Lada 4×4 Taiga im Test: Ein Überlebenskünstler!
Genug von schicken Lifestyle-Vans, Möchtegern-Geländewagen und dem ganzen modernen Automobil-Schick? Dann könnte der Lada 4×4 Taiga – bis 2013 als Niva verkauft – etwas für Sie sein. Der ist ein Auto, das es so längst nicht mehr geben dürfte, das aber selbst hierzulande weiter rund tausend Abnehmer pro Jahr findet. Weshalb? Wir sind im Test dem Geheimnis des Lada 4×4 Taiga auf der Spur.
Der Taiga lehrt Genügsamkeit
Der Lada 4×4 war seit Anbeginn ein Auto für raue Umweltbedingungen und unwegsames Gelände. Rau und unwegsam ist auch die Taiga, die ausgedehnten nördlichen Nadelwälder Alaskas, Kanadas und Sibiriens. Es macht also durchaus Sinn, wenn der 4×4 Niva seit 2013 den Namen Taiga trägt. Mit dem Namenswechsel geht ein weiterer Vorteil einher: Endlich hat sich beim Lada 4×4 wieder etwas getan. Denn technisch ist der Geländewagen seit seinem Marktstart 1976 kaum verändert worden. Was auf den ersten Blick gegen jede Überlebenschance in der kurzatmigen Automobilwelt der Gegenwart spricht, wurde über die Jahre zur Tugend. Die Einfachheit und Schlichtheit heben den 4×4 vom Rest ab. Was aber macht den 3,72 Meter langen Lada 4×4 eigentlich zum Taiga? Das Taiga-Paket, bestehend aus:
- Radzierblenden
- seitlichen Schutzleisten oben und unten
- einem „Bodyschutz“ für die Schweller
- einer Trittschutzfolie
- einer folierten Hohlraumversiegelung der Heckklappe
An dieser Auflistung lässt sich erkennen, dass beim Taiga das Hauptaugenmerk auf pragmatischen Lösungen liegt und nicht auf oberflächlichem Zierrat. Das sieht und spürt man auch im Innenraum – und zwar an jedem Quadratzentimeter. Geschäumte Oberflächen, Ledersitze, Klavierlack-Optik, Ambientbeleuchtung. Unnötig, antwortet Lada seit fast vier Jahrzehnten. Der Taiga ist ein Auto und keine Hotel-Lounge. Als solches bietet er nur wenig Luxus, auch wenn es mittlerweile elektrische Fensterheber und optional sogar eine Sitzheizung gibt. Multimedia und Connectivity bleiben für den Taiga jedoch weiter Fremdwörter – selbst ein einfaches Radio fehlt; es kann aber für knapp 700 Euro nachbestellt werden. Woran es dem russischen Haudegen indessen nicht mangelt ist Übersichtlichkeit: Innen dank der Reduktion aufs absolute Wesentliche; und nach außen aufgrund der großen Fensterflächen. Das Platzangebot empfinden wir vorne als recht großzügig und hinten als angemessen. Der Stauraum bewegt sich mit 263 bis 982 Litern im Bereich eines Suzuki Jimny (113 bis 816 Liter) und über dem eines deutlich größeren Jeep Wrangler (142 bis 430 Liter). Wichtiger sind für die Zielgruppen aber wohl Extras wie die Wildwannen in zwei verschiedenen Größen, der Gewährhalter, der Hundetrittschutz und das Laderaumgitter.
Motor: Kult oder Krampf?
Wahrlich ein eigenes Kapitel ist das Motorenangebot des Taiga. Es karg zu nennen, wäre eine Übertreibung; gleiches gilt für die Leistung. Nur beim Verbrauch langt der Russe voll hin. Aber der Reihe nach. Die 1,2 Tonnen des Geländeakrobaten bringt ein 1.690 cm³ großer, wassergekühlter, Multipoint-eingespritzter Reihenvierzylinder mit 83 PS und 129 Nm in Bewegung. Wir sagen absichtlich nicht in Schwung – denn das entspräche nicht dem Fahrgefühl. Es geht zwar Vorwärts, aber nur sehr langsam. Bis wir aus dem Stand Tempo 100 erreichen, laufen auf unserer Stoppuhr ganze 20 Sekunden herunter. Mutige, die weiter voll auf dem Gas bleiben, sollen fast 140 Sachen erreichen. Uns wurde es schon bei 110 Stundenkilometer zu laut. Natürlich ist die Tempobolzerei nicht das, wofür der Lada 4×4 Taiga geschaffen wurde. Dazu passt weder die 5-Gang-Schaltung mit ihrer Geländereduktion noch der Allradantrieb.
Zu beiden gleich mehr. An dieser Stelle wollen wir eine weitere Eigenschaft des Motors erwähnen, die nicht in die Gegenwart passt: der Verbrauch. Der notiert bei 9,5 Litern bzw. 216 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer. Und nein, hier ist nicht von der Praxis die Rede, sondern vom Verbrauch auf dem bekanntlich sehr nachsichtigen NEFZ-Prüfstand. Im Alltag darf man gut und gerne mit 11 bis 12 Litern rechnen. Das ist natürlich jenseits von Gut und Böse – und nur möglich, weil Lada Deutschland den Geländewagen als Kleinserie mit entsprechend laxen Richtlinien vermarkten darf. Vorerst noch. Es mehren sich aber die Gerüchte, dass damit 2017 Schluss sein soll – und 2018 ein nagelneuer Lada Taiga aus den Untiefen der Russischen Wälder auftauchen wird.
Der Taiga blüht auf – auf Fluren und Waldwegen
Wie dem auch sei: Auch in puncto Sicherheit muss der Lada 4×4 Taiga auf Ausnahmeregelungen setzten, um noch auf öffentlichen Straße verkehren zu dürfen. Nur so kann man beim einstmaligen Wolga-Automobilwerk weiter auf dem Standpunkt stehen: Airbags, ESP und Fahrassistenten sind unnötiger Firlefanz. Ein ABS und brauchbare Bremsen hat Lade dem Geländewagen mittlerweile aber spendiert. Ansonsten verlässt man sich beim Insassenschutz ganz auf den schwachen Motor und den heillosen Lärm. Beide sorgen zuverlässig dafür, dass niemand mit dem Taiga zu schnell unterwegs ist. Und falls diese beiden Sicherheits-Anker doch einmal versagen, bremst das steife, aber schwammige Fahrwerk ein.
Im Gelände aber blüht der 4×4 Taiga dann urplötzlich auf. Der russische Bär zeigt Krallen, wenn man so will. Die Krallen gehorchen dabei keinem elektronischen Hokuspokus; sie arbeiten in guter alter Manier noch rein mechanisch. Vorne ist der Taiga über eine Einzelradaufhängung mit vier Querlenkern und Stabilisatoren mit dem Boden verbunden. Hinten übernimmt das eine ungeteilte Achse mit vier Längslenkern und Panhardstab. Die Antriebskraft wird permanent auf beide Achsen verteilt, das Differential lässt sich über einen Hebel jedoch sperren; ein benachbarter Hebel aktiviert die Untersetzung. Dann steigt der Geländewagen mit seinen 22 Zentimetern Bodenfreiheit und einer Watttiefe von 65 Zentimetern behände über Stock und Stein; und erklimmt bis zu 58% steile Hänge. Die Taiga kann kommen.
Technische Daten des Lada 4×4 Taiga: | ||
---|---|---|
PS-Anzahl: | min. 78 PS | max. 83 PS |
kW-Anzahl: | min. 57 kW | max. 61 kW |
Antriebsart: | 4×4 Allradantrieb | |
Getriebeart: | Manuell | |
Kraftstoffart: | Benzin oder Gas | |
Verbrauch (kombiniert): | min. 9,5 l/100km | max 9,5 l/100km |
CO2-Emission: | min. 194 g/km | max. 216 g/km |
Effizienzklasse: | min. G | max. G |
Abgasnorm: | Euro 6 (grüne Feinstaub-Plakette) | |
Listenpreis: | ab 11.490 Euro | |
Link zum Konfigurator: | Hier den Lada 4×4 Taiga konfigurieren |
Fazit zum Lada 4×4 Taiga Test
MeinAuto.de Redakteur: MeinAuto.de Redaktion |
Der Lada 4×4 Taiga verzichtet auch in seiner jüngsten Form auf beinahe alle Errungenschaften der modernen Autoschmiedekunst, egal ob in Bezug auf den Komfort, die Effizienz oder die Sicherheit. Die Fahrt durchs Gelände beherrscht er aber auch nach fast vierzig Jahren noch perfekt. Und auch der Preis scheint aus dieser Zeit zu stammen. Bei MeinAuto.de gibt es den Taiga ab 11.061 Euro, i.e. 8% bzw. knapp 1.000 Euro unter dem empfohlenen Verkaufspreis.
4 von 5 Punkten
Bei uns gibt es übrigens ausschließlich deutsche Neuwagen und keine Jahreswagen. In unseren virtuellen Schauräumen finden Sie zahlreiche andere Geländewagen, z.B. den Suzuki Jimny ab 12.952 Euro und 21,3%, den Skoda Yeti ab 19.990 und 25,94%; oder den Dacia Duster ab 11.093 Euro und 1,8% Neuwagen Rabatt. Mehrere attraktive Optionen der Finanzierung – zum Beispiel unser günstiges Autoleasing – runden unser Angebot ab.