern auch mit den inneren Werten. Auch im Fond herrscht nun reichlich Platz (Beinfreiheit: + 10 cm) und dahinter für die Koffer (Gepäckraumvolumen: + 17 %). Das neue Gesicht steht dem Jeep ebenso gut: mächtiger Chromgrill, erhabene Gürtellinie, schmale Fensterflächen und 5,3 cm tiefer das Dach. Das tut der Fahrdynamik gut. Auch weil der große Jeep mit den hinteren Einzelradaufhängungen, die mit Stahl- oder Luftfederung bestückt werden, nun der antiquierten Starrachse tschüss sagt.
Zwar ist auch der aktuelle Grand Cherokee von den Anlagen eher ein beschaulicher Kumpan, aber der Trumm aus Detroit macht nicht nervös wie der Wrangler, der auf der Straße schon mal urplötzlich quer geht. Bei Nässe flackert die Warnleuchte des ESP, aber der Allradantrieb zieht und schiebt den Ami mit vollem Traktionsbewusstsein in die Spur.
Straße geht gut, Gelände sowieso. Der 4WD LOW-Button zwischen Fahrer- und Beifahrersitz macht deutlich, dass der bulligste aller Jeeps auch in seiner Neufassung kein weich gespülter SUV sein möchte. Ähnlich wie mit Land Rovers „Terrain-Response“ lässt er sich mit verschiedenen Off- und Onroad-Programmen (Automatik, Sport, Sand, Schlamm, Schnee und Felsen) an die Scholle adaptieren und mit „Quadra-Trac II“ an die Fahr- oder Packgegebenheiten: In “Park” wird er um 3,8 cm abgesenkt und in „Aero“ (ab 100 km/h automatisch) um 1,3 cm. Im Geländeeinsatz ist das Gegenteil von Vorteil. Und so lässt sich das Fahrzeug unter “Gelände 1” um 3,3 cm und mit „Gelände 2“ um 6,5 cm anheben.
Nicht nur im Gelände weiß der Jeep immer, wo es lang geht: Der Kompass in der Instrumentierung, der hier weniger, in Amerika mehr Sinn macht, gehört wie beim Vormodell zum Serientrimm wie die Taschenlampe und eine 12-Volt-Steckdose (zusätzlich zu den zwei weiteren) im Kofferabteil. Das lässt sich mit den Volumenlitern nicht lumpen. Minimal 782, maximal 1.554 Liter passen hinein. Das Umklappen der Rücksitzbank gelingt sehr einfach (im Verhältnis 1/3:2/3) und schnell, da die Kopfstützen, weil sie mechanisch selbsttätig umklappen, nicht demontiert werden müssen. Entweder wird über die geöffnete Heckscheibe zugeladen (Öffnung per Fernbedienung) oder über die große Heckklappe.
Mit dem Topmodell „Overland“ setzt es an Extras die volle Packung. Mit viel neuer Ausstattung wie den luxuriös-rustikal Ledersitzen mit Belüftung, dem dreistufig im Abstand regelbaren Radartempomat und der mehr Sicherheit verheißenden Tote-Winkel-Überwachung. Das beheizbare Lenkrad ist des Winters so gut wie eine heiße Suppe, allerdings viel flotter hot.
Und wie macht sich der neue Dreiliter-Dieselmotor im Motorraum? Darf man fragen, denn der kommt nun aus Italien (neuer Chrysler-Jeep-Lenker: Fiat) und nicht mehr aus Stuttgart (alter Besitzer: Mercedes). Antwort: Nicht schlecht, aber nicht besser, denn Daimlers zuletzt 218 PS produzierender Sechszylinder-Common-Rail-Diesel war kultiviert. Dieser ist es – etwas rau – so gerade noch wegen guter Geräuschdämpfung. Das gilt nicht für den Output: 550 Nm verteilt der Dieselmotor von VM Motori schon bei 1.800 U/min auf alle Viere. Das zieht machtvoll und das schiebt machtvoll. Gelassen geleitet von der Fünfgangautomatik und mit nun 241 Pferden im großen Stall.
Das klingt teuer. An der Zapfsäule. Und richtig, es macht durchaus Sinn, die Tankklappe von innen zu verriegeln, da sich die Rechnung mit dem 93-Liter-Reservoir auf rund 150 Euro addiert, aber eigentlich geht der Testverbrauch von 10,9 Litern Diesel faktisch in Ordnung. Masse und wahre Größe kostet. Da verzeiht man den einen Liter Mehrverbrauch, den sich der neue im Vergleich zum alten Grand Cherokee im Test gönnt. Eine grundsätzliche Frage ist natürlich, wie man zu schweren Fullsize-SUVs steht, denn 2,3-Tonnen Leergewicht sind ein schlechter Sparansatz. (le)
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