Ford Focus Electric Test: Schwerer Beginn
Auch Ford ist in das Elektro-Zeitalter eingestiegen. Der Ford Focus Electric begeistert durch seinen Fahrspaß, wird es aber schwer auf dem deutschen Markt haben. 250 Newtonmeter stehen beim Ampelstart der Kavaliere für den elektrischen Focus zur Verfügung, die mit dem ersten Druck aufs Fahrpedal abgerufen werden. Damit werden auf den ersten Metern selbst sportliche automobile Vertreter an der Lichtanlage stehen gelassen, ehe sich die Kraft des Focus dann auch einpendelt. Denn mit einer Sprintzeit von 11,4 Sekunden von Null auf 100 km/h ist der Elektro-Focus den zumeist zweisitzigen Mitbewerbern natürlich deutlich unterlegen.
Bis zu 165 Kilometer Reichweite
Doch auf die Sprintfähigkeit kommt es beim ersten rein Batterie betriebenen Fahrzeug von Ford in der Neuzeit auch gar nicht an. Viel mehr interessiert es, wie weit es gehen kann, bevor das Ladekabel wieder angesteuert werden muss. Mit 165 Kilometern gibt Ford die Reichweite an, genug für Fahrten in der Stadt und auch genug für Fahrten rund um den urbanen Lebensraum. Sicher ein Hinderungsgrund, doch Elektroauto-Fahrer sind sich der begrenzten Reichweite bewusst.
Wenn es außerhalb der Stadt knapp werden sollte, müssen acht bis elf Stunden Ladezeit an einer handelsüblichen Steckdose eingerechnet werden. An einer Ladestelle mit 32 Ampere dauert der Vorgang lediglich drei bis vier Stunden, ehe die beiden Lithium-Ionen-Batteriepacks die 107 kW/145 PS wieder ankurbeln können. Dass ein Elektroauto ohne Saft liegengeblieben ist, ist übrigens bisher noch nicht bekannt geworden.
Entspannte Fahrten
Die Fahrten zwischen zwei Ladegängen gehen dabei sehr entspannt vonstatten. Keine Motorengeräusche dringen nach innen, der Vortrieb ist zumindest im Stadtverkehr sehr zügig – elektrisch fahren macht einfach Spaß und ist doch ganz anders als Fahrten mit Verbrennern. Und natürlich sehr lehrreich, da das eigene Fahrverhalten doch in andere Richtungen gelenkt wird.
So wird nicht erst an einer roten Ampel abgebremst, sondern das Fahrzeug rollt dahin und lädt so auch die Batterie wieder auf. Zugleich wird so entspanntes Fahren gefördert. Und zumindest in der Stadt ist man damit nicht wesentlich langsamer unterwegs als die anderen Verkehrsteilnehmer. Und trotz des Ausrollens avanciert der Focus auch nicht zum Verkehrshindernis.
Eingeschränkter Kofferraum
Wer es schneller angehen möchte, schafft es bis zu einer Geschwindigkeit von 137 km/h, auf den ersten Testkilometern stoppte der Vortrieb gar erst zehn Stundenkilometer später. Doch je schneller man unterwegs sein möchte, umso schneller schwindet die Reichweite.
Von vornherein geschwunden ist das Kofferraumvolumen. Denn dort sind die Batterien untergebracht und mindern den Platz. Wer mehr mitnehmen möchte, muss die Rückbank umklappen, um das Gepäck zu verstauen. Da die meisten Focus Electric-Fahrer aus dem gewerblichen Raum kommen, sind sie zumeist allein oder zu zweit unterwegs, sodass die Rücksitze zweckentfremdet werden können.
Teurer Preis
Private Fahrer wird es beim elektrischen Focus dagegen nur wenige geben. Bekannt ist es ja, dass rein elektrische Fahrzeuge sehr teuer sind. Ford hat aber noch einen draufgesetzt. 39.990 Euro kostet der Focus Electric mindestens – und das ist ein ganz schön schwerer Happen, an dem Ford auch knabbern wird, spätestens dann, wenn BMW seinen i3 in den kommenden Tagen in den deutschen Markt einführt. Das Design des Münchners ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber dafür ist der Kleinwagen 5000 Euro günstiger. Opel hat bereits reagiert und die Preise des Ampera gesenkt, bei Ford ist dieses auch nicht ausschließbar. Wer dieses Auto kaufen möchte, muss also tief in die Tasche greifen.