VW Golf 8 R

▶ Karosserie & Design

Äußerlich strotzt der "R" vor Kraft und Tatendrang

Volkswagen Racing ist die VW-Tochter, die die Entwicklung des Golf R verantwortet. Ihre Kernkompetenz war und ist der Rennsport. In dem zählt Leistung in Form von Rundenzeit. Für eine schnelle Zeit braucht es viel Motorleistung und ein formidables Fahrwerk. Immer wichtiger wird die Aerodynamik. Wobei aerodynamische Rennwagen keineswegs schön sein müssen.

Folgt die Form aber der Funktion, ist ein eindrucksvolles Design garantiert. Beim Golf 8 R scheint dem so zu sein. Die “R”-Behandlung verwandelt die graue Maus Golf in einen heißen, 4,30 Meter lange, 1,79 Meter breiten und 1,45 Meter hohen Hot-Hatch. Damit ist der Golf 8 R zwei Zentimeter kürzer und drei niedriger als der Golf 8. Er ist und bleibt aber die Ausgangsbasis.

Der Golf 8 R übernimmt damit auch die Anfang 2024 gesetzten Modellpflegemaßnahmen. VW Racing verfeinert sie wie gewohnt gekonnt. Die Außenspiegel taucht man in mattes Chrom. Die Schweller werden verbreitert – und die Stoßfänger mit kraftvollen Air-Curtains versehen. Außerdem legen die Felgen an Form und Format zu. Ab Werk sind die 18-Zöller “Jerez” angesagt. Kurzum. Der Golf R strotzt vor Kraft.

▶ Innenraum & Ausstattung

Sportliche Extras für mehr Komfort und ein besseres Ambiente

In einem echten Rennwagen zählen innen nur Gewicht und Funktionalität. In einem Kompaktsportler wie dem Golf 8 R darf das Interieur auch dem Auge und dem Tastsinn schmeicheln. Einige “R”-Extras können beides, zum Beispiel die beheizbaren Top-Sportsitze. Sie bieten kräftigen Halt, selbst auf langen Fahrten guten Komfort – und Bezüge, die sich gut anfühlen und gut aussehen.

Beide Vorzüge vereinen die Mesh-Dekoreinlagen in den Türen und der Instrumententafel. Und die in gebürstetem Edelstahl ausgeführten Pedale sowie die 30-farbige Ambientebeleuchtung? Sie sehen vor allem gut aus – das beheizbare Lederlenkrad greift sich indessen einfach gut an. Die Schaltwippen dahinter liegen ebenfalls gut in der Hand.

Schnelleres Infotainment, größerer Touchscreen, weniger Ablenkung

Eher eine störende Spielerei des Sport Lenkrads ist hingegen die Handhabung der vielen Multifunktionstasten und Touchflächen. Eine mühselige Spielerei war bislang auch die Bedienung zweier weiterer Serien-Zugaben: die der 3-Zonen-Klimaautomatik und die des Infotainments. An dieser Stelle hat VW bei der Modellpflege angesetzt. Das “Ready 2 Discover”-Infotainment im Golf R hat mehr Rechenleistung bekommen; und einen nahezu 13 Zoll großen, frei stehenden Touchscreen.

Dass sich der Bildschirm aus dem Armaturenbrett gelöst hat, ist ergonomisch ein Vorteil. Damit ist einfacher zu erreichen und kann sich leicht dem Fahrer zuneigen. Die größere Diagonale erlaubt es VW ferner, dauerhaft eingeblendete digitale Schnellwahltasten zu implementieren. Außerdem wurde der Menüaufbau vereinfacht. Das Ergebnis: Die meisten Routineeingriffe gehen schneller von der Hand und der Fahrer ist weniger abgelenkt.

Platzverhältnisse sind im Kompaktsportler nicht auf Kante genäht

Weniger Ablenkung bedeutet zum einen mehr Sicherheit – im Golf 8 R zum anderen auch mehr Zeit für das Vergnügen. Vor dem Vergnügen heißt es Platz nehmen. Die Tore öffnet der Wolfsburger Kompaktsportler ab Werk schlüssellos. Der Startknopf erweckt nicht nur den Motor, sondern auch das große, frei konfigurierbare Kombiinstrument vor uns zum Leben; im “R” wartet es mit einigen R-spezifischen Anzeigenmodi auf.

Licht beleuchtet nach dem Starten mittlerweile auch die – nach wie vor umständliche – Touch-Bedienleiste am unteren Rand des Touchscreens. Genug Platz fänden wir im Golf R indes auch ohne Licht. Selbst im Fond ist genug Platz für rund 1,85 Meter große Fahrgäste. Im Kofferraum reicht die recht schwache Beleuchtung aus, um den beträchtlichen Stauraum-Schwund aufzudecken. Statt der im Golf 8 üblichen 381 bis 1.237 Liter bietet der Golf 8 R nur deren 341 bis 1.197.

▶ Motor & Antrieb

Seit der Modellpflege geht es mit 333 PS in 4,6 Sekunden auf Tempo 100

Verantwortlich für den kleineren Kofferraum ist im Golf 8 R der “4Motion”-Allradantrieb. Er ist aber unabdingbar: um die Leistung der zwei Liter großen Vierzylinder-Maschine auf die Straße zu bringen. VW hat beim 2,0 l TSI weiter an der Leistungsschraube gedreht. Den 1.984 cm³ des Ottomotors entlocken die Wolfsburger jetzt: 333 PS und – zwischen 2.100 und 5.500 Touren – 420 Nm (Energieverbrauch (kombiniert) 8,1 bis 8,5 l/100 km, CO2-Emission (kombiniert) 184 bis 193 g/km, CO2-Klasse G).

2020 ist die aktuelle Generation mit 320 PS angetreten. Jetzt hat der Golf R die Leistung, die bisher nur dem Golf R Performance zuteil wurde. Und was macht der Vierzylinder damit? Er treibt den kompakten Sportler in 4,6 Sekunden von 0 auf 100 – und in vollem Auslauf auf 250 oder 270 km/h. Im Vergleich mit dem Vorgänger gelingt der 0-100-Sprint um 0,1 Sekunden schneller. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe hat also noch mehr Arbeit.

Ob VW 250 oder 270 km/h frei gibt, entscheidet die Ausstattung. Wer mit 270 km/h über die Rennstrecke bolzen will, muss den Golf R mit dem “R-Performance”-Paket aufrüsten. Einem möglichst niedrigen Verbrauch ist dieses Paket aber abträglich. Bei einem Durchschnittsverbrauch von rund 10 Liter ist indessen ohnehin Hopfen und Malz verloren. Die Umweltbilanz bleibt bescheiden. Der Fahrer kann diese Tatsache nur akzeptieren, VW kann reagieren: etwa indem man den Tank um 5 Liter vergrößert.

▶ Komfort & Fahrgefühl

Spezielle Fahrmodi und Adaptiv-Fahrwerk sind Serie

Nur zu reagieren ist für den Fahrspaß mit dem VW Golf 8 R der falsche Ansatz. Am meisten Freude bereitet er, wenn er aktiv gefahren wird. Das sollte aber auf die Rennstrecke beschränkt bleiben. Das erwähnte “R-Performance”-Paket hält für zwei spezielle Fahrmodi für Rundkurse bereit. Der “Drift”-Modus erklärt sich von selbst, der “Secial”-Modus optimiert alle Fahrwerkskomponenten für die Nordschleife.

Mit dem “R-Performance”-Paket gehört zu diesen Komponenten ein großer Dachkanten-Spoiler. Serie sind im Golf 8 R: das tiefer gelegte Sportfahrwerk, die geschwindigkeitsabhängige Progressiv-Lenkung; des Weiteren der “4Motion”-Allradantrieb, ein elektronisches Sperrdifferenzial – und die adaptive Fahrwerksregelung DCC. Mit ihr macht der Kompaktsportler nur auf der Rennstrecke – und auf den Alltagspfaden eine gute, ausgewogen komfortable Figur.

Die Ausstattung mit Fahrassistenz- und Sicherheitssystemen ist im Golf R ab Werk weniger vorzüglich. VW gibt ihm nur die vom Gesetz geforderten aktiven Assistenten mit: den vorausschauenden Geschwindigkeitsbegrenzer bspw. oder den Notbremsassistenten ʺFront Assist"; er reagiert neben Fußgängern auch auf Radfahrer. Die hochwertigen Helfer kosten im Golf R extra, u.a. die 360-Grad-Umgebungsansicht und der erweiterte Parkassistent. Mit ihm können wir den Sportler ferngesteuert einparken.

▶ Kosten

Echter Racer zum Preis eines Rennwagens

Das sichere, möglichst schadenfreie Einparken ist mit dem Golf 8 R dringlich angeraten: Denn selbst der Basispreis hat die 50.000-Euro-Grenze mittlerweile deutlich hinter sich gelassen. Doch das Vergnügen hat eben seinen Preis.