Dacia Logan MCV TCe 90 Test: neu aufgelegter Preishammer
Der Dacia Logan trägt viele Namen: in Indian heißt er Mahindra Renault, in Russland Renault Logan und in Mittelamerika gar Nissan Aprio. In Deutschland aber nennt er sich Logan und tritt seit 2010 nur mehr als Lieferwagen, Pick-Up und Kombi auf. Der Kombi, der sich hinter dem Kürzel MCV verbirgt, ist eben in der 2. Generation erschienen, unter anderem mit dem Dreizylinder-Turbobenziner TCe 90. Der außergewöhnlich niedrige Preis – ab 8.420 Euro – wirft dabei unweigerlich die Frage auf: bedeutet der kleine Preis auch einen geringen Wert?
Der neue MCV, ein Komplettumbau
Die Frage nach dem Wert führt uns aus der warmen Redaktionsstube hinaus auf den verregneten Parkplatz. Und dort erwartet uns nach dem Regen sogleich die zweite Überraschung: der Dacia Logan MCV sieht nicht mehr aus wie ein Dacia Logan MCV, sondern eher wie ein verlängerter Sondero. Während der erste MCV-Spross nämlich mit dem aufgestockten Dachraum, den Flügeltüren im Heck und dem fast 3 Meter weiten Radstand ein echtes Unikat im Kombieintopf war, hat Dacia den neue Logan MCV zu einer klassischen Großraumlimousine eingekocht. Im Grunde ist der MCV jetzt ein Dacia Sandero, der hinten um 40 Zentimeter weiter überhängt. Aber ist Dacia damit eine Wertminderung oder eine Wertsteigerung gelungen?
Steigen wir ein und schauen wir nach. Unser erster Eindruck ist: das kennen wir schon – und der Eindruck kommt nicht von ungefähr. Zum einen ist das Cockpit des Logan MCV aus dem Sandero; zum anderen finden sich in diesem die bekannten Dacia-Merkmale wieder. Die verbauten Materialien sind schlicht, die Verarbeitung ist etwas rustikal und die Bedienung gewöhnungsbedürftig, vom lediglich in der Höhe verstellbaren Lenkrad bis hin zu den unpraktisch im hinteren Fußraum angeordneten hinteren Fensterhebern. Das Platzangebot ist aber großzügig, zudem sind serienmäßig vier Airbags und ein ESP an Board – Kopfairbags gibt es aber auch als Zubehör nicht.
Die größte Veränderung zum Vorgänger hat der Laderaum des Logan MCV durchgemacht, was nach den äußeren Anzeichen keine wirkliche Überraschung mehr ist. Das Volumen des Kofferraums ist dabei geschrumpft, von maximal 2.350 Liter auf 573 bis 1.518 Liter. Über Platzmangel fürs Gepäck braucht man sich im neuen Logan-Kombi aber nicht zu beklagen; und auch die nicht ganz ebene Ladefläche, die bei umgelegten Rücksitzen zurück bleibt, ist kein gravierender Makel. Im Innenraum passen somit Wert und Preis recht gut zusammen. Mal schauen, wie sich das bei den Fahreigenschaften verhält.
TCe 90 – nicht spritzig, aber sparsam
Unter der Motorhaube unseres Testwagens verrichtet – wie eingangs bereits erwähnt – ein Dreizylinder-Turbobenzinmotor mit 90 PS und 135 Nm Spitzendrehmoment (ab 2.500 Touren) seine Arbeit. Der TCe 90 getaufte Benziner werkelt etwa auch im Renault Clio – und er ist hier wie dort kein Ausbund an Spritzigkeit. Trotz Turbolader geht dem Kleinen rasch die Luft aus, was bei mageren 0,9 Litern Hubraum nicht verwunderlich ist. Die 14,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h deuten an: wer den MCV mit dem TCe 90 schwungvoll vorantreiben will, der muss den Motor kräftig treten und viel im 5-Gang-Getriebe rühren.
Erstaunlicherweise läuft der Ottomotor trotzdem kultiviert und vergleichsweise sparsam, wie der Testverbrauch von 6,9 Litern offenbart. Jedem aber, der mit dem MCV gerne etwas flotter vorankommen möchte, sei der Blick auf den Turbodiesel dCi 90 ans Herz gelegt.
Ausgewogen, komfortabel und unschlagbar günstig
Der Dacia Logan MCV fährt sich mit dem TCe 90 also eher geruhsam als sportlich. Was liegt da näher, als das Fahrwerk auch mit diesen Qualitäten auszustatten: und Dacia ist diesem vorgezeichneten Weg auch gefolgt. Der Logan-Kombi ist recht sanft gefedert, was insbesondere auf längeren Ausfahrten viel Komfort verbreitet. Gemindert wird der allerdings durch die zu weichen Sitze, die überdies zu wenig Halt bieten.
Und wie fährt sich der neue Logan MCV? Nun, bei schneller Kurvenfahrt neigt er spürbar zur Seite und zu sanftem Untersteuern. Die gefühllose Lenkung und das zögerliche Einlenken machen ihn auch zu keinem Kurvenakrobaten; dafür schluckt der Dacia-Kombi dank seiner großen Bodenfreiheit selbst gravierende Unebenheiten anstandslos. Das Fahrverhalten ist in Summe also sicher und ausgewogen, nur die Bremsen trüben das Bild: 38,2 Meter bei kalten und sogar 39,4 Meter bei warmen Bremsen sind für den Bremsweg aus Tempo 100 sehr bescheiden.
Um am Ende auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: Trotz der bescheidenen Bremsanlage: von einem geringen Wert kann beim neuen Dacia Logan MCV wahrlich nicht die Rede sein. (nau)