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Fiat E-Ulysse im Test (2022): Elektrische Alternative zum VW Bus?

Für gut ein Jahrzehnt war Fiat aus dem Segment der Großraumlimousinen verschwunden. Auf der Basis des neuen Scudo kehren die Turiner in die Klasse des VW Busses zurück. Der neue Fiat E-Ulysse knüpft namentlich an den bis 2011 gebauten Vorgänger an. Technisch ist er mit dem aktuellen Citroen Spacetourer und Peugeot Traveller verwandt. Wie gut der neue E-Ulysse als Familienbus und Shuttle ist? Wir haben es getestet.

Inhalt


  1. Stärken und Schwächen im Schnellcheck
  2. Technische Daten
  3. Konkurrenzmodelle
  4. Fazit

Fiat E-ulysse

© Fiat

Der Fiat E-Ulysse 2022 im Schnellcheck


Stärken

  1. Dank E-Antrieb lokal emissionsfrei
  2. Äußerst geräumig
  3. Flexibel und variantenreich
  4. Guter Komfort
  5. Innovative Extras

Schwächen

  1. Kleine Reichweite
  2. Sehr hoher Einstiegspreis
  3. Mittelmäßige Serienausstattung (angesichts des Preises)
    Fiat E-ulysse

    © Fiat

    Neustart des E-Ulysse: das Produkt einer breiten Stellantis-Kooperation

    Der Fiat E-Ulysse ist – nach dem Fiat 500e – das zweite batterieelektrische Modell der Turiner. Die elektrisch angetriebene Großraumlimousine freilich ist mit 4,96 Metern, selbst in der Basisvariante ʺL2″, drei Nummern größer als der Cinquecento. Das heißt: Während der legendäre Mini am besten allein oder zu zweit genutzt wird, ist der neue E-Ulysse ein Stromer für sieben oder acht Personen. Als Pkw-Variante des mittelgroßen Nutzfahrzeugs Scudo richtet er sich mit seinem Komfort, seiner Eleganz und seiner Ausstattung an große Familien; und an professionelle Personenbeförderer, etwa im Einsatz als Hotel-Shuttle.

    Diese Einsatzgebiete schweben jedenfalls Fiat vor. Wer aber ist eigentlich der Hersteller? Produziert wir der E-Ulysse im Stellantis-Werk in Hordain, im hohen Norden Frankreichs. Unter dem Dachkonzern ist seit 2021 neben Fiat-Chrysler auch der PSA-Konzern zu Hause. Federführend entwickelt wurde der niedrigste gemeinsame Vorfahre des Fiat Scudo/Ulysse von den großen Zwei der PSA-Gruppe, Peugeot und Citroen; seine Expertise mit eingebracht hat zumal Toyota. Alle drei interpretieren das technisch idente Modell auf ihre eigene Weise und rüsten es nach ihren Vorstellungen aus.

    Fiat E-ulysse

    © Fiat

    Pkw-Variante Fiat Ulysse nur als Stromer

    Ein vierter Hersteller, der seit 2019 ebenfalls zum PSA-Konzern gehört, hält es gleich: Opel mit dem Vivaro respektive Zafira Life. Jetzt kommt mit Fiat ein fünfter hinzu, der auf der gleichen technischen Grundlage den Scudo bzw. E-Ulysse anbietet. Die Turiner geben ihrem Modell gleichfalls eine eigene Note; bei der Motorisierung der Pkw-Spielart folgen sie indes den Konzernpartnern. Wie Peugeot beim Traveller, Citroen beim Spacetourer und Opel beim Zafira Life bieten die Turiner den Ulysse ausschließlich mit einem batterieelektrischen Antrieb an. Nur Toyota schert mit dem Proace Verso aus dieser Harmonie aus; er wird auf Wunsch auch von einem Diesel angetrieben.

    Zurück zum elektrischen Antrieb. Er ist in allen genannten Varianten der Großraumlimousine der gleiche, auch im Fiat E-Ulysse: konkret eine 136 PS und 260 Nm starke Synchronmaschine von Vitesco Elektronics aus Regensburg (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 23,3 bis 27,3 kWh auf 100 km, 0 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+++.). Der Frontmotor zieht den Kleinbus in 12,1 bzw. 13,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h; je nachdem ob er mit der kleinen oder der großen Batterie ausgestattet ist. In beiden Modellen regelt Fiat den Motor bei 130 km/h ab.

    Je nach Batterie knapp 200 bzw. 300 Kilometer reale Reichweite

    Bleiben wir gleich bei den Energiespeichern. Der kleine Akku speichert 50 kWh, der große 75 kWh. Mit der großen Batterie kommt der Fiat E-Ulysse zäher in Schwung, weil er mit ihm um 180 Kilo schwerer ist. Im Gegenzug erhöht der 75-kWh-Akku jedoch die Reichweite: von 231 auf 329 Kilometer nach WLTP-Norm. Im Alltag schafft die kleine Batterie, ohne Ladestopp, keine 200 und die große keine 300 Kilometer. Wer mit dem neuen E-Bus aus Turin nach Italien reisen will, braucht also reichlich Muse, regelmäßig zum Laden zu halten. An einer Schnellladestation dauern die Halte jeweils rund eine Dreiviertelstunde.

    An ihnen lädt der elektrische Kleinbus serienmäßig mit einer Leristung von 100 kW – keine Spitzenleistung, aber eine, mit der man im Alltag arbeiten kann. Zu Hause lässt sich der E-Ulysse mit bis zu 11 kW laden, ebenfalls ab Werk. Bei einem Grundpreis deutlich über 50.000 Euro darf man das aber auch erwarten. Was aber bietet der E-Ulysse für diesen Preis noch – und was macht er anders als seine Kollegen? Anders sind beim Fiat namentlich die Namen, die Ausstattungsdetails – und die Preise. Beginnen wir mit den Ausstattungen: neben der Basis- kann der Bus auch in der ʺLounge”-Linie geordert werden.

    Fiat E-ulysse

    © Fiat

    E-Ulysse: zwei Längen, zwei Ausstattungen – knapp 30 Sitzkonfigurationen

    Die Vielfalt der Ausstattungen und Gestaltungsmöglichkeiten ist eine der Stärken des E-Ulysse. Die zwei Akkugrößen und zwei Ausstattungslinien haben wir bereits genannt. Außerdem streckt sich die Großraumlimousine in zwei Längen aus: bei beiden stehen die Achsen 3,28 Meter auseinander; die Längen betragen 4,96 oder 5,31 Meter. Anders gesagt. Platz ist im neuen E-Bus Fiat’s mehr als reichlich vorhanden: wahlweise für sieben oder acht Personen samt Gepäck. Damit nicht genug. Die Art und Weise, wie die Fahrgäste sitzen und untergebracht sind, lässt sich mannigfaltig individualisieren.

    Als Achtsitzer offeriert der Fiat E-Ulysse ein Dutzend Wahlmöglichkeiten; als Siebensitzer sogar 16. Möglich wird diese Flexibilität durch ein Schienensystem. Mit ihm lassen sich die Sitze einfach in die verschiedensten Konfigurationen bringen; beim Ausbauen sollte man aber zu zweit sein. Geselligkeit und Gastfreundschaft, das wird im Kleinbus aus Turin, wie in Italien üblich, generell groß geschrieben. Doch was bedeutet das konkret? Ab Werk verbaut Fiat eine manuelle Klimaanlage – eine Zweizonen-Klimaautomatik ist indes erst im ʺLounge”-Modell Serie; bei diesem Preis dürfte man sie aber in der Basisausstattung erwarten.

    Fiat E-ulysse

    © Fiat

    Komfort und Annehmlichkeiten wie in einem Pkw

    In der Topausstattung fächelt die Klimaautomatik im E-Ulysse dafür den Fahrgästen im Fond  von oben frische oder warme Luft zu. Die Belüftungsdüsen sind elegant in das Mittelteil der beiden serienmäßigen Panorama-Glasdach-Paneele integriert. Neben frischer Luft ist im Innenraum so auch für viel Licht gesorgt. Wird es zu viel des Lichts, schaffen zwei Schiebevorhänge rasch Schatten. Die Luft lässt sich im neuen Fiat ebenfalls besonders filtern. Ein neues, effizientes Luftfiltersystem beseitigt unliebsame Kleinstlebewesen wie Bakterien und selbst Viren mittels eines UV-Filters aus der Luft.

    Das System wird von einer eigenen Batterie gespeist und ist portabel; es kann auch außerhalb des Ulysse eingesetzt werden. Im E-Ulysse Lounge sorgen indessen feine Ledersitze für viel Sitzkomfort: in Reihe zwei bieten zwei Sitze optional besonders viel Freiraum. In die richtige Position gedreht entsteht mit ihnen ein bequemer Besprechungsraum; oder eine Spielwiese. Betreten wird der Raum bzw. die Wiese bequem über zwei Schiebetüren; im Topmodell öffnen sie sich wie die Heckklappe elektrisch. Das Einsteigen lohnt sich, denn die Sitzposition ist hoch und das Raumangebot vorzüglich.

    Fiat E-ulysse

    © Fiat

    Fiat E-Ulysee: Platz und Stauraum im Übermaß

    Vorzüglich eignet sich der neuen Fiat E-Ulysse auch zum Transport von Gepäck. Selbst bei voll belegter Hütte packt er 900 bzw. in der Langversion sogar 1.500 Liter ein. Maximal fasst er 4.200 bzw. 4.900 Liter – oder Gegenstände, die bis zu 3,1 respektive 3,5 Meter lang sein können. Naturgemäß fährt sich ein Kleinbus mit diesen Maßen weniger agil und wendig als ein 500e: der E-Ulysse aber ist kein ungelenker Dampfer. Dank seiner niedrigen Bauhöhe von 3,990 Metern passt er locker durch jedes Garagentor; und kommt ungehindert in jede Parkgarage. Vier Einzelradaufhängungen stellen sicher, dass der Federungskomfort eher dem eines Pkws als dem eines Nutzfahrzeug gleicht.

    Mit der Sicherheits-, Assistenz- und Infotainment-Ausstattung hegt Fiat beim E-Ulysse ähnliche Ambitionen. Ein 7-Zoll-Infotainmentsystem gehört z.B. zur Serienausstattung; im ʺLounge”-Modell ist ab Werk ein ebenso großes Navigations-System verbaut: damit die Fahrt im Ulysse nicht zur sprichwörtlichen Irrfahrt des Namensgebers wird. Serienmäßig hat eine Geschwindigkeitsregelanlage samt Verkehrszeichenerkennung das Tempo im Blick; und ein Spurhalte-Assistent hält die Spur. Dass Xenon-Scheinwefer mit LED-Tagfahrlichtern erst ab der ʺLounge”-Ausstattung Serie sind, sollte bei dem Preis jedoch nicht passieren.

    Technische Daten des Fiat e-Ulysse


    PS-Anzahl: min. 136 PS max. 136 PS
    kW-Anzahl: min. 100 kW max. 100 kW
    Antriebsart: Frontantrieb
    Getriebeart: Automatik
    Kraftstoffart: Elektro
    Verbrauch Elektro: 24,6kWh/100 km
    CO₂-Emission 0 g/km
    Abgasnorm: Euro 6 D (grüne Feinstaub-Plakette)
    Listenpreis: ab 55.990 Euro
    Stand der Daten: 01.07.2022

    Konkurrenzmodelle


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    Unser Fazit zum Fiat e-Ulysse


    MeinAuto.de-Redakteur: Norbert Auer | 01.07.2022

    Mit dem E-Ulysse ist Fiat zurück im Segment der Kleinbusse. Technisch setzen die Turiner auf die Komponenten der vier Schwestermodelle; nicht zuletzt beim elektrischen Antriebsstrang. Die Fahrleistungen und insbesondere die Reichweite fallen deshalb eher bescheiden aus. Beim Platzangebot und bei den Gestaltungsmöglichkeiten ist Fiat umso großzügiger; Stil, Komfort und Kommunikativität fehlen ebenso wenig. Der Preis ist allerdings happig. Bei MeinAuto.de ist die Turiner E-Großraumlimousine ab 48.026 Euro im Angebot – rund 16% bzw. fasst 8.900 Euro günstiger als gelistet (exklusive Bundesanteil Umweltbonus).

         
    5 von 5 Punkten


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