Dacia Duster Test: Auf dem Weg zum Status-Symbol
Dacia hat den Duster für den zweiten Lebensabschnitt optisch und technisch verfeinert. Neben Retuschen an der Frontpartie soll vor allem der neue Benzindirekteinspritzer TCe 125 den Verkauf ankurbeln. Der in der Werbung als „Anti-Status-Symbol“ apostrophierte Dacia Duster fährt in seine zweite Lebenshälfte. Das von der Renault-Tochter aufgemöbelte Kompakt-SUV legt mit dem Facelift allerdings Teile des „Anti-Status-Symbols“ beiseite.
Markantere Front
Waren die ersten Modelle des Herstellers aus Rumänien noch aufgrund des einfachen Designs recht auffällig, so hat sich nicht nur der Duster im alltäglichen Straßenbild etabliert. So ziert den 4,31 Meter langen kleinen Geländewagen nun ein markanter Grill mit Trapez-Muster und auch die Dachreling wurde aufgepeppt und mit dem Namenszusatz „Duster“ versehen.
Im Innenraum kommt ein neuer Instrumententräger zum Einsatz – und auch das Renault-Multimedia-System Media-Nav wird nun verbaut. Allerdings wurde das Element, über das neben dem gut funktionierenden Navi auch noch Radio sowie weitere Funktionen gesteuert werden können, etwas zu weit unten platziert, sodass der Fahrer stets den Blick von der Straße wenden muss, um etwas zu erkennen. Und natürlich ist die Optik und Haptik nicht so wertvoll wie bei anderen Modellen.
Sparsamer neuer Benziner
Doch Kompromisse gehören bei Dacia dazu, dafür lockt der niedrige Preis. Denn trotz einem Mehr an Ausstattung hat Dacia den Einstiegspreis von 13,990 Euro nicht verändert – und bleibt damit der Linie treu, jeweils das günstigste Auto im jeweiligen Segment zu platzieren. Allerdings ist der Basis-Duster ein Lockangebot ohne große Ausstattung, sodass als Mindeststandard die zweite Variante „Ice“ immer gewählt werden sollte, die rund 2000 Euro Aufpreis kostet.
Werden weitere 2400 Euro investiert, steht der Duster mit dem neuen und 92 kW/125 PS starken Benzindirekteinspritzer TCe 125 in der zweithöchsten Ausstattungsvariante „Laureatè“ zu einem Preis von 14.890 Euro vor der Tür – weiterhin mit sehr weitem Abstand zu den nächstgünstigeren SUV.
Viel Platz im Duster
Und der 1,3-Tonner verrichtet seine Arbeit mehr als solide. In 10,4 Sekunden ist Tempo 100 km/h erreicht, die Höchstgeschwindigkeit weitere 70 km/h. Völlig ausreichend ist die Kraft. Kompromisse müssen dagegen beim Fahrwerk geschlossen werden. In Kurven neigt sich der Dacia doch recht stark und Buckelstrecken werden im Innenraum deutlicher als bei anderen und teureren Fahrzeugen gespürt.
Schäden tragen die Insassen aber auch auf langen Fahrten nicht davon, da die Sitze zwar etwas zu weich, aber trotzdem straff genug gefertigt wurden. Und Platz ist im Duster mehr als genug vorhanden. Die hinten sitzenden Insassen müssen keine Platzängste ausstehen und das Gepäck kann auf 475 Litern verstaut werden, die auf 1636 Liter ausgeweitet werden können. Wird dann noch der Beifahrersitz umgelegt, können Gegenstände mit bis zu 2,70 Metern Länge transportiert werden.
Voll beladen muss der TCe 125 doch etwas mehr getreten werden. Das maximale Drehmoment von 205 Newtonmetern liegt zwar bereits bei 2000 Umdrehungen an, doch der an sich schon zahme Ottomotor benötigt dann höhere Drehzahlen. Trotzdem vollkommen ausreichend. Das neue Aggregat wird von Dacia auch als „goldene Mitte“ im Portfolio betrachtet, denn rund 70 Prozent aller Dacia-Kunden werden einen Benziner ordern, davon rund 50 Prozent des TCe 125.
Diesel für das Gelände
Wer etwas mehr Bumms möchte, greift auf den bekannten dCi 110 zurück. Der 80 kW/110 PS starke Diesel verfügt zwar mit 240 Newtonmetern bei 1750 Umdrehungen nur über wenig mehr Drehmoment und auch der Sprint wird in 12,2 Sekunden langsamer absolviert, doch wirkt die Beschleunigung kräftiger und fördert den Fahrspaß bis zu einer Geschwindigkeit von 169 km/h.
Im Topdiesel kann der Duster zudem seine Geländequalitäten unter Beweis stellen, wenn das 1900 Euro Aufpreis teure Allradsystem mit geordert wird. Sehr souverän löste der Allrad-Selbstzünder im anspruchsvollen Offroad-Testcenter Bergfahrten, Wasserdurchquerungen oder Buckelpisten. Mit 16.590 Euro liegt das Topmodell damit weit entfernt vom Basispreis, doch mit der Ausstattung ebenso weit von den weiteren Mitbewerbern entfernt.
ESP serienmäßig
Zudem müssen die Insassen kaum Einbußen bei der Sicherheit in Kauf nehmen. Dacia hat aus dem Crashtest-Desaster des Lodgy gelernt. Während der Van ohne serienmäßiges ESP nur auf drei Sterne kam (mit ESP hätte der Lodgy die Höchstwertung von fünf Sternen knapp verpasst), ist der Schleuderblocker bei jedem Duster von Beginn an an Bord. Auch da hat der ab sofort erhältliche neue Duster das Motto vom Anti-Status-Symbol abgelegt.
von Thomas Flehmer / in Kooperation mit Automagazin Autogazette