Chevrolet Orlando Test: Flotter Kompaktvan zum Kampfpreis
Nach Orlando fährt man vorzugsweise mit der Familie, das weiß in den USA jedes Kind. Der Name des Chevrolet Orlando ist also Programm, der Kompaktvan soll ein Auto für die Familie sein: geräumig und trotzdem kompakt, günstig und trotzdem vielseitig. Ob der Orlando hält, was er verspricht, zeigt unser Test.
Raue Schale, geräumiger Kern
Außen markiert der Chevrolet Orlando zunächst jedoch nicht den sanften Familienmenschen, sondern den kantigen Eigenbrötler, der einem Abstecher ins Gelände durchaus zugeneigt scheint. Denn neben der schroffen Linienführung hat Chevrolet dem kompakten Van einige typische SUV-Designmerkmale spendiert, die weit ausgestellten Radhäuser zum Beispiel oder den – lediglich angedeuteten – Unterbodenschutz.
Das ruppige Äußere täuscht allerdings. Der Innenraum des Orlando nämlich, er empfängt uns mit zuvorkommenden Manieren: auf den beiden Vordersitzen drücken sich diese etwa in dem geradezu herrschaftlichen Platzangebot, dem aufgeräumten Armaturenbrett und der in angenehmen Blautönen schimmernden Instrumententafel aus. Dass dabei hauptsächlich Hartplastik verbaut wurde, erkennen wir, als wir dem Material klopfend auf den Leib rücken. Bei dem geringen Preis kann man aber keine Oberklassenqualität erwarten.
Diesem Preis zum Trotz bietet der Orlando ab Werk aber großzügigerweise zwei Sitzreihen, wobei der Einstieg in Reihe drei durch das federunterstützte Umklappen der mittleren Sitzreihe erleichtert wird. Leider lässt sich die mittlere Sitzbank nicht der Länge nach verschieben, wodurch die Kniescheiben langbeiniger Passagiere unweigerlich mit den Rückenlehnen der Vordersitze in Berührung kommen. Kinder haben dieses Problem nicht; und sie finden auch auf den beiden Plätzen der letzten Reihe viel Platz zum – von Vater und Mutter verbotenen – Herumtoben.
Großes Format, mittelgroßer Kofferraum
Wer den Platz hinten lieber für den Transport von Ladegut verwenden will, der kann eine oder auch beide Sitzreihen versenken. Das Ergebnis ist ein ebener Ladeboden und ein Zuwachs im Transportvolumen, von den mickrigen 89 Litern auf 458 bzw. 1.487 Liter. Für ein Auto mit 4,65 Metern Länge ist diese Kofferraumausbeute unserer Meinung nach allerdings noch immer bescheiden. Der VW Touran packt bspw. 695 bis 1.989 Liter weg – und ist um rund 20 Zentimeter kürzer.
Motoren – quirlig, aber nicht sparsam
Doch genug gepackt, geschlichtet und geklopft, jetzt ist es an der Zeit, dem kompakten Chevi die Sporen zu geben. Für den Vortrieb sorgen im Orlando entweder ein Zweiliterdiesel oder einer von zwei Benzinmotoren, ein 1,8-Liter-Vierzylinder mit 141 PS und ein 1,4-Liter-Turbobenziner.
Der Vierzylinder-Turbo ist der jüngere der beiden Benziner und leistet 140 PS sowie ab 1.850 Touren ein maximales Drehmoment von 200 Nm. Chevrolet kombiniert ihn serienmäßig mit einem Sechsgang-Getriebe und einem Start-Stopp-System bzw. einem Eco-Drive-Assistenten. Diese Kombination beschleunigt den Orlando nicht brachial, aber doch zügig in 11,2 Sekunden von 0 auf 100. Sie soll auch dafür sorgen, dass der Kompaktvan im Schnitt mit weniger als 6 Litern pro 100 Kilometer auskommt.
In unserem Test waren es allerdings fast 3 Liter mehr, wobei der Eco-Drive-Assistent nur bedingt hilfreich war. Er hat uns zwar detailliert aufgeschlüsselt, wofür wir gerade den Treibstoff verbrennen (von der Klimaanlage bis hin zum Radio), die Arbeit, sprich das Spritsparen, blieb aber ans uns hängen. Wie sinnvoll ein solcher Öko-Assistent ist, sei dahingestellt.
Ein Kostverächter ist auch der kultivierte 2.0 Turbodiesel mit seinen 163 PS und 360 Nm Spitzendrehmoment nicht. Bei flotter Fahrweise verbrennt er 8,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer, der Verbrauch kann aber mit einem sanften Gasfuß auf weniger als 7 Liter gedrosselt werden. Bei dem früh zupackenden und umtriebigen Temperament des Diesels fällt das aber nicht gerade leicht.
Agil aber hart gefedert
Der sanften Gangart ebenso wenig förderlich ist der Umstand, dass der Orlando ein recht agiles Handling an den Tag legt. Zu verdanken ist die Beweglichkeit vor allem der spontan ansprechenden Lenkung und der ausgewogenen Abstimmung, die erst im Grenzbereich – etwa bei abrupten Spurwechseln – den Van leicht pendeln lässt. Das aber wird vom ESP sofort wieder eingefangen.
Die Agilität geht allerdings auf Kosten des Komforts, wobei vor allem die steife Federung Fahrer und Passagiere unnötig detailreich über die jeweilige Beschaffenheit des Straßenbelags unterrichtet. Hinzu kommt, dass die mäßige Bremsanlage Komfort und Vertrauen nicht wirklich steigert – 40 Meter Bremsweg aus Tempo 100 sind einfach zu viel. Positiver Nebeneffekt ist aber: der Gasfuß wird so am Ende doch noch gezügelt.
Resümee: Mit einem Preis ab 18.391 Euro ist der Chevrolet Orlando für all jene interessant, die nach einem besonders günstigen und gut motorisierten Siebensitzer suchen. Kleine Einschränkungen beim Kofferraumvolumen und den Fahreigenschaften muss man dabei allerdings in Kauf nehmen. (nau)
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